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Unterzuckerungen ganz zu verhindern, ist bei Typ-1-Diabetes kaum möglich. Bei Typ-2-Diabetes sieht es anders aus: Eine Änderung des Lebensstils birgt kein Unterzuckerungsrisiko. Sind Medikamente nötig, sollten möglichst solche ausgewählt werden, die keine Unterzuckerung (Hypoglykämie) hervorrufen können. Ein Überblick über die verschiedenen Medikamente und Tipps sowohl für Menschen mit Typ-1- als auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes können helfen, zu tiefe Blutzuckerwerte zu verhindern.
Diese „Regel“ klingt so simpel und ist doch so schwierig umzusetzen: Hypoglykämien (Unterzuckerungen) sind nicht immer harmlos und sollten daher tunlichst verhindert werden. Doch die Frage ist: Wie? Menschen mit Typ-1-Diabetes haben als einzige Therapieoption die Insulintherapie – entweder als intensivierte Insulintherapie mit mehrfachen Injektionen pro Tag oder aber in Form der Insulinpumpentherapie.
Insulin ist also bei Typ-1-Diabetes immer die Basis der Selbstbehandlung. Ist im Vergleich zum Bedarf zu viel Insulin im Körper vorhanden, entstehen Hypoglykämien. Da neben dem Insulin viele andere Faktoren den Blutzucker beeinflussen, sind bei Typ-1-Diabetes Hypoglykämien nicht immer zu verhindern.
Anders sieht es beim Typ-2-Diabetes aus. Hier gibt es ein breites Spektrum an Therapien. Von Lebensstilveränderungen über Medikamente in Tablettenform bis hin zu Medikamenten, die injiziert werden müssen, oder eben auch Insulin reicht die Palette. Daher ist es bereits bei der Planung der Behandlung wichtig, eine Therapie auszuwählen, die keine Unterzuckerungen hervorrufen kann.
Dies ist natürlich in erster Linie bei der Optimierung des Lebensstils unter Verzicht auf Medikamente der Fall. Menschen mit Typ-2-Diabetes laufen ohne Medikamente auch keine Gefahr, eine Hypoglykämie zu erleiden. Es sollten also alle Möglichkeiten genutzt werden, um zu Beginn eines Typ-2-Diabetes mit einer Veränderung des Lebensstils das angestrebte Therapieziel zu erreichen. Dies funktioniert allerdings meist nur, wenn der Typ-2-Diabetes frühzeitig entdeckt wird und es noch zu keiner schwerwiegenden Entgleisung des Blutzuckers gekommen ist.
Werden Medikamente benötigt, ist Metformin die Basis einer jegliche Tablettentherapie bei Typ-2-Diabetes, sofern es gut vertragen wird. Metformin hemmt in der Leber die Zuckerneubildung und führt nur in sehr seltenen Fällen zu Unterzuckerungen. Damit ist es das Medikament erster Wahl. Reicht die Medikation mit Metformin allein nicht aus, kann man das Medikament sehr gut mit anderen Tabletten kombinieren. Hier bieten sich die DPP-Hemmer an, oder aber auch die SGLT-2-Hemmer.
Die DPP-4-Hemmer verstärken ein körpereigenes Hormon, das den Blutzucker reguliert. Die SGLT-2-Hemmer führen zur Zuckerausscheidung über den Urin und senken so auf sichere Weise den Blutzucker. SGLT-2-Hemmer können neben Metformin auch mit DPP-4-Hemmern kombiniert werden. Diese drei Substanzen gelten allein oder in Kombination als günstig in Bezug auf das Verhindern von Hypoglykämien, da sie eine solche eben sehr selten auslösen.
Die GLP-1-Rezeptoragonisten müssen täglich oder wöchentlich in die Bauchhaut gespritzt werden. Sie sind aber eine völlig andere Substanz als Insulin und haben verschiedene blutzuckersenkende Eigenschaften. Außerdem dämpfen sie den Appetit und sind ideale Medikamente bei Übergewicht. Auch sie haben den Vorteil, dass sie keine Unterzuckerungen hervorrufen. Sofern möglich, sind sie im Verlauf des Typ-2-Diabetes eine gute Alternative, um erst später mit einer Insulintherapie zu beginnen.
Substanzen wie Sulfonylharnstoffe oder die kurzwirksamen Insulinstimulatoren (Glinide) sind heute zunehmend in den Hintergrund getreten, da sie in manchen Fällen auch heftige Unterzuckerungen auslösen können. Diese Medikamente sollten daher mittlerweile nur noch in begründeten Ausnahmefällen eingesetzt werden, da es wie eben bereits erwähnt bessere und sicherere Alternativen gibt.
Auch Menschen mit Typ-2-Diabetes beginnen im Verlauf der Erkrankung meist irgendwann einmal mit einer Insulintherapie. Hier hilft das Motto „so viel Insulin wie nötig, aber so wenig wie möglich“. Wenig risikoreich ist die abendliche Gabe eines Verzögerungsinsulins, um den Blutzuckerspiegel in der Nacht zu stabilisieren. Dabei ist das Risiko für Unterzuckerungen eher gering.
Sollte später auch Insulin zu den Mahlzeiten notwendig sein, gilt auch hier, mit der Insulingabe vorsichtig zu sein. Ist der Blutzucker gut eingestellt, sollten Betroffene selbstständig versuchen, die Insulingaben vor den Mahlzeiten in kleinen Schritten zu reduzieren, um mit einer möglichst geringen Insulinmenge auszukommen.
Ganz anders sieht es aus beim Typ-1-Diabetes. Hier lautet das Motto: „Insulin präzise dosieren“. Dabei ist es wichtig, dass das Verzögerungsinsulin ausschließlich zur Basisversorgung dient. Es ist richtig dosiert, wenn in Ruhe und ohne Kohlenhydrataufnahme der Blutzucker über einen längeren Zeitraum stabil bleibt.
Dies wird mit Basalratentests überprüft. Dabei lässt man gezielt Hauptmahlzeiten weg und prüft, ob der Blutzucker bis zur nächsten Hauptmahlzeit stabil bleibt. Steigt der Wert an, so ist das Verzögerungsinsulin unterdosiert. Fällt der Blutzucker unerwünscht ab, so liegt eine Überdosierung vor und die Dosis muss korrigiert werden. In diesem Fall reduziert man das Verzögerungsinsulin und hebt bei Bedarf das Mahlzeiteninsulin an.
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (11) Seite 22-24
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