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Olympiasieger Matthias Steiner: „Den Ausweis auch deshalb tragen, damit niemand für mich entscheiden muss.“
In der April-Ausgabe berichtet das Diabetes-Journal über Organspende und Organtransplantation. Dazu gibt es ein Interview mit Olympiasieger Matthias Steiner:
Diabetes-Journal (DJ): Seit wann haben Sie einen Organspendeausweis in der Tasche?
Matthias Steiner: Erst seit etwa eineinhalb Jahren. Bis Anfang 2008 war ich ja noch Österreicher, und da gilt die Widerspruchregelung. Viel später habe ich erst erfahren, dass diese in Deutschland nicht gilt.
DJ: Warum tragen Sie ihn?
Steiner: Damit niemand für mich eine Entscheidung treffen muss. Ich musste das leider schon einmal für eine andere Person – das ist nicht schön. Das ist der Kernpunkt, warum ich den Leuten sage, warum eigentlich jeder den Ausweis tragen sollte. Allerdings bin ich nicht dazu da, jeden zu überreden zu spenden – die Entscheidung muss jeder selbst treffen. Ich kann einen Ausweis tragen und auch „Nein“ hineinschreiben.
Mir geht es in erster Linie darum zu sagen: Die Entscheidung habe ich selbst für mich zu treffen, und nicht meine Frau, meine Eltern, meine Kinder oder wer auch immer, wenn ich tot bin. Wenn jemand stirbt und Sie müssen dann so eine Entscheidung treffen – da haben Sie ganz andere Sorgen. Ein Ausweis würde es so einfach machen.
Ich finde die Freiwilligkeit, den Ausweis zu tragen, problematisch. Es gibt Länder wie Österreich, wo es eine Widerspruchslösung gibt. Da habe ich trotzdem die freie Entscheidung, nur: Ich muss mich damit beschäftigen. Und das sollte ich, denn es kann immer etwas passieren.
Welche Rolle spielt der Typ-1-Diabetes?
DJ: Hat Ihr eigener Typ-1-Diabetes bei der Entscheidung eine Rolle gespielt?
Steiner: Er war ein unterstützender Punkt, dadurch habe ich einen tieferen Einblick in die Medizin. Man kann besser reflektieren, weil man sich damit auseinandersetzt. Aber ich möchte es klar trennen, auch wenn ich pro Organspende bin: Ich möchte niemanden dazu zwingen, ich möchte nur appellieren: Bitte spende Organe!
Ich bin mir sicher: Wenn die Leute sich damit auseinandersetzen und einen Ausweis tragen, dass dann einige mehr sagen würden: Ich möchte doch spenden. Wenn man sich aber gar nicht mit der Thematik beschäftigt, also gar keinen Ausweis trägt, dann gibt es auch keine Entscheidung. Dann wird in der Not entschieden – und meistens dagegen. Deswegen: Setzt euch mit diesem Thema auseinander.
Dass man das Thema überhaupt so großreden muss, ist eigentlich traurig, weil es nichts Großes ist. Wenn ich mich vorher entscheiden kann und diesen Ausweis habe, dann ist das Thema in fünf Minuten abgehakt.
Das Interview führte Dr. Katrin Kraatz.
Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstra0e 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
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