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Das neue Jahr hat begonnen – die Vorsätze schon zerronnen? Drei Bücher helfen, in der Spur zu bleiben. Sie drehen sich um Lebenslust, Gartenlust und Geisteslust.
Zwei Stufen hat die Fastenzeit für mich: Eine körperliche und eine spirituelle. Die körperliche bedeutet den bewussten Verzicht auf liebgewordene Ernährungsweisen. Also weniger essen, Alkohol, Süßigkeiten und Zigaretten weglassen. Wer das rund zwei Wochen konsequent macht, merkt plötzlich, dass das Fasten nicht nur eine körperliche Wirkung hat. „Es wirkt auch auf unsere Seele, unser ganzer Hirnstoffwechsel und unsere Emotionalität ändern sich, die Menschen werden ruhiger“. Das sind Erfahrungen von Wilhelmi de Toledo, Mitinhaberin der renommierten Buchinger-Kliniken.
Das Fasten hilft also, zu sich zu finden. Hilft, eine zweite, eine spirituelle Stufe zu erreichen. „Leerer werden für das Größere“, nennt diesen Zustand ein renommierter Pater. Das ist genau die richtige Zeit, um sich auf Ungewohntes einzulassen, geistige Energien zu tanken. Drei Bücher möchte ich Ihnen vorstellen, die Ihnen helfen, in der Fastenzeit kleine Schritte in neue Felder zu gehen. Drei Bücher, die sich der Lebenslust, der Gartenlust und der Geisteslust verschrieben haben.
Die Journalistin Andrea Tichy kenne ich seit vielen Jahrzehnten. Sie kommt wie ich aus dem Wirtschaftsjournalismus und hat nun seit vielen Jahren in Frankfurt einen Verlag, in dem vier Mal im Jahr das großformatige Magazin „Quell“ erscheint, das Inspirationen für ein bewusstes und nachhaltiges Leben gibt. Vor kurzem hat sie das kluge Buch „Die besten Dinge kosten nichts“ herausgebracht, wo sie sieben Verhaltensweisen beschreibt, die uns glücklicher machen können.
„Sonne tanken“ heißt das erste Kapitel – und es erinnert daran, dass unsere „moderne“ Lebensweise nicht mehr im Einklang mit der Natur ist. Einen Großteil der Zeit verbringen wir in geschlossenen Räumen, abgeschnitten vom Kraftquell Sonne. Das hat gravierende Auswirkungen, vor allem für die Versorgung des lebenswichtigen Vitamins D, das fast schon hormonelle Wirkungen hat und auch dafür verantwortlich ist, dass die Knochen, dass die Immunabwehr stabil bleiben, dass die Stimmung nicht schwankt. Da ein Großteil dieses Vitamins vom Körper selbst gebildet wird, ist es unbedingt notwendig, möglichst viel Zeit im Freien zu verbringen – und dort den Körper nicht stark zu verhüllen.
„Zu Fuß gehen“ heißt das zweite Kapitel, das eng mit dem ersten verknüpft ist. Da macht die begeisterte Bergwanderin Lust auf regelmäßige Bewegung in der schönen Natur, wobei sie klugerweise das Wort Sport vermeidet. Denn es geht um die Freude an der Bewegung – und da hat sie sogar die Wissenschaft an ihrer Seite: Denn regelmäßiges Gehen und Nordic Walken haben für das Gewicht und die Blutzuckereinstellung mit dem Joggen vergleichbare Effekte – ohne dessen Nachteile, etwa für die Gelenke. Besonders zu empfehlen: Wanderungen im Wald, weil sie eine Art natürliche Aromatherapie sind sowie das Barfußlaufen, das den Menschen wieder „erdet“.
„Fasten“ ist das dritte Kapitel überschrieben – und es ist das mit Abstand spannendste. Denn Andrea Tichy fasst hier überzeugend die wissenschaftliche Literatur zusammen, die es über die positiven Wirkungen des weniger Essens gibt. Besonders beeindruckend sind Ergebnisse von Forschern aus der ehemaligen Sowjetunion, die in breiten Feldversuchen nachgewiesen haben, für wie viele Krankheiten das Fasten eine Linderung, gar Heilung bringen kann – und dazu gehört auch Diabetes. Interessant auch, wie sich der Nahrungsentzug auf die Menschheitsgeißel Krebs auswirkt: So können kurze Hungerphasen laut den Forschungen von US-Wissenschaftlern ähnliche Wirkungen wie eine Chemotherapie haben – aber ohne deren Nebenwirkungen.
„Lebendiges Wasser trinken“ empfiehlt das vierte Kapitel. Eine Empfehlung, die ich seit weit über zehn Jahren befolge. Seit der Zeit trinke ich, wo es geht, die Wässer der bayerischen St. Leonhardsquelle. Das Wasser stammt aus artesianischen Quellen, wo es ausgereift von allein aus der Erde strömt. Dieses „lebendige Wasser“, das auch über Wochen in der geöffneten Flasche seine Frische behält, schmeckt unvergleichlich weich und kann helfen, dass sich Giftstoffe gar nicht erst im Körper festsetzen, und dass die gefährlichen Freien Radikale, die auch mit Demenz und Rheuma in Verbindung gebracht werden, weniger Schaden anrichten. Spannend auch die Ausführungen, die erklären, wie womöglich gerade diese lebendigen Wässer die vielfach umstrittenen Wirkungen der Homöopathie besonders gut zur Geltung bringen.
Das hört sich jetzt alles sehr komplex an, aber Andrea Tichy gelingt es, diese schwierige Materie äußerst verständlich und mit leichter Feder zu schildern.
„Wildpflanzen sammeln“ fordert Andrea Tichy im fünften Kapitel – und da kann ich ihr nur zustimmen. Denn diese Kräuter, die oft noch als Unkräuter verschrien werden, sind über Jahrhunderte die Grundlage unserer Volksmedizin gewesen. Andrea Tichy erinnert hier an Hildegard von Bingen, an Sebastian Kneipp – und sie zeigt überzeugend, welche Vitalkraft im Wilden steckt; etwa dass 100 Gramm Endiviensalat gerade mal 10 mg Vitamin C enthalten, während das Gänsefingerkraut es hier auf über 400 mg bringt. Außerdem wirkt die „Anserinae“ beruhigend und hemmt Entzündungen. Gut auch: Das Buch zeigt, wo die Kräuter zu finden sind, und es gibt schöne Rezepte, etwa ein würziges Giersch-Pesto.
„Gemeinschaft leben“ macht glücklich, weiß Familienmensch Andrea Tichy – und lobt ausdrücklich die gerne bespöttelte Einrichtung Familie als „Kulturtat“, wozu die Entwicklung eines „Urvertrauens“ zwischen Mutter und Kind gehört, das für die weitere seelische Entwicklung eines Menschen sehr wichtig ist. Als jemand, der noch das Glück hatte, so etwas mit seiner Mutter zu erleben, kann ich ihr nur zustimmen. Denn solchen Menschen gelingt es auch leichter, im späteren Leben wahre Freunde zu finden – und nicht nur die gekauften „Freunde“ der amerikanischen Internet-Konzerne.
„Pflegen statt Putzen“ heißt das abschließende Kapitel, das mich zuerst stutzig machte. Aber keine Angst, es ist keine Anleitung zur korrekten Durchführung der schwäbischen Kehrwoche, sondern es geht darum, durch die bewusste Pflege der Umgebung die Grundlage für etwas Neues zu schaffen. Nun gut, das lasse ich jetzt einfach mal so stehen. Denn ich habe viel Neues geschaffen – und die bewusste Pflege der Umgebung ist dabei immer etwas zu kurz gekommen. Aber Andrea hat ja auch kein Ratgeberbuch geschrieben, sondern sie gibt kleine Winke, wie das Leben im Einklang mit der Natur, mit den Saisonalitäten kunstvoll einzurichten ist.
Hervorragend dokumentiert sind die einzelnen Kapitel mit jeweils einem ausführlichen Literaturverzeichnis. Fazit: Ein wunderbares Motivationsbuch, das Lust auf Entdeckungen macht.
Die im Buch beschriebenen Dinge kosten größtenteils nichts, aber das Buch selbst kostet 17,90 Euro. Gut angelegtes Geld und am Besten zu bestellen über
http://www.quellonline.de/buch-tipp-die-besten-dinge-kosten-nichts/
Alfons Breier habe ich für meine Serie „Echt Essen“ kennen gelernt, wo ich seit über sechs Jahren jeden Monat ein authentisches Gasthaus vorstelle. Sein „Breier´s Kräutergarten“ weit hinter Berlin, kurz vor der polnischen Grenze, war dabei eine der faszinierendsten Stationen, denn das Gasthaus liegt inmitten eines riesigen Gartens mit über 250 Pflanzenarten. „Dr. Garten“, wie seine Stammgäste den „Alfonso“ nennen, kennt alle Pflanzen ganz genau; weiß, wie mit ihnen zu kochen ist; weiß, welche heilenden Wirkungen sie haben. Ein botanisch-kulinarisch-medizinisches Wissen, wie es ziemlich einmalig in Deutschland ist. Wer´s noch mal lesen will, findet meine Geschichte hier:
http://www.diabetes-online.de/echt_essen/a/1663252
„Kochen, was der Garten hergibt“, heißt ein liebevoll gemachtes, knapp 100 Seiten starkes Buch, das ist, wie Alfonso ist: Eine kluge Mischung ganz unterschiedlicher Elemente, nämlich Pflanzenbeschreibungen, Heilkraft, Gärtnertipps und Rezepte. Alles selbst erprobt und mit feiner Ironie geschrieben.
Einen Großteil des Buches nehmen die Pflanzenbeschreibungen ein – und dazu gehören natürlich auch sehr viele Wildpflanzen, wie etwa der schon von den Chinesen als Heilkraut geschätzte Löwenzahn. Alfons Breier empfiehlt zur Zeit der Blüte eine ganz spezielle Leberkur: „Nämlich 14 Tage lang täglich sechs Blüten tragende Stengel essen. Sie besitzen am meisten von dem Saft, der unserer Leber so gut tut – und zwar der Länge nach wie kleine Salzstangen, wobei es am Anfang schon sehr bitter ist“, warnt der erfahrene Botaniker. Aber bitter ist halt nun einmal das, was gerade der bei vielen Diabetikern vorgeschädigten Leber am Besten auf die Sprünge hilft.
Essbare Blüten bilden ein großes Kapitel in dem Buch, wobei es ihm besonders die wunderbar aussehenden Taglilien angetan haben. Die roten Blüten schmecken leicht nach Pfeffer und krönen im Gasthaus gerne eine kräftige Suppe. Aber Taglilie ist nicht gleich Taglilie, weiß Alfons Breier (und er weiß auch dass die ebenfalls essbaren Lilien botanisch einer anderen Familie angehören), und empfiehlt deshalb die „fantastisch schmeckende Sorte Sammy Russel“. Es gibt wenige Gartenbücher, die mit soviel Liebe und Sachkenntnis geschrieben sind.
Aber das Leben im Garten ist nicht nur paradiesisch, da tummeln sich auch allerlei Viecher, die da nichts zu suchen haben, etwa Blattläuse. Da bei Breiers gottseidank ökologisch gearbeitet wird, empfiehlt er ein harmloses, aber wirksames Mittel: „Gegen Blattläuse spritze ich mit feinem Zerstäuber eine Mischung aus einem Liter Wasser, 15 Milliliter Biospülmittel, 15 Milliliter Sonnenblumenöl und einem Esslöffel Backpulver“.
Schön sind auch die Rezepte in dem Buch, etwa eine Rote-Bete-Suppe mit einem kräftigen Schuss Weißwein. Interessant auch das Rezept für ein Brot mit den beiden gesunden Körnern Dinkel und Buchweizen. Verführerisch die vielen Rezepte für Kuchen und Desserts – aber die müssen nach meiner Meinung deutlich weniger süß werden. Und das geht! Das werde ich dieses Jahr noch mit Alfonso in seinem Märchengarten in Wriezen im Oderbruch ausprobieren.
„Meine Empfehlung: Zurück zur Natur, ran an die Wilden“, heißt es in dem Buch. Einem Buch, das Lust macht, selbst zu gärtnern. Es muss ja nicht gleich ein großer Garten sein, ich habe in meinem Garten auf dem Kölner Balkon rund 30 Kräuter, wie etwa den so geschätzten Zuckerzähmer Bockshornklee. Jeden Tag schaue ich jetzt im Frühjahr, wo sich das erste zarte Grün zeigt. Auch gibt es inzwischen in vielen Städten die Möglichkeit, sich bei einer der zahllosen Garteninitiativen zu engagieren – wie etwa in Andernach, wo die gesamten städtischen Grünanlagen in eine „essbare Stadt“ umgewandelt wurden.
„Gegen jedes Zipperlein ist ein Kraut gewachsen“, schrieb mir Alfons Breier als Widmung in mein Buch. Eine Losung, die in dem Buch prächtig eingelöst wird.
Im Verlag „Drei Wege“ ist das 18,50 Euro kostende Buch erschienen. Hier geht´s zur Bestellung: http://www.verlagdreiwege.de/kochbuch.html
Immanuel Kant gehört zu den hellsten Köpfen im deutschen Sprachraum. Mit seinem epochalen Werk „Die Kritik der reinen Vernunft“ legte er den Grundstein zur modernen Philosophie. Darüber hinaus verfasste er bedeutende Schriften zur Religions-, Rechts- und Geschichtsphilosophie sowie zur Astronomie. Gleichzeitig war der Königsberger ein bedeutender Lehrer an der Universität – und er lag mit seinen liberalen Ansichten häufig im Konflikt mit der preußischen Zensurbehörde.
Bewältigt hat der 1724 Geborene dieses gewaltige Pensum mit einem strikten Tagesablauf, den er sich ab dem 40. Lebensjahr auferlegte. Jeden Morgen ließ er sich um 4 Uhr 45 wecken, nahm pünktlich um 13 Uhr sein Mittagessen ein und ging um 22 Uhr ins Bett, war also praktisch 17 Stunden auf den Beinen und hatte so seinen regelmäßigen Schlaf. Legendär sind seine täglichen Spaziergänge, zu denen er egal bei welchem Wetter immer um 15 Uhr 30 zu genau acht Runden aufbrach – und nach deren Beginn viele Königsberger ihre Uhr stellten. Der Lohn der Pünktlichkeit und der Bewegung: Bei voller Schaffenskraft wurde Immanuel Kant genau 80 Jahre alt.
Viele verspotten den großen Philosophen ob dieser Genauigkeit. Ich sehe das anders: Kant hat gezeigt, dass eine Ordnung im täglichen Leben auch zu einer Ordnung des Geistes führen kann – und ich denke gerade jetzt in der spirituellen Phase der Fastenzeit kann sein Handeln auch heute noch als das Prinzip einer allgemeinen Ordnung gelten.
Verspottet wurde Kant auch gerne als knöchern und hölzern, dabei verdiente er sich in der Studentenzeit ein Zubrot als Billardspieler, war in den Salons der Stadt als gedankenfunkelnder Erzähler geschätzt. Wer Lust hat, sich auf diese geistreiche Seite Kants einzulassen, findet jetzt ein kleines Büchlein unter dem etwas seltsamen Titel „Köche ohne Zunge“. Darin versammelt sind Aphorismen und genaue persönliche Beobachtungen des Menschenkenners aus dem damals weltoffenen Königsberg. Sicher, Kant hat die Texte in dieser Form nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, es sind vor allem Anmerkungen aus seinen Vorlesungstexten, denen diese Zitate entnommen sind, aber sie zeigen ihn doch als das, was seine Zeitgenossen über ihn sagten: „Ein amüsanter Denker“. Fünf Aphorismen, die mir besonders gefallen, finden Sie hier:
Vielleicht machen Ihnen diese Gedankensplitter einmal Lust auf einen „richtigen“ Text von Kant, einem Denker, über den Goethe sagte: „Eine Seite Kant lesen ist, als träte ich in ein helles Zimmer“.
„Köche ohne Zunge“, herausgegeben von Jens Kulenkampff, erschienen im Steidl Verlag für 14,80 Euro
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von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Website: www.lauber-methode.de
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