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Angesichts der dauernden Kämpfe um die Kostenerstattung für Diabetiker-Hilfsmittel, weiß sich Dr. Katrin Kraatz manchmal nur noch mit Sarkasmus zu helfen.
Unterzuckern Sie auch so gern wie ich? Das ist immer ein super Gefühl, anzufangen zu schwitzen – nachts ist der ganze Schlafanzug klitschnass, die Bettdecke auch – und unscharf zu sehen; im Kopf werde ich leicht benebelt, und die Beine ähneln immer mehr einem Pudding – allerdings nicht stabilisiert in einer Schale, sondern ohne Umhüllung. Was kann es Schöneres geben?
Sie merken: Manches kann ich nur noch mit Sarkasmus sehen! Ginge es nach mir, sollte es nur noch Diabetestherapien geben, bei denen es überhaupt kein Risiko für Unterzuckerungen gibt. Ich weiß, dass das derzeit für Typ-1-Diabetiker ein unerfüllbarer Wunsch ist, aber sich etwas zu wünschen, ist ja nicht verboten …
Aber gerade, weil die Therapie, die Typ-1-Diabetiker ja auf jeden Fall mit Insulin durchführen müssen, zu Unterzuckerungen führen kann, müssen andere Wünsche erlaubt sein. Ich denke da zum Beispiel an die Selbstverständlichkeit, dass Krankenkassen das kontinuierliche Glukosemonitoring ohne Wenn und Aber genehmigen – zumindest den Patienten, die sich engagieren und einen Nutzen davon für sich haben. So wie ich die Lage im Moment sehe, wird aber auch das ein Wunsch bleiben.
Was macht es auch schon, wenn ein Typ-1-Diabetiker – weil er kein solches kontinuierlich messendes System trägt und deshalb die Warnung vor fallenden Zuckerwerten im Körper fehlt – bewusstlos wird und sich dadurch so schwer verletzt, dass er stirbt? Mitten aus dem Leben gerissen, obwohl er noch so viel vorhatte? Oder denken Kostenträger nicht so? Wie aber sonst soll ich mir die dauernden Kämpfe um solche Hilfsmittel erklären?
Und das ist nur ein Beispiel – wahrscheinlich gibt es viel mehr, von denen aber die Öffentlichkeit nichts mitbekommt; diese Menschen sterben still und leise. Dabei wäre es wichtig, genau von diesen Fällen zu berichten, sonst wacht die Öffentlichkeit nie auf!
Aber das Problem betrifft nicht nur uns Typ-1-Diabetiker. Wenn neue Medikamente für Typ-2-Diabetiker entwickelt werden, deren entscheidender Vorteil ist, dass sie keine Unterzuckerungen auslösen können, bescheinigen ihm die der Politik nahestehenden Institutionen keinen Zusatznutzen gegenüber anderen Medikamenten.
Und meinen Sie, eine Unterzuckerung sei für einen Typ-2-Diabetiker weniger gefährlich? Bestimmt nicht: Er stirbt dann, wie das auch bei Typ-1-Diabetikern geschehen kann, unter Umständen am Herztod – ausgelöst durch die Unterzuckerung.
Hier stehen wir aber aus meinem Blickwinkel vor dem nächsten Problem: Typ-2-Diabetiker, die mit Tabletten zur Diabetesbehandlung eingestellt sind, dürfen nach einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) aus dem Jahr 2011 keine Blutzuckerteststreifen verschrieben bekommen; es sei denn, ihre Blutzuckerwerte sind instabil zum Beispiel durch eine akute Krankheit – oder sie werden neu eingestellt auf Medikamente, die Unterzuckerungen auslösen können.
Aber danach ist wieder Schluss mit den Teststreifen – denn offensichtlich meint der G-BA, dass nach einer solchen Phase kein Risiko mehr für Unterzuckerungen besteht; er sieht keinen patientenrelevanten Nutzen in der Blutzuckerselbstmessung. Aber wie schnell kann sich etwas im Leben ändern – und das Risiko ist wieder da?!
Tragen wir das potentiell tödliche Problem Unterzuckerung mehr in die Öffentlichkeit – vielleicht hilft es irgendwann!
von Dr. Katrin Kraatz
Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0,
Fax: (0 61 31) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2013; 62 (10) Seite 19
5 Minuten
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