Kein Bock auf Diabetes

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Kein Bock auf Diabetes

Ich packe meinen Schwerlasttransporter und lege hinein…

Schwerlasttransport

Mein Blutzuckermessgerät samt Stechhilfe und Teststreifen, mindestens den Bolus-Pen, vielleicht auch noch den Basal-Pen, Ersatzkanülen und -lanzetten, Traubenzucker, eventuell ’nen Müsliriegel und eine, in meinem Kopf abgespeicherte, Liste mit BE-Angaben zu alltäglichen Lebensmitteln, dann noch Taschentücher zum Blut-Abwischen und das Blutzucker-Tagebuch plus einen Stift. Wo bleibt dieses blinkende Warn-Fahrzeug, um hinter mir herzufahren und darauf aufmerksam zu machen, dass ich nicht überholt werden kann, weil ich mehrere Fahrspuren brauche? Oder gönnt mir wenigstens eine kurze Radiodurchsage, in der gewarnt wird, dass ich auf der Blutzucker-Autobahn mit 50 mg/dl (2,8 mmol/l) unterwegs bin und man deswegen auf Unannehmlichkeiten im Straßen- bzw. Tagesverlauf gefasst sein sollte.

Es gibt Tage, an denen fühle ich mich von meinem Diabetes selbst ausgebremst.

Egal ob es zu niedrige, zu hohe oder perfekte Blutzuckerwerte sind, manchmal ist einfach keiner von ihnen das, was mich zufrieden stellen kann. Schlicht und ergreifend, weil ich mir überhaupt über so etwas Gedanken machen muss – und es ab und zu einfach nicht will. „Kein Bock auf Diabetes!“ wäre der perfekte Titel für mein Empfinden der letzten Monate. Tatsächlich glaube ich, mich nicht mehr genau daran zu erinnern, wie der Alltag mit einer gesunden, fleißigen Bauchspeicheldrüse war. Dennoch gibt es eine Vorstellung davon in meinem Kopf, in der alles irgendwie besser ist. Ich war schon immer gut darin, mir Sorgen zu machen und ganze Horrorszenarien zu erspinnen, doch seit der Diabetes-Diagnose rattert da noch etwas anderes mit… Es ist greifbarer, dass etwas passieren könnte. Ich kann nicht abspringen vom BE-BZ-HbA1c-TZ-SEA-Hypo-Hyper-Lipo-Gedanken-Karussel. Sobald ich das Haus absichtlich als „Diabetes-Nudist“ ohne Messgerät und den anderen Kladderadatsch verlasse – und das passiert wirklich nur für sehr überschaubare Zeiträume – fühle ich mich schon wie eine Rebellin. Dabei ist es okay, zumindest, wenn man seinen Körper kennt.

Ich muss Kontrolle abgeben, um mich freier zu fühlen, um mich weniger krank zu fühlen.

Aber es darf eben nicht auf Kosten meiner Gesundheit sein. Neben Situationen wie dem Wocheneinkauf oder Spaziergängen, für die man vor der Diagnose nicht erst planen musste, was man mitnehmen oder gegebenenfalls vorher noch essen oder spritzen muss, gab es für mich lange einen Ort, an dem mich all das Zubehör wirklich belastet hat: Bei meinem Pferd. Mit rasselnder Bauchtasche war jeder noch so idyllische Ausritt auf einmal beeinträchtigt. Es gilt, einschätzen zu können, was man wirklich braucht und wie der Körper reagiert, dann wird es einfacher. Wichtig ist, dass ich immer Traubenzucker in der Nähe habe, das Risiko, sich bei einer Unterzuckerung in Gefahr zu bringen, sollte niemand eingehen. Aber manchmal habe ich wirklich nur den mit. Beispielsweise wenn ich kurz Tanken fahre oder Brötchen hole. Auch auf Ausritten lasse ich inzwischen das Zubehör am Hof.

Entspannung ist wichtig für die Werte!

Ich weiß für mich, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass ich auf einem maximal einstündigen Ritt einen so hohen Wert bekomme, dass ich unverzüglich Insulin brauche. Und wenn ich mich unterzuckert fühle, messe ich auch nicht mitten im Wald, sondern esse einfach den Traubenzucker. Und tatsächlich habe ich deutlich ausgeglichenere Blutzckerwerte nach Ausritten, seitdem ich mit weniger „Ballast“ unterwegs bin, weil ich mich einfach mal entspanne und genau das so wichtig für den Blutzucker ist. Es ist eine gute Therapie, seinen Bedürfnissen zu trauen! Aber Sicherheit ist eben auch ein Bedürfnis – und zwar ein elementares. Darum packe ich meinen kleinen Schwerlasttransporter auch wieder komplett voll, sobald ich mein sicheres Territorium verlasse, und kann in allen Situationen spontan reagieren.

 

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