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Schon seit seiner frühen Kindheit steht Alexander Zverev auf dem Tennisplatz. Mit 26 Jahren kann er auf eine beeindruckende Karriere im Profi-Tennis zurückblicken. Auch für die Zukunft hat er sich noch einiges vorgenommen. Was bis letzten Sommer nur wenige wussten: Bereits im Alter von vier Jahren bekam er die Diagnose Typ-1-Diabetes. Im Interview erzählt er, wie sein Alltag als Profi-Sportler aussieht, welche Rolle der Diabetes dabei spielt und weshalb er sich dazu entschieden hat, seine Erkrankung öffentlich zu machen.
Alter: 26 Jahre
Wohnort: Monaco
Beruf: Tennisspieler
Diabetes seit: 1999
Hobby: Basketball
Kontakt: stiftung@alexanderzverevfoundation.com
Alexander Zverev: Super früh! Dadurch, dass meine Eltern und mein Bruder Mischa ja auch Tennis gespielt haben, habe ich den Schläger quasi mit in die Wiege gelegt bekommen. Solange ich denken kann, spiele ich auch Tennis. Meine Diagnose Typ-1-Diabetes kam dann auch fast parallel mit vier Jahren. Insofern hat Diabetes von Anfang an eine Rolle gespielt! Ernährung, Zuckerwerte und Auswirkungen von hohen und niedrigen Werten haben mich immer beeinflusst und viele haben mir ja auch vorhergesagt, das könne man sowieso nicht vereinbaren. Davon wollte ich mich aber nicht abbringen lassen.
Zverev: Kann oder will? Das war durchaus ein Unterschied. Ich wollte schon früh Profi werden und zwar in einer Zeit, als mir bzw. uns die Ärzte regelmäßig mitgeteilt haben, das ginge nur sehr schwer oder gar nicht. Ich wollte schon immer Profi werden, so, wie mein Vater und mein Bruder, es gab eigentlich keine bewusste Entscheidung.
Zverev: Mein Diabetes-Management ist überall mit dabei. War es immer und wird es auch bleiben. Es gibt ja kein Entrinnen von der Krankheit. Aber durch Konsequenz im Alltag, eine für mich perfekte Diät und natürlich Insulin komme ich gut klar. Mein Training findet ja auch jeden Tag statt. Meistens trainiere ich morgens zwei bis drei Stunden und mittags noch mal, oft auch mehr. Es geht um Athletik, Ausdauer und auch das reine Tennis-Training. Da kommen schnell sechs bis acht Stunden täglich zusammen.
Zverev: Eigentlich so wie sonst auch. Ich esse gut, ich schlafe gut und ich folge dem Ernährungsplan. Wenn mein Kohlenhydrat-Bedarf wegen der Belastung steigt, muss ich natürlich meine Insulindosen anpassen. Hier hilft das moderne Monitoring mit Sensor und Handy enorm. Dadurch weiß ich immer, was zu tun ist. Natürlich habe ich dabei auch Höhen und Tiefen, aber so schaffe ich es, alles unter einen Hut zu bringen.
Zverev: Die Spiele mit vorher unsicherer Länge zwingen mich natürlich zu gewissen Anpassungen, also habe ich dann Energieriegel oder Gels dabei. Ich bereite mich ernährungsmäßig immer so gut wie möglich vor und kann beim Spiel nachsteuern. Ist der Zucker zu hoch, darf ich den Platz verlassen und Insulin spritzen. Aber mit modernen Geräten, die das Monitoring erleichtern, kann ich eine Tendenz frühzeitig erkennen und dafür sorgen, dass es nie zu einer brenzligen Situation kommt.
Zverev: Die Krankheit habe ich jetzt so lange, dass ich das völlig verinnerlicht habe. Da muss ich gar nicht drüber nachdenken. Wenn ich mich beim Wechsel hinsetze, schaue ich auf meinen Monitor und sehe den Zuckerwert. Vieles spüre ich natürlich auch ohne die Anzeige, aber zur Kontrolle ist das besser. Hier habe ich ja auch, bevor es bekannt wurde, manchmal den Vorwurf gehört, ich würde auf mein Handy schauen. Das darf man nämlich beim Tennis während des Spieles nicht. Aber es ging und geht nur um die Zuckerwerte!
Zverev: Ich selber!
Zverev: Ich habe über eine lange Zeit in meinem Leben – nicht nur als Tennisspieler – eine gewisse Ausgrenzung erlebt. Manche machten sich lustig und viele dachten, ich habe durch Diabetes einen Nachteil. Ich wollte nie, dass Menschen meine Erkrankung als Entschuldigung für Niederlagen sehen, ich mag keine Ausreden. Ich wollte einfach nicht, dass man mich wegen des Diabetes anders behandelt. Jetzt mit meinen Erfolgen bei Olympia und auch bei den ATP-Tennisweltmeisterschaften habe ich diese Befürchtung nicht mehr. Ich weiß, was ich kann, und ich möchte allen Kindern und Eltern zeigen, dass man mit Diabetes alles erreichen kann.
Zverev: Nein, wir reden eigentlich nicht darüber. Bei den Turnieren geht es ums Tennis und über Krankheiten redet man eher nur mit engen Freunden. Die sind auf der Tour eher selten … (lacht)
Zverev: Meine Stiftung! Ich habe im August, nach einem Jahr Vorlauf, meine eigene Stiftung ins Leben gerufen und seither unglaublich viel positive Resonanz erfahren. Ich wollte ja, dass die Menschen durch mich mehr an sich glauben und sich auch höhere Ziele stecken, als sie es vielleicht sonst tun würden. Wir wollen Kindern mit Typ 1 helfen und Typ 2 vermeiden. Durch ein aktives Leben und gesundes Essen! Außerdem ist mein Herzenswunsch, Kindern in armen Ländern mit der Versorgung mit Insulin und anderen Medikamenten, die sie sonst nicht erhalten würden, zu helfen. Hier startet bald unser erstes Projekt!
Zverev: Ein Lieblingsessen habe ich nicht unbedingt, aber eine Lieblingsköchin, nämlich Mama. Wir sind so oft unterwegs und essen eigentlich viel zu selten hausgemachte Kost, deswegen freue ich mich immer über ein Essen bei Mama. Ab und zu gönnt man sich auch ungesunde Sachen, aber eher aus Bequemlichkeit oder, weil man ein Match sehr spät beendet und alle Restaurants zu haben. Ein Burger oder eine Pizza ist dann die Lösung. Naja, und bei Süßigkeiten bin ich eher gelassen, auf Desserts kann ich sehr gut verzichten, das war nie so mein Ding.
Zverev: Vielleicht psychologisch. Wenn man trotz der Krankheit solchen Erfolg hat wie ich, kann man darauf vertrauen, mental doch recht stark zu sein. Insofern hat es mir vielleicht langfristig sogar mehr Kraft verliehen, als ich ohne hätte.
Zverev: Zunächst mit der Stiftung Erfolg zu haben und möglichst vielen Kindern mit Diabetes zu helfen! Für mich sind es gesund bleiben und, irgendwann – aber möglichst bald – einen Grand Slam zu gewinnen. Und mein größter Wunsch ist es, dass Diabetes eines Tages heilbar ist, damit diese Krankheit vor allem für Kinder aus Entwicklungsländern nicht zu einem Todesurteil wird.
Zverev: Es gibt immer ein neues Ziel und das motiviert mich dann auch, den richtigen Einsatz zu finden. Wenn es um meine beruflichen Ziele geht, bin ich absolut zielstrebig und hake Tiefschläge schnell ab.
Zverev: Nein, noch nicht, ich will noch einige Jahre erfolgreich Tennis spielen. Aber meine Stiftung wird immer eine sehr hohe Priorität in meinem Leben bewahren.
Zverev: Werde Experte für deine Krankheit, lass dich nie entmutigen und verfolge deine Ziele – mit Konsequenz, aber nicht verbissen. Wenn du es nicht tust, machen es andere auch nicht für dich.
Interview: Susanne Lettau und Dr. Mirjam Eiswirth
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (7) Seite 42-45
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