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Friederike: Wann wurde der Diabetes bei Dir diagnostiziert?
Michael: Der Diabetes wurde bei mir im Jahr 2008 festgestellt, bei einer Blutabnahme zur Operationsvorbereitung für einen Bandscheibenvorfall. Ich musste dann erst 6 Wochen therapieren, bevor die OP stattfand. Meine HbA1c war bei 14,5 %, mein Nüchternzucker 295 mg/dl.
Friederike: Was hat sich seit der Diagnose in Deinem Leben verändert?
Michael: Ich denke über alles, was ich esse, nach. Aufgrund schlechter Beratung hatte ich sogar zeitweise Phobien vor manchen Lebensmitteln. Die Ernährungsberaterin meines ersten Diabetologen folgte noch der Steinzeit und gab mir vor , dass ich keine Bananen mehr essen solle, keine Erbsen, keine Möhren, dass tierische Eiweiße o.k. wären, Süßes generell schlecht ist und nicht gegessen werden sollte usw. Das hatte leider einen „Jetzt-erst-recht-Effekt“, so dass ich die Krankheit – wie wahrscheinlich viele andere auch – erst einmal bewusst ignoriert habe. Im Oktober 2013 habe ich die Krankheit aufgrund eines sehr schlechten Wertes dann erstmals ernst genommen und mir gesagt, dass es so nicht mehr geht und dass ich kein Problem, sondern eine Krankheit habe. Bis dato hatte ich meine Tabletten genommen und das war es. Damals hatte ich den Bericht im WDR über die DPD (Diabetes Programm Deutschland)-Läufer im Köln Marathon im WDR gesehen und habe mir gedacht: Das geht vielleicht. Trotz operierter Bandscheibe und zwei Knieoperationen mit Kreuzbandriss und Meniskusriss.
Michael: Er ist wie ein Spiegel deines Alltags. Frustfressen, Vorweihnachtszeit, Stress und Karnevalszeit kann man genauso am Blutzuckerspiegel ablesen wie Sport, Sommer, Urlaub, mediterrane Küche, keinen Stress und gute Laune.
Friederike: Wenn man Diabetes heilen könnte, gäbe es dann trotzdem etwas, das Du gerne aus Deinem Leben als Diabetiker behalten würdest?
Michael: Meine neu gewonnene Liebe zum Laufen. Jeder hält dich für bekloppt, dass du „mit deinem Gewicht“ „mit deinem Alter“ so was machst und „du bist doch gar nicht der Typ dafür“. Deswegen hatte ich es zunächst auch keinem gesagt und erst einmal gesehen, was überhaupt geht „in meinem Zustand“. Und siehe da, es ging gut. Mit DPD 2014 habe ich mich von 131 auf 120 runtergelaufen im letzten Jahr, habe mit einer fitten Ernährungsberaterin an meinem Essen, aber vor allem an meinem Kopf gearbeitet. Ja, man darf als Diabetiker morgens auch eine Banane frühstücken, ja, Erdbeeren darf man auch essen. Nein, Dominosteine sind immer noch falsch in der Weihnachtszeit und nein, man stirbt nicht, wenn man Nudeln, Möhren und Weintrauben isst. Halte dich immer nur an eine Regel: Bevor du es in den Mund steckst, denk kurz darüber nach, ob du das jetzt wirklich brauchst. Wenn ja, iss es mit Genuss, wenn nein, leg es zurück.
Was ich hier mal klar sagen möchte: Wer Diabetes Typ 2 hat, sollte vor allem erst einmal von einem Seelenklempner in seinen Kopf gucken lassen, warum er so isst, wie er isst. Und dann daran arbeiten, bevor er sich Insulin spritzen lässt und sonst nichts ändert.
Friederike: Manches ist für Diabetiker ja besonders wichtig, um gut eingestellt und lange gesund zu sein. So auch Sport. Welche Rolle spielt für Dich Sport?
Michael: Wie schon zuvor beschrieben, ist Sport die größte Quälerei, wenn man anfängt, und die gesündeste Droge, wenn man was erreicht hat. Ich hatte 1996 im linken Knie einen Kreuzbandriss, Innenmeniskusriss und Außenmeniskusriss. Ich hatte 2003 und 2010 die Bandscheiben-OP. Nie hätte ich gedacht, mal dank des DPD beim Köln Marathon 10 km in 1:09 zu laufen. Mein Doc meinte, es ist genug Knorpel in den Knien da, probier es, und wenn es nicht läuft, dann walkst du halt. Laufen ist mein Stolz, meine Droge. Laufen macht meinen Kopf frei und lässt mich die 60 Minuten an nichts anderes denken außer, ob ich die nächste Abbiegung des Laufweges noch erreiche. Wenn wir zu mehreren laufen und dabei Smalltalk halten, ist es noch besser.
Friederike: Hat sich Dein Sportverhalten seit der Diagnose verändert?
Michael: Ja. Es sieht so aus: 2 x die Woche 5 km und 1 x 7,5 km laufen. Zumindest bis Ende November, dann hatte ich leider Verletzungspech. Bis 10. Januar war Pause. Jetzt habe ich aber wieder begonnen.
Friederike: Gibt es etwas, dass du wegen des Diabetes besonders vor, bei und nach dem Sport beachtest?
Michael: Da ich Typ-2-Diabetiker bin und nicht unterzuckern kann, achte ich nicht auf meinen Blutzucker vor dem Laufen. Während des Laufens achte ich immer auf den Puls, aber vor allem darauf, dass ich mich fordere, aber nicht hetze. Und ich versuche immer, einen aus der Laufgruppe 2014 mitzunehmen, allein macht es halt nicht so viel Spaß. Wir haben dafür eine Whatsapp-Gruppe und wer läuft, schreibt rein, wann und wo, und meist kommt einer mit. Und wenn man beim Laufen schwätzt, ist man nicht zu schnell und die Zeit vergeht viel angenehmer.
Michael: Ich habe einen Pulsmesser, habe ein Paar Turnschuhe nach Laufanalyse und entsprechender Beratung. Das war’s. Als Belohnung für meine 10 km habe ich mir einen iPod Nano gegönnt. Wenn sich kein Opfer zum Mitlaufen findet, hör ich wenigstens Radio. Von diesem Kram, der mir abends erzählt, wie viele Schritte ich heute gegangen bin, wie viele Höhenmeter ich gemacht habe und wie gut mein Schlaf war, halte ich nichts. Es gab genug Dinge im Leben, die mir ein schlechtes Gewissen gemacht haben. Da brauche ich kein Armband, das mitschreibt, wie hoch mein Puls beim Toilettengang ist und mich um 20 Uhr warnt, dass ich noch 1565 Schritte gehe sollte und um 21 Uhr ins Bett soll, weil ich letzte Nacht nur 2 Stunden Tiefschlaf hatte.
Friederike: Wann wurde der Diabetes bei Dir diagnostiziert?
Maike: Im August 2013 wurde der Diabetes bei mir diagnostiziert.
Friederike: Was hat sich seit der Diagnose in Deinem Leben verändert?
Maike: So einiges. Man muss ständig die Krankheit im Hintergrund haben. Fast nichts kann man machen, ohne sich darüber Gedanken zu machen. Messen und Spritzen gehören zum Alltag – und das war anfangs sehr ungewohnt. Nicht mehr essen können, ohne groß darüber nachzudenken. Nicht einfach mal so einen leckeren Schokoriegel essen können – nein – zuerst messen und dann spritzen, so läuft das ab jetzt. Aber sonst lebt es sich recht gut damit. Auch mit dem Gefühl, mal wieder etwas mehr auf den Rippen zu haben. Einfach toll!
Friederike: Wenn man Diabetes heilen könnte, gäbe es dann trotzdem etwas, das Du gerne aus Deinem Leben als Diabetiker behalten würdest?
Maike: Auch wenn man beim Essen immer nachdenken muss, einen Vorteil hat es. Wenn ich was koche, koche ich nur so viel, wie ich auch essen möchte. 5 BE – und ich bin satt. So koche ich zum Beispiel immer nur so ca. 100 g Nudeln, und das reicht mir und es bleibt nichts übrig und muss evtl. weggeworfen werden. Außerdem möchte ich weiter mit allen liebenswürdigen Menschen mit Typ-1-Diabetes in Kontakt bleiben. Es tut so gut zu wissen, dass man mit dieser blöden Krankheit nicht alleine ist. Nur mit der Unterstützung dieser Leute und vielen Gespräche mit ihnen fiel es mir leicht, mit der Krankheit leben zu können und entspannter damit umzugehen. Vielen Dank der Typ-1-Gruppe „Die jungen Wilden“ in Berlin!!
Friederike: Manches ist für Diabetiker ja besonders wichtig, um gut eingestellt und lange gesund zu sein. So auch Sport. Welche Rolle spielt für Dich Sport?
Maike: Der Diabetes hat meine Haltung zum Sport nicht stark verändert. Ich bin schon früher gerne draußen gewesen und habe mich bewegt. Außerdem muss Sport Spaß machen. Und das habe ich beim Radfahren, Klettern, Schwimmen oder bei meiner wöchentlichen Gymnastik in einem Stuttgarter Gymnastiktreff.
Friederike: Hat sich Dein Sportverhalten seit der Diagnose verändert?
Maike: Nein, nicht wesentlich.
Friederike: Gibt es etwas, dass du wegen des Diabetes besonders vor, bei und nach dem Sport beachtest?
Maike: Sport kann schnell zu Unterzuckerungen führen, daher kontrolliere ich vor, dazwischen und danach öfters meinen Blutzucker. Außerdem gehe ich mit einem erhöhten Blutzucker in die sportliche Tätigkeit, um ein wenig Puffer zu haben. Abhängig von der Sportart esse ich auch noch nach dem Sport eine Kleinigkeit und spritze dies nicht ab, da die Bewegung noch oftmals Nachwirkungen hat. Lieber ein wenig mehr essen, als in eine Unterzuckerung zu kommen. Wobei mir eine Unterzuckerung nach dem Sport bisher noch nie passiert ist.
Friederike: Hast Du besondere diabetische Sportgadgets, wie z.B. besondere Sportklamotten, Hypohelfer usw.?
Maike: Nein, ich habe keine extra Diabetes-Sportausstattung.
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