Wenn das Vertrauen auf die Probe gestellt wird…

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Warum sich viele Ärztinnen und Ärzte immer noch schwertun, DiGA zu verordnen
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Wenn das Vertrauen auf die Probe gestellt wird…

Es ist essentiell für unseren Alltag und alles, was diesen betrifft. Beziehungen funktionieren nicht, wenn es nicht präsent ist. Oft kommt es ganz natürlich, noch öfter muss es erst mühsam erarbeitet werden. Wenn es da ist, denken wir oft nicht mehr darüber nach und nehmen es als selbstverständlich hin. So lange, bis es dann doch auf die Probe gestellt oder missbraucht wird oder schlichtweg aus verschiedenen Gründen nicht mehr vorhanden ist. Falls ihr es euch noch nicht denken konntet, ich spreche vom Vertrauen.

Der Duden sagt: Vertrauen, das. festes Überzeugtsein von der Verlässlichkeit, Zuverlässigkeit einer Person, Sache.

Quelle: pixabay/LisaAttractLove

Ein Alltag ohne Vertrauen? Darauf vertraue ich nicht!

Vieles verlangt unser Vertrauen. Ohne unser Vertrauen in unser Gesundheitssystem könnten wir nicht so entspannt Insulin in der Apotheke besorgen, wie es hier bei uns der Fall ist. Ohne unser Vertrauen in einen beliebigen Onlineshop könnten wir dort nicht einfach neue Kleidung bestellen, ohne zu denken, dass etwas schieflaufen könnte. Ohne unser Vertrauen in unseren Diadoc würden wir dort vermutlich nicht mehr regelmäßig hingehen oder zumindest nicht mehr darauf vertrauen, was sie oder er zu unserer Therapie zu sagen hat. Ohne unser Vertrauen in die öffentlichen Verkehrsmittel hätten wir vermutlich alle ein Auto, egal wo wir wohnen.

Wir gehen in den Supermarkt und vertrauen darauf, dass wir dort Mehl, Gemüse oder Salz finden. Wir gehen ins Schwimmbad und vertrauen darauf, dass wir dort eine große Runde im Wasser schwimmen können. Wir gehen in die Uni und vertrauen darauf, dass die Professoren dort ihre Verantwortung ernst nehmen und uns Wissen vermitteln. Wir gehen arbeiten und vertrauen darauf, dass wir am Ende des Monats unseren Lohn erhalten. Wir haben Vertrauen in unsere Freunde, Familie oder Partner, vertrauen ihnen unsere Gedanken an oder vertrauen darauf, dass sie uns lieben.

Wir brauchen ein gewisses Maß an Vertrauen, damit wir unseren Alltag bestreiten können, und auch unsere Diabetestherapie kommt ohne dieses Vertrauen nicht aus. Vertrauen ins Insulin und seine Wirksamkeit. Vertrauen in die Zahlen, die uns die Messgeräte und Sensorempfänger anzeigen, wenn wir wissen wollen, wie hoch oder tief unser Zuckerwert gerade steht. Vertrauen in die Kanülen, die Pens, die Pumpen oder die Katheter. Aber was, wenn dieses Vertrauen ins Wanken gerät?

Der Vertrauens-Realitätscheck

Ich glaube, dass Vertrauen auch einen gewissen regelmäßigen Realitätscheck benötigt, um aufrechterhalten werden zu können. Ein bisschen Skepsis schadet dabei nicht. Für meine Diabetestherapie ziehe ich oft die Community für einen regelmäßigen Check zu Rate. Denn hier kommen viele verschiedene Menschen aus ganz unterschiedlichen Orten mit sehr unterschiedlichen Therapieformen zusammen und ich kann lernen, wie die Realität für andere Menschen aussieht.

Nichts entfernt uns mehr von der Realität, als wie mit einer Tunnelbrille durch diese zu laufen, nur unsere eigene zu sehen und nie nach rechts oder links zu schauen. Natürlich hat jeder seine eigene Lebensrealität, aber durch eine Lupe der Gemeinschaft betrachtet können wir Probleme leichter erkennen, lösen und uns selbst und unser Tun besser reflektieren. Wie machen es die anderen? Haben sie die gleichen oder ähnliche Probleme wie ich?

Kommt der hohe Wert nun vom Essen, von den Hormonen, habe ich mich verrechnet oder verspritzt oder ist mein Insulin zu alt? Was sagen andere Ärzte? Warum vertraut jemand nicht mehr in den Diadoc, warum vertraut jemand anders immer mehr? Durch diesen Austausch erfahre ich Wissen, welches ich vorher nicht hatte. Ich kann es mit meinem eigenen Wissen abgleichen, bin vielleicht bei einigen Themen mehr oder weniger skeptisch und erkenne, wo es haken könnte.  Aber auch den Aussagen in der Community kann ich nicht 100% und jedes Mal vertrauen. Eben weil wir so unterschiedlich sind, hat auch jeder einen anderen Wissensstand. Deswegen ist ein Abgleich hier so wichtig.

Quelle: pixabay/mohamed_hassan

Und wenn das Vertrauen doch missbraucht wird?

Gerade beim Thema Diabetestherapie mache ich mir oft Gedanken zum Thema Vertrauen. Wenn ein Glied der Kette nicht mehr vertrauenswürdig handelt, agiert – wie kann ich dann das Vertrauen in mich, in meine Therapie stabil halten oder daran arbeiten? Wer oder was kann mir dabei helfen? Ich muss in Insuline, Geräte, Ärzte und mich selbst vertrauen, Tag für Tag ohne Pause, und wenn ich das Vertrauen verliere, kann es sein, dass ich es nicht mehr schaffe, mich um mich zu kümmern. Dann kann es helfen, einzelne Glieder in der Kette auszutauschen.

Denkt daran, wir leben sehr privilegiert in einem Teil der Welt, in der wir es uns leisten können, Glieder der Kette zu wechseln, wenn das Vertrauen weg ist oder es sich gezeigt hat, dass man ihm kein Vertrauen schenken kann. Ein anderes Insulin ausprobieren, und wenn es erstmal nur eine neue Packung ist. Andere Kanülen, andere Katheter, Pumpe oder Pen, Sensor oder blutiger Test, neue Praxis oder andere Diabetesberaterin. Wenn es mal hakt, ist das kein Grund, alles hinzuwerfen und grundsätzlich zu denken, dass die Welt einen hasst. Es gibt so viele Gründe für schlechte Tage in unserer Diabetestherapie, so viele Gründe, warum das Vertrauen verloren gegangen sein kann. Das Gute ist aber: Vertrauen kann man auch wieder aufbauen, man kann wieder lernen zu vertrauen. Vertraut in euch selbst, dann kommt der Rest schneller, als ihr denkt!

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