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Viele der rund 40.000 Amputationen bei Diabetikern jährlich in Deutschland gehen auf das Konto einer zu spät erkannten und mangelhaft behandelten diabetischen Nervenstörung an den Füßen. Ein Großteil ließe sich verhindern. Dies berichtete eine Aufklärungsinitiative auf dem „Diabetes Kongress 2019“.
Nervenschäden gehören zu den häufigsten und schwerwiegendsten Diabetes-Folgeerkrankungen. Auf dem „Diabetes Kongress“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Berlin berichteten Experten auf einer Pressekonferenz der Nationalen Aufklärungsinitiative „Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße?“ über aktuelle Erkenntnisse, wie Diabetiker Nervenschäden aufhalten und sich vor Folgekomplikationen schützen können.
In den vergangenen fünf Jahren wurden im Rahmen der Aufklärungsinitiative 1.850 Menschen mit und ohne Diabetes in 47 Städten untersucht. Kernmerkmale der durch zertifizierte Fußpfleger durchgeführten Untersuchungen für eine Neuropathie waren Druck-, Temperatur- und Vibrationsempfinden an den Füßen.
Alarmierendes Ergebnis: Bei jedem zweiten Teilnehmer wurde eine Neuropathie nachgewiesen. 70 Prozent der Betroffenen wussten nicht, dass sie eine Nervenschädigung haben. Bei 60 Prozent äußerte diese sich einzig durch Brennen oder Schmerzen in den Füßen. Mehr noch: Ein Viertel der Untersuchten spürte lediglich ein Kribbeln oder Taubheitsgefühle; mit einer diabetischen Neuropathie wurden die vermeintlich harmlosen Anzeichen weder von Betroffenen noch von deren Ärzten früh genug wahrgenommen und behandelt.
„Selbst bei einem noch nicht diagnostizierten Diabetes kann bereits eine Neuropathie bestehen“, so Prof. Dr. Dan Ziegler, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Diabetes und Nervensystem der DDG und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Aufklärungsinitiative. Deshalb gilt laut Ziegler jede Wunde an den Füßen bei Menschen mit Prädiabetes und Diabetes ab dem ersten Tag als chronisch und sollte sofort sehr ernst genommen werden.
Der Diabetologe sagte, dass erste Warnsignale an Füßen auch ein Hinweis auf Nervenschädigungen am Herz sein können. Jeder fünfte Diabetiker sei betroffen, wodurch das Risiko für einen „stummen“ (schmerzlosen) Herzinfarkt steige. Je früher Symptome behandelt werden, desto effektiver lassen sich Nervenschäden aufhalten: „Deshalb ist es wichtig, dass jeder Patient aktiv mitarbeitet“, so PD Dr. Ovidiu Alin Stirban, Chefarzt an der Nürnberger Schön-Klinik.
Stirban empfahl eine optimale Einstellung des Blutzuckers sowie Nichtrauchen, wenig Alkoholkonsum, Bewegung, gesunde Ernährung und einen gesunden Abbau von Übergewicht. Begleitend empfahl er, bei bestehendem Mangel an Vitamin B1 die Nahrungsergänzung in Form der Vitaminvorstufe Benfotiamin. Ein Mangel an Vitamin B1 könne Neuropathien begünstigen oder verschlimmern.
Wenn Schmerzen das Leben beeinträchtigen, kann zusätzlich eine Schmerzbehandlung erwogen werden: „Allerdings hat sie keinen Einfluss auf das Voranschreiten der Nervenschäden“, so Stirban. Seine wichtige Botschaft für Menschen mit Diabetes und Prädiabetes lautete: „Seien Sie gut zu sich und gehen achtsam mit ihrem Körper um. Achten Sie auf minimale Veränderungen, auch wenn Sie nicht sofort etwas spüren.“ Hören Sie auf Ihre Füße.
von Kirsten Metternich von Wolff
Diätassistentin DKL und DGE, Redaktion Essen und Trinken,
Hildeboldstraße 5, 50226 Frechen-Königsdorf, Tel.: 0 22 34/91 65 41,
E-Mail: info@metternich24.de
Website: www.metternich24.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (9) Seite 15
5 Minuten
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