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Das Echt essen-Gasthaus im Januar: Das „Macis ist ein angenehmes Gasthaus, das aber vielleicht noch mehr heimische Zutaten verwenden sollte.
Begeistert bin ich von Leipzig. Das ist eine Stadt, die ihren eigenen Rhythmus, ihre eigene Souveränität hat. Da ist kaum mehr dieses ewige West-Ost-Genöle, dieses ewige Herumstochern in der Vergangenheit. Da entsteht etwas Neues, etwas, das zum Kristallisationskern des ganzen Deutschlands werden kann. Denn nicht von ungefähr wurde der Untergang der DDR von Leipzig aus in Gang gesetzt.
Gastronomisch gehört die traditionsreiche Handels- und Messestadt sicher nicht zu den Glanzlichtern. Aber die Speisekarten vermitteln den Eindruck solider Gastlichkeit, selbst im historischen Auerbach-Keller stehen vernünftige Gerichte zur Auswahl. Ein wenig herausstechend ist das „Macis“, das bis vor kurzem noch als „Medici“ fungierte. Es ist ein interessantes Konzept, was die „Muskatblüte“, so die Übersetzung, hat: Es besteht aus einem Bioladen, einem Café und dem Gasthaus. Intelligent gemacht, weil sich so der Wareneinkauf und der Wareneinsatz finanziell und logistisch besser steuern lassen.
Leipziger Allerlei: Tradition trifft Moderne
Stilistisch ist das zentral gelegene Gasthaus ähnlich angelegt, wie vieles in Leipzig: Als gelungene Mischung aus Tradition und Moderne. Hinter der schönen Gründerzeitfassade verbirgt sich ein Haus mit großer Fensterfront, einem schönen Holzboden, alles kommt leicht und elegant daher. Dazu passen der souverän entspannte Service und die offenen Glasscheiben, durch die man den Köchen bei der Arbeit zusehen kann.
Ruht in sich: Koch Olaf Herzig
Ein ruhiger, freundlicher Koch ist der aus Westfalen stammende Olaf Herzig, der zwei Jahre in Italien gearbeitet hat, bevor er dann das „Medici“ aufmachte. Er kocht ausschließlich mit Bio-Produkten, was in Leipzig sicher noch etwas Ungewöhnliches ist. Entsprechend schwierig gestaltet sich oft die Suche nach den Viktualien. „Die Bauern müssen erst das Selbstbewusstsein für die guten Produkte bekommen“, meint Olaf Herzig.
Deshalb können hier die „Echt-Essen-Kriterien“, die davon ausgehen, dass möglichst viel aus der unmittelbaren Umgebung kommt, nur begrenzt gelten. Aber ich finde, ein solches Gasthaus, das noch viel Potential hat, gehört einfach dazu. Ich habe drei Gänge bestellt, die ohne Wein rund 45 Euro kosten. Nicht gerade billig, aber dem teureren Wareneinsatz der Bio-Produkte und dem „Metropolenbonus“ von Leipzig angemessen.
Ruht in sich: Koch Olaf Herzig
Ein witziger Einstieg in das kleine dreigängige Menü, das ich bestellt habe: Ein paar Rucola-Blätter mit Balsamico-Zwiebeln und Pecorino-Scheiben. Schmeckt gut, hätte noch ein bisschen Würze vertragen.
Ruht in sich: Koch Olaf Herzig
So etwas liebe ich: Ein Salat mal auf andere Art. Hier mit Kürbis, Chicorée (gut für den Winter, weil die sanften Bitterstoffe der Verdauung auf die Sprünge helfen). Die gerösteten Macadamianüsse dazu hätte ich nicht unbedingt gebraucht, aber sie schmeckten ordentlich – und der Fenchelsamen, der ebenfalls verdauungsfördernd wirkt, gibt dem Ganzen den letzten Pfiff. Ich habe eine halbe Portion bestellt, was völlig ausreicht.
Ruht in sich: Koch Olaf Herzig
Ein wahres Diabetikergemüse sind die Schwarzwurzeln, weil sie Inulin (nicht Insulin) enthalten, das als mehrkettiges Kohlenhydrat verstoffwechselt wird, ohne dass Insulin ausgeschüttet werden muss – was die Betazellen entlastet und der schlanken Linie zugute kommt. Eine ordentliche Suppe mit Curry und Kokoschips verfeinert, der aber irgendwie die letzte geschmackliche Raffinesse fehlt.
Ruht in sich: Koch Olaf Herzig
Ein sehr gutes Gericht, Rücken und Keule vom Lamm von einem Tier aus dem nahen Meißen. Beides optimal auf den Punkt gebraten, mit Schnibbelbohnen (auch Bohnen sind mit ihrem Glukokinin Diabetes-freundlich) und schwarzen Oliven, eine Referenz an die italienischen Jahre von Olaf Herzig. Angenehm: Die Sauce ist leicht und trotzdem intensiv. Ich habe dazu einen ausgezeichneten 2007er Spätburgunder von Bürklin-Wolf aus der Pfalz getrunken, der mit 35 Euro aber nicht gerade zu den Schnäppchen gehört.
Fazit: Ein angenehmes Gasthaus, dem es nichts schaden würde, wenn die Küche noch einen Hauch engagierter zu Werke ginge – vielleicht noch mehr heimische Zutaten verwendete und manchmal sorgfältiger würzte. Aber das sind Kleinigkeiten, es bleibt der Eindruck einer sympathischen, empfehlenswerten Adresse.
von Hans Lauber
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