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Seit sechs Jahren schrieb Michael Denkinger an dieser Stelle über seinen Sohn Luca und dessen Diabetes. Auf Wunsch des mittlerweile 14-Jährigen wird dies der letzte Teil der Kolumne sein. Denkinger wirft noch einmal einen Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft…
Zehn Jahre nach der Diagnose des Typ-1-Diabetes hat Luca jüngst seine ersten beruflichen Erfahrungen gesammelt. Bei einem Unternehmen, das Schwerlast- und Spezialtransportfahrzeuge herstellt, absolvierte unser Sohn in der Produktion für den Beruf Industriemechaniker ein fünftägiges Betriebspraktikum. Welche berufliche Richtung der Gymnasiast nach seinem Abitur gehen möchte, weiß er zwar noch nicht genau, für technische Abläufe und Zusammenhänge hat sich der Neuntklässler aber schon immer interessiert.
Das Berufspraktikum war zugleich eine neue Erfahrung, was das alltägliche Diabetes-Management betrifft: Punkt 7 Uhr und somit rund eine Stunde früher als während des täglichen Schulbetriebs musste er in dem Unternehmen vor Ort sein. Dies bedeutete auch, dass er eine Stunde früher aufstehen, messen, frühstücken und spritzen musste und dass er sich an einer zeitlich genau geregelten Mittagspause des Betriebs zu orientieren hatte.
Dass Luca Diabetiker ist, hatten wir den Verantwortlichen des Unternehmens zwar mitgeteilt, das direkte Umfeld der Abteilung, in der das Praktikum stattfand, wusste davon allerdings zunächst nichts. “Wir müssen das nicht jedem vorab mitteilen – das kann ich immer noch machen, wenn ich vor Ort bin und mich jemand danach fragt”, sagte Luca vor Antritt des Berufspraktikums. Das Praktikum ist gut verlaufen. Die Blutzuckerwerte waren im Rahmen der medizinischen Vorgaben, Vorgesetzte und Arbeiter zeigten Verständnis für kurze Mess-, Ess- und Spritzpausen.
Seit dem 19. Mai 2008 gibt der Diabetes unserem Sohn und uns als Familie diesen geregelten Tagesablauf vor. Es war ein Montagnachmittag, als wir seinerzeit von unserer Hausarztpraxis in das Klinikum beordert wurden. Der erstbehandelnde Arzt diagnostizierte damals einen Blutzuckerwert von 900 mg/dl (50 mmol/l) und konnte es kaum glauben, dass das schreiende und schimpfende Kind bei vollem Bewusstsein war. Dieser Moment und die Wochen zuvor, in denen sich Lucas Gesundheitszustand zusehends verschlechterte, hat sich vor allem im Gehirn der Eltern verewigt – Luca erinnert sich daran nur noch in Bruchstücken.
In den ersten Jahren injizierte sich der Bub das Insulin per Spritze, ehe die Umstellung auf den Pen erfolgte. Ab dem Jahr 2012 trugt Luca eine schlauchlose Insulinpumpe. Weil sich der Katheter häufig löste und infolgedessen die Insulinzufuhr unterbrochen war, stellten wir nach rund anderthalb Jahren wieder auf manuelle Therapie um. Seit 2017 nutzt er nun einen App-basierten digitalen Service, der das tägliche Diabetes-Management vereinfachen soll. Luca kann so auf unkomplizierte Art und Weise Blutzuckerdaten direkt vom Messgerät in die App hochladen und seinen Diabetes über das mobile Telefon noch besser dokumentieren und organisieren.
An der Optimierung des Diabetes-Managements muss er jetzt und in Zukunft jedoch wieder stärker mitwirken und sich wieder bewusst machen, dass er mit einem halbherzigen Diabetes-Management seiner Gesundheit dauerhaft schaden kann. Weil er das auf keinen Fall möchte, will er sich wieder “intensiver damit beschäftigen”, sagt er. Dass darüber in einer eigenen Kolumne berichtet wird, will er allerdings nicht mehr.|
Somit endet mit diesem Text die Kolumne “Lucas Welt”, in der wir, die Familie Denkinger, sechs Jahre lang ein kleiner Teil des “Diabetes-Eltern-Journals” waren.
von Michael Denkinger
Michael Denkinger (47) lebt mit seiner Familie in Memmingen und hat drei Kinder: Luca (14 Jahre), Angelina (16) und Timo (9). Er ist Inhaber der PR-Agentur Denkinger Kommunikation.
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2018; 11 (1) Seite 30
5 Minuten
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