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Jeden Tag versuchen wir als Menschen mit Diabetes, unsere Blutzuckerwerte zu beobachten und uns einen Überblick zu verschaffen, um dann daraus folgend selbstständig Therapieentscheidungen für uns zu treffen. Jeder Tag ist anders, jeder Tag birgt andere Werte oder fordert uns heraus, unsere Therapieentscheidungen erneut zu überdenken.
Aber unsere Werte sind auch noch mehr als das. Sie sind ein Spiegel, sie zeigen uns, ob wir uns „richtig“ oder „falsch” entschieden haben, und geben uns auch ab und an einen Tritt in den Hintern. Aktuell habe ich das Gefühl, meine Werte geben mir sehr viele Tritte und ich muss täglich mehrmals in diesen Spiegel schauen. Der Blutzuckerwert ist eine Momentaufnahme. Und manchmal, manchmal nervt diese Momentaufnahme.
Ich wache häufig vor meinem Wecker auf. Aber leider nicht von selbst, sondern weil der LOW-Alarm meines Sensors die Weckfunktion für diesen vor ihm übernimmt. Während ich versuche, mein Tief mit Traubenzucker zu behandeln (oh, wie ich ihn nicht mehr leiden kann, diesen Traubenzucker!), starre ich gebannt auf meine Nachtkurven und bemerke, dass ich mal wieder die halbe Nacht zu tief war. Und so fühle ich mich auch.
Die Gründe dafür sind im Moment sehr vielfältig. Liegt es am Zeitpunkt meines Zyklus, der sich von Monat zu Monat umentscheidet? Mal kürzer, mal länger, mal mehr Insulin am Ende, mal weniger? War ich am Vortag mal wieder sehr viel zu Fuß unterwegs und hätte daher eigentlich weniger Insulin spritzen müssen (obwohl mein Körper sich da auch jedes Mal neu entscheidet, ob er das mit in seine Berechnungen einbezieht oder nicht)? Habe ich das Abendessen falsch eingeschätzt? Oder liegt es am allgemeinen Alltagsstress, der sich so durch mein Leben zieht? Habe ich zu wenig geschlafen? Oder zu viel? Oder liegt es doch am Temperaturwechsel und dem Umschwung der Jahreszeiten, der eine generelle Neuberechnung aller Faktoren und des Basals mit sich zieht?
Wenn es denn wenigstens „nur“ bei den Unterzuckerungen nachts und morgens bleiben würde. Nein. Sie kommen, und sie sind viele. Und das ständig und jederzeit. Eine Unterzuckerung nimmt keine Rücksicht auf Verluste. Sie ist da und sie möchte jetzt gefälligst gesehen und behandelt werden. Was das für meinen sowieso schon stressigen Alltag heißt? Klar, allzeit bereit sein. Wieder weniger und vorsichtiger spritzen, dafür höhere Werte öfter in Kauf nehmen, aus Angst, im am wenigsten passenden Moment von einem tiefen Wert überrascht zu werden und dann handeln zu müssen. Essen genauer berechnen. Mehr Zeit und Energie dem Diabetes widmen, obwohl ich diese aktuell eigentlich nicht habe. Geht diese Rechnung auf? Nicht immer. Schade, Tine, Pech gehabt.
Eins steht fest: Die LOWs häufen sich gerade in meinem Leben, und es macht keinen Spaß (das muss ich euch vermutlich nicht erzählen, ihr kennt das vielleicht!). Und alles, was helfen könnte, wäre, dass ich mich nonstop mit meinen Werten und allem, was diese beeinflussen könnte, beschäftige. Ihr wisst selbst sicher genau, dass alles, ja, wirklich alles, einen Einfluss auf den Blutzucker haben kann.
Zwar ist mein HbA1c-Wert aktuell gut, dennoch weiß ich, dass da auch die vielen Unterzuckerungen sicherlich ihren Teil dazu beitragen. Es ist ein ständiges Auf und Ab, was körperlich und psychisch auf Dauer nicht guttut. Und herauszufinden, was wann wie die Werte beeinflusst, gleicht einer sehr anstrengenden Schnitzeljagd. Nur, dass ich das hier nicht aus Spaß mache, sondern weil ich nicht mehr möchte, dass mein Leben ständig von Unterzuckerungen unterbrochen wird.
Mehr zum Thema „Hypo“ gibt es hier: Gehirn im Alarmmodus: Was genau passiert bei einer Hypoglykämie?
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