Panik nützt dir nichts – von Folgeschäden, Angst und Scham

3 Minuten

Community-Beitrag
Panik nützt dir nichts – von Folgeschäden, Angst und Scham

Als ich erfuhr, dass das Monatsthema der Lounge im März „Tabuthemen“ sein würde, hatte ich direkt die Problematik rund um das Thema Folgeschäden im Sinn. Viel und offen sprechen wir Menschen im Alltag mit Diabetes ja nicht darüber, zumindest ist das in meiner Filterblase die meiste Zeit so. Es ist viel eher ein Thema, über das bloß nicht zu viele Worte verschwendet werden, und dennoch haben alle große Angst davor, der Lord Voldemort der Diabeteswelt quasi.

Der Lord Voldemort der Diabeteswelt

Natürlich habe ich mich seit meiner Diagnose 2013 dennoch mehr oder weniger häufig mit diesem Thema rund um Folgeschäden befasst, um mich wenigstens mental darauf vorzubereiten, was mich später im Leben erwarten könnte und auf welche Zeichen ich im Alltag dringend achten sollte.

Häufig fällt mir aber auf, dass Unwissende oder Menschen, die keinen Berührungspunkt mit Diabetes in ihrem eigenen Alltag haben, oft relativ schnell nach eventuellen Folgeschäden fragen, so, als würde es eine natürliche Reihenfolge geben, gegen die man nichts tun kann und die bei jedem gleich abläuft: Diabetesdiagnose -> Folgeschäden -> Ende! Dass es so meistens gar nicht funktioniert, muss dann erst mühsam erklärt werden.

Mit den Folgeschäden ist es aber ein bisschen so wie mit allem zum Thema Gesundheit. Unsere menschlichen Körper sind nun mal einfach keine Maschine. Manche Dinge laufen bei uns allen gleich ab, andere ganz und gar nicht. Und genau deswegen sollten wir dringend offen über dieses Thema sprechen, auch wenn es ein dunkles Thema ist, und Menschen mit Diabetes darüber informieren. Lasst es uns aus der Dunkelheit holen. Aber: Das „Wie“ ist die Frage, wie so oft. Denn wir können mit Worten auch hier wieder sehr viel beim Gegenüber auslösen.

Eine dunkle Wolke aus Fragen, Ängsten, Mythen und Scham

Die Wahrheit ist: Niemand kann genau sagen, mit was wir Menschen mit Diabetes uns nach 5, 10 oder 50 Jahren noch zusätzlich herumschlagen müssen und ob überhaupt. Für jeden von uns wird das anders sein, und auch zwischen Typ 1 und den anderen Typen gibt es natürlich Unterschiede.

Dazu kommen Faktoren wie Krankheitsdauer oder Lebensstil und auch Veranlagung. Einige von uns werden sich ihr ganzes Leben lang unermüdlich um den eigenen Diabetes gekümmert haben und zwischendurch oder am Ende dennoch Folgeschäden bekommen. Andere wiederum machen vielleicht gar nicht so viel und bleiben dennoch von Folgeschäden verschont. Dazwischen ist alles möglich. Das Thema Folgeschäden kann man nicht schwarz-weiß betrachten. Das soll nicht heißen, dass wir alle uns nicht gut um uns kümmern sollten, im Gegenteil. Jeder von uns hat nur diesen einen Körper. Dennoch…

 …Panikmache bringt niemanden weiter!

Quelle: Pixapay

Viele meiner Freunde mit Diabetes berichten von regelrechter Panikmache beim Arzt, am besten direkt nach der Diagnose. Bevor wir erst einmal unsere eigene Krankheit verstehen können, wissen wir oft schon, was für Folgeschäden uns bevorstehen könnten und wie sehr es das mit allen Mitteln der Welt zu vermeiden gilt, natürlich immer mit erhobenem Zeigefinger. Dabei wird häufig nicht einmal auf die vielen Faktoren eingegangen, die mit hineinspielen können (siehe oben).

Inzwischen wissen wir ja aber, dass Panikmache nie irgendwas besser macht. Im Gegenteil. Egal, ob es um generelle Diabetestherapie oder Folgeschäden geht: Wir müssen mehr und mehr informieren, aber ohne den erhobenen Zeigefinger und ohne Panikmache, ohne Patienten die komplette, alleinige Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, denn diese haben sie schlichtweg nicht. Auch müssen wir offener über dieses Thema sprechen, es mehr ins Licht rücken. Nicht, um etwa Angst zu machen, sondern um uns auszutauschen.

——————————————————————————————————————————————————————————————-

Hier lest ihr mehr über das Thema “Folgen des Diabetes”: 

Im Interview mit Maggy und ihrer Mutter Martina geht es auch um die Angst vor Folgekrankheiten

Ebenfalls von Maggy: Zwei Beiträge zum Thema Auge/Retinopathie: Teil 1 und Teil 2.

Wie wird es ihr mit dem Diabetes in 50 Jahren gehen – darüber hat sich Olivia Gedanken gemacht.

Ähnliche Beiträge

Studie: Bei Angst, Stress und Frust essen Heranwachsende mehr Ungesundes

Eine aktuelle Untersuchung hat ermittelt, wie emotionale Zustände die Ernährungsgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen beeinflussen. Dabei zeigte sich, dass Heranwachsende als Reaktion auf negative Emotionen wie Angst, Stress und Frust mehr Süßes und Fettes essen.
Studie Bei Stress und Frust essen Heranwachsende mehr Ungesundes

2 Minuten

Körper und Seele ganzheitlich betrachten: Diabetes und Depression begünstigen sich gegenseitig

Menschen, die sich hilflos und antriebslos fühlen, haben mehr Schwierigkeiten in der Diabetes-Therapie. Mit den Glukosewerten steigt nicht nur das Risiko für eine Depression, sondern auch das Sterberisiko. Menschen mit Diabetes in schwierigen Lebenssituationen sind daher eine Hochrisikogruppe, die mehr Aufmerksamkeit benötigt.
Körper und Seele ganzheitlich betrachten: Diabetes und Depression begünstigen sich gegenseitig

4 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert