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Voller Vorfreude fuhr ich mit meiner kleinen Tochter Anfang Juni mit dem Zug nach Rohrbach in die Steiermark. Im Gepäck den Kinderwagen, einen Koffer und viele Gedanken an meine zukünftige Begleiterin, die Diabetes-Warnhündin Daphne.
Der Weg, Daphne als meine neue Begleiterin zu engagieren, war ein langer. Seit meiner Schwangerschaft verunsicherten mich immer öfter Hypoglykämien, die ich nicht rechtzeitig erkannte. Nach umfassenden Internet-Recherchen stieß ich auf das Animal Training Center (ATC) in Rohrbach und lernte dort bei einem ersten Treffen die Leiterin Anna Oblasser kennen. Nach mehreren Gesprächen war klar – ich möchte so einen treuen Assistenten an meiner Seite!
Der Hund lernt, wann welche Anzeige gewünscht wird.
Vor allem Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes (oder Mütter mit Diabetes) sind nicht mehr alleine, sondern haben den Hund als zusätzliche Unterstützung im Diabetesmanagement.
Die Ausbildung des Diabetes-Warnhundes erfolgt auf mehreren Ebenen. Zuerst muss der zukünftige Besitzer eine Ausbildung mit Hühnern absolvieren – das sogenannte „Chicken Camp“. Warum zuerst ein Training mit Hühnern? Das Training mit den Hühnern ist laut ATC die schnellste und effektivste Möglichkeit, um einen Trainingserfolg mit einem Diabetes-Warnhund zu erzielen. Jeder Teilnehmer bekommt ein Huhn zur Verfügung gestellt, dass noch nie zuvor trainiert wurde. Am Ende von 2 Tagen Seminar kann das Huhn alles, was ich ihm als Trainer beibringe. Das bedeutet, das Huhn lernt erwünschte Verhaltensweisen wie Slalomlaufen, Bällekicken oder Farbenunterscheiden. Aber oft lernt das Huhn auch unbeabsichtigt beigebrachte Verhaltensweisen wie Betteln – genau jene Unsitten, welche auch der eigene Hund anzeigen kann … Mit Hilfe der Hühner lernen die Teilnehmer, wie man durch Konditionierung und Clickertraining richtig Tiere trainiert.
Im ATC durchlaufen die Hunde ab dem 2. Lebenstag ein spezielles Trainingsprogramm, das sie auf Unterzuckerungen sensibilisiert. Im Programm wird unter anderem die die physische und psychische Belastbarkeit der Hunde gestärkt, so dass sie sich auch in fremden Umgebungen wie zum Beispiel dem Bahnhof oder im Einkaufszentrum ruhig und entspannt verhalten.
Für die Anzeige von Unterzuckerungen habe ich die letzten Monate zahlreiche Speichelproben gesammelt. Diese Speichelproben muss meine zukünftige Begleiterin im Training erschnuppern und dann eine Unterzuckerung anzeigen. Wie?
Bei meinem letzten Besuch von Daphne habe ich dann begonnen, an den Basics zu üben. Wir gingen spazieren und übten das Clickertraining. Durch positive Verstärkung lernt der Diabetes-Warnhund das gewünschte Verhalten ohne Zwang. Zum Beispiel wenn Daphne korrekt an meiner Seite lief, drückte ich den Clicker und Daphne erhielt Trockenfutter als Belohnung.
Meine Tochter Emilia fuhr während des Trainings natürlich auf dem Dreirad mit. Wow, das erforderte erhöhte Konzentration! Und die zeigte sich dann auch in einer Hypo! … und Daphne reagierte prompt darauf. Sie wurde unruhig und brachte Elke, der Trainerin von Daphne, sofort das Bringsel. Das wurde natürlich gleich mit einer großen Portion Dosenfutter belohnt!
Seit 1.1.2015 gibt es in Österreich eine offizielle Prüfung für DWHs, welche als Signalhunde gelten. Jeder geprüfte Hund muss verschiedene Aufgaben im Bereich der Alltagstauglichkeit, des Grundgehorsams und in seinem Bereich ausgebildete, spezifische Fähigkeiten eines Assistenzhundes bewältigen. Die Prüfung besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil (Qualitätsbeurteilung) wird von der Ausbildungsstätte selbst (also vom ATC) mit dem Hund absolviert, bevor dieser an die neuen Besitzer übergeben wird. Der zweite Teil muss dann vom Diabetiker gemacht werden und nennt sich Teambeurteilung. Weiteres benötigt der Hund eine umfangreiche Eignungsuntersuchung (da wird der Hund auf Herz und Nieren untersucht), welche nach dem vollendeten 12. Lebensmonat erfolgen muss.
Im August werde ich Daphne noch einmal besuchen und nochmals für die Prüfung trainieren. Die Übergabe und Prüfung erfolgt dann Ende September. Aber wie sagt ein schönes Sprichwort: „Ohne Fleiß kein Preis!“
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