Wintersport für Kinder mit Diabetes: Schnee, Sport und Insulintherapie – das geht!

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Wintersport für Kinder mit Diabetes: Schnee, Sport und Insulintherapie – das geht! | Foto: MP Studio – stock.adobe.com
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Wintersport für Kinder mit Diabetes: Schnee, Sport und Insulintherapie – das geht!

Der Winter steht kurz bevor und die Vorfreude auf Aktivitäten im Schnee steigt. Wintersport bringt viel Spaß, aber auch Herausforderungen im Diabetes-Management für Kinder mit Diabetes. Bezüglich der Insulintherapie gibt ein paar Dinge zu beachten.

Bewegung bietet viele Vorteile. Neben niedrigeren Glukosewerten und der Reduktion von Herz-Kreislauf-Problemen sind insbesondere gesteigertes Wohlbefinden und der Spaß an der Bewegung die Hauptziele. Dabei braucht es an intensiven Sporttagen mit herausfordernden Rahmenbedingungen wie Kälte und einer hohen Aktivitäts- und Intensitätsdauer nicht unbedingt eine Zeit im Zielbereich (Time in Range, TIR) über 70 Prozent.

Keine Angst vor Sport

Ziel ist es, für jede Form von Wintersport die passenden Strategien in petto zu haben, ohne durch starke Unterzuckerungen (Hypoglykämien) oder lange Phasen der Überzuckerung (Hyperglykämie) die Aktivität unterbrechen zu müssen. Das Gefühl, sich gut vorbereitet zu haben, sowie das Wissen, wie man in problematischen Situationen richtig reagieren kann, können die Sorge sowohl bei den Betroffenen als auch bei ihren Familien deutlich reduzieren. Also: Gut vorbereitet (und gut eingepackt) raus in den Schnee!

Achtung vor Unterzuckerung

Vor dem Sport wird ein Glukosebereich von 150 bis 180 mg/dl bzw. 8,3 bis 10,0 mmol/l angestrebt, kann aber im Einzelfall abweichen. Trotz unterstützender Technik ist ein permanentes „Mitdenken“ notwendig. Faktoren, die die Glukosewerte bei Sport beeinflussen, sind u. a. der Trendpfeil bei den Glukosewerten, die Menge des im Körper aktiven Insulins (Insulin on Board, IOB), die Sportart, die Tageszeit, Dauer und Intensität der Aktivität und die Zahl der Unterzuckerungen in den letzten 24 Stunden.

Lange Aktivitäten auf Skiern, Schlitten, Snowboard oder Schlitt- und Schneeschuhen gehören zum Ausdauersport. In diesen Fällen ist der Insulinbedarf meist geringer. Ausdauernde Tages-Aktivitäten beeinflussen die Glukosewerte bis zu 48 Stunden danach. Der lang anhaltende Glukosebedarf in den Muskeln (Muskel-Auffüll-Effekt) führt zu einem geringeren Insulinbedarf in der Nacht. Ein Anpassen der Insulintherapie ist notwendig, um das Risiko für Unterzuckerungen zu reduzieren.

Tab.: Praktische Tipps für den Glukosewert beim Start

Glukosewert geringe/mäßige Intensität hohe Intensität
über 250 mg/dl bzw. 13,9 mmol/l ohne bekannten Grund: Ketone messen, 50 Prozent der Korrektur abgeben anstrengende Aktivitäten vermeiden
180 – 250 mg/dl bzw. 10,0 – 13,9 mmol/l Start möglich Start möglich (Glukosewert kann steigen)
120 – 180 mg/dl bzw. 6,7 – 10,0 mmol/l Start möglich Start möglich (Glukosewert kann steigen)
90 – 120 mg/dl bzw. 5,0 – 6,7 mmol/l Start möglich (ggf. Snack essen) Start möglich (Snack essen)
unter 90 mg/dl bzw. 5,0 mmol/l XXX hohe Unterzuckerungs-Gefahr
Snack essen und Glukosewert checken vor Start
modifiziert nach Riddell MC et al.: Exercise management in type 1 diabetes: a consensus statement. Lancet Diabetes Endocrinol 2017; 5: 377 – 390

Anpassen der Insulintherapie

Folgende Möglichkeiten bestehen bei einer Therapie mit Insulinpumpe:

  • Verwenden des „Sportmodus“: mindestens ein bis zwei Stunden vor der Aktivität, dauerhaft während der Aktivität, null bis 12 Stunden nach der Aktivität; alternativ: Anpassen des Glukose-Zielwerts über die Phase,
  • individuelle manuelle Reduktion der Basalrate, abhängig von den dargestellten Faktoren,
  • bei Aufnahme von Kohlenhydraten zwei Stunden vor Beginn der Aktivität Reduktion dieses Mahlzeiten-Insulins um etwa 25 bis 33 Prozent oder das Kohlenhydrat/Insulin-Verhältnis individuell anpassen.

Und bei der Therapie mit Insulinpen:

  • die Reduktion des lang wirksamen Insulins ist abhängig von den oben genannten Faktoren und der Wirkdauer des Insulins,
  • bei Aufnahme von Kohlenhydraten zwei Stunden vor Beginn der Aktivität Reduktion dieses Mahlzeiten-Insulins.

Jede Form von Insulintherapie benötigt eine individuelle Anpassung. Daher empfiehlt sich vor besonderen (Winter-)Aktivitäten ein Beratungstermin mit dem behandelnden Diabetes-Team.

Passende Snacks für mehr Energie

Ergänzend zur Insulin-Reduktion müssen passende Kohlenhydrate zur Verfügung stehen, um Unterzuckerungen verhindern und behandeln zu können. Geeignete Snacks enthalten viele Einfachzucker. Diese wirken schnell bei Unterzuckerungen und können gut dosiert werden. Beispiele sind Traubenzucker, Glukose-Gel, Saftkonzentrat, Fruchtmus, Trockenobst, Weingummi oder zuckerhaltige Bonbons. Etwas langsamer wirkende Snacks wie Obst, Müsliriegel, Gebäck, Sandwiches, Reiswaffeln, Milchprodukte usw. eignen sich, um längerfristig Unterzuckerungen zu verhindern.

Die Menge der Kohlenhydrate ist individuell abhängig von den Sport-Faktoren, die die Glukosewerte beeinflussen. Um nach einem Sport-Tag die Glukosewerte über Nacht zu stabilisieren, eignet sich die Aufnahme von eiweißreichen Lebensmitteln am Abend, da diese langsam aufgenommen werden.

Regelmäßig Glukosewert kontrollieren

Es ist ratsam, ab und an eine Rast in einer Hütte einzulegen. Diese ist nicht nur erholsam, sondern auch eine gute Möglichkeit, den Glukoseverlauf und das Equipment zu kontrollieren. Hierbei sollte man beachten, dass die starken Temperatur-Schwankungen die Genauigkeit des Sensors beeinflussen können. Deshalb gilt es, immer auf das eigene Körpergefühl zu achten und im Zweifelsfall mit dem Blutzucker-Messgerät nachzumessen.

Insulin und Messgeräte schützen

Um ein Einfrieren des Insulins und damit seine Zerstörung zu verhindern, sollte es nah am Körper getragen werden. Geeignet sind die Innentaschen der Jacke, ein Bauchgurt oder geeignete Clips für die Kleidung unter der Skijacke. Auch Blutzucker-Messgeräte reagieren empfindlich auf niedrige Temperaturen. Hilfreich kann eine isolierende Hülle oder ein leerer Thermosbecher sein.


von Katrin Wertgen

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Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 74 (12) Seite 42-43

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  • smc postete ein Update vor 1 Tag, 15 Stunden

    Hallo zusammen, da ich Metformin nach vielen Jahren nicht mehr nehmen darf und Ozempic meine Bauchspeicheldrüsenwerte zu stark erhöht da, soll ich nun Forxiga bekommen. Habt ihr Erfahrung damit, besonders mit den Nebenwirkungen? Bin sehr verunsichert…

  • carogo postete ein Update vor 4 Tagen, 11 Stunden

    Hallo zusammen! Ich habe mich mit einer Freundin über die Rezepte in der Zeitschrift unterhalten und wir haben uns gefragt, was es eigentlich konkret mit den Nähwertangaben und der Unterscheidung zwischen Kohlenhydraten und anrechnungspflichtign KH auf sich hat?

    • Das wüsste ich auch gerne.

    • Liebe Carogo,
      anrechnungspflichtige KH sind Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel erhöhen. Es gibt auch KH, die nicht direkt blutzuckersteigernd wirken und damit für die Insulintherapie nicht oder nicht voll angerechnet werden müssen, wie bspw. Ballaststoffe oder KH, die nur sehr langsam den Blutzucker beeinflussen.
      VLG
      Gregor aus der Diabetes-Anker Redaktion

    • @gregor-hess: danke für die Antwort! Könntest du hierfür mal Beispiele nennen?

  • cesta postete ein Update vor 2 Wochen

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

    • Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
      Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.

      LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c

    • Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)

    • @kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!

    • @moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!

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