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Nicht immer kommen Kinder mit Diabetes zu Hause gut zurecht. So ging es auch Sin Bi, sie war zu oft allein. Heute geht es ihr richtig gut – sie fühlt sich im Kinder- und Jugendhaus voll angenommen.
Ein Kinderheim ist ein graues altes Haus, das bald zusammenbricht, und den Kindern dort geht es schlecht. Denken Sie auch so? Weit gefehlt, ist sich Sin Bi sicher: “In einem Kinderheim ist es auch wirklich schön, man muss sich nur an ein paar Sachen gewöhnen”, erzählt sie. Die 16-Jährige ist richtig froh, seit August 2011 im Kinder- und Jugendhaus “An der Glockengießerei” in Apolda zusammen mit anderen Kindern und Jugendlichen leben zu können.
Vor ihrem Umzug sah die Situation anders aus: Sie wohnte in Weimar und bekam im Alter von 10 Jahren einen Typ-1-Diabetes. Ihre Eltern waren wegen ihrer Berufstätigkeit selten zu Hause, die 10-Jährige musste mit ihrem Diabetes allein zurechtkommen. Keiner interessierte sich dafür – bis sie wiederholt wegen lange andauernder Überzuckerungen im Krankenhaus landete.
Sin Bi: “Ich habe nach ein paar Jahren gesagt, als es immer schlimmer wurde, dass ich am besten in so eine Einrichtung gehe, weil ich da Hilfe bekomme.” Im Wohnheim läuft der Tag ab wie bei anderen Jugendlichen auch: Morgens aufstehen – Sin Bi weckt sich selbst mit dem Wecker –, dann geht es nach dem Frühstück zur Schule. Nachmittags nach der Schule gibt es noch ein Mittagessen – und nach den Hausaufgaben und Freizeitaktivitäten geht es nach dem Abendbrot ins Bett.
Aber etwas ist doch anders: Bevor die gebürtige Koreanerin zum Frühstück geht, misst sie im Gruppenraum der Wohngruppe ihren Blutzucker und lässt sich vom Bolusrechner ihrer Insulinpumpe einen Tipp für die Insulindosis geben. In der Schule darf sie, wenn nötig, auch im Unterricht messen und essen. Und am Wochenende und an Feiertagen kocht die Gruppe reihum für alle zusammen. Besonders gern isst Sin Bi Kartoffelbrei mit Igel-Bockwurst; dabei wird die Bockwurst x-förmig an der Oberseite eingeschnitten, bis sie wie ein Igel aussieht.
Sport gehört zum Leben der Gymnasialschülerin dazu. Gern geht sie abends mit anderen aus dem Wohnheim schwimmen. Weil sie über die Zeit ihren Diabetes gut kennengelernt hat und sie mit ihrer Diabetologin Dr. Jutta Wendenburg in Jena alles besprechen kann, klappt auch das Schwimmen mit dem Diabetes gut.
Ist der Blutzuckerwert vor dem Abendessen niedrig, sorgt sie selbständig vor: “Ich esse ein bisschen mehr und nehme noch Sport-BE mit.” Die letzten Ferien hat sie bei einer Freundin verbracht, deren Eltern hatten sie eingeladen. Das ist heute kein Problem mehr, ist Sin Bi stolz: “Sie weiß, dass ich den Diabetes im Griff habe.”
von Dr. Katrin Kraatz
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (4) Seite 54-55
5 Minuten
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