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Wie wird Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen behandelt? Handlungsempfehlungen dafür geben die Leitlinien. Diese liegen nun in einer überarbeiteten und aktualisierten Fassung vor und werden vorgestellt von Professor Andreas Neu.
Unter dem Titel “Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter” wurden vor kurzem die neuen Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) fertiggestellt und veröffentlicht. Leitlinien sind Handlungsempfehlungen für Ärzte und andere Therapeuten. Im Gegensatz zu Richtlinien sind sie nicht bindend, sondern müssen dem Einzelfall angepasst werden. Umfassende Leitlinien berücksichtigen auch die Patientenperspektive. Dies ist bei der Aktualisierung der pädiatrisch-diabetologischen Leitlinien erfolgt.
In zehn Kapiteln richten sich diese Empfehlungen an alle Berufsgruppen, die Kinder und Jugendliche mit Diabetes sowie deren Familien betreuen und unterstützen, und an übergeordnete Organisationen (z. B. Krankenkassen). Nachzulesen sind die Leitlinien auf der Homepage der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen und medizinischen Fachgesellschaften).
Wichtiges Anliegen der Leitlinien ist es, Orientierung zu geben bei Diagnostik, Therapie und im Verlauf des Diabetes im Kindes- und Jugendalter. Sowohl medizinische als auch psychologische Besonderheiten dieser Altersgruppe fanden bei der Erstellung der Leitlinien Berücksichtigung.
Die Rahmenbedingungen für eine Leitlinienerstellung im medizinischen Bereich werden vorgegeben durch die AWMF. Neben zahlreichen Experten des Fachgebiets wurden deshalb benachbarte Fachgesellschaften, Patientenvertreter und berufsständische Organisationen in den Prozess der Leitlinienaktualisierung eingebunden. 632 Literaturzitate fanden Eingang in die Neufassung. Im Rahmen einer Konsensuskonferenz in 2015 haben die Vertreter der Fachgesellschaften und die Kapitelautoren alle neuen Empfehlungen abgestimmt. Insgesamt erstreckte sich der Prozess der Überarbeitung über zwei Jahre.
Bewährte Prinzipien wurden in der aktuellen Leitlinienfassung beibehalten. Dazu zählen die vier wichtigen Ziele der Langzeitbetreuung:
Neue Häufigkeitsangaben zum Diabetes haben Eingang gefunden in die Neufassung: Derzeit leben in Deutschland rund 30 000 bis 32 000 junge Menschen im Alter von 0 bis 19 Jahren mit Typ-1-Diabetes. Die Neuerkrankungsrate in Europa steigt jährlich um 3 bis 4 Prozent.
Neben aktuellen wissenschaftlichen Entwicklungen in einzelnen Bereichen wurde ein neues Kapitel zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM), sensorunterstützten Insulintherapie (SuT) und sensorunterstützten Insulinpumpentherapie (SuP) eingefügt. Diese technischen Neuerungen sind ausführlich dargestellt, Einsatzmöglichkeiten und mögliche Stoffwechselauswirkungen werden beschrieben. Dies ist besonders deshalb von Bedeutung, weil Kostenträger und Verantwortliche im Gesundheitssystem auch auf diese Leitlinie zurückgreifen können und sie für Fragen der Kostenerstattung häufig heranziehen.
Breiten Raum hat das Kapitel zu psychologischen und sozialen Fragen gefunden. Hier geht es um die Beratung bei Diagnosestellung, die psychologische Begleitung im Langzeitverlauf, Fragen zur schulischen Leistung und um psychosoziale Interventionen. Im Einzelnen umfasst die Leitlinie die folgenden Kapitel:
(siehe Leitlinien, Absatz 4.4.9)
Leitlinien sind ein wichtiges Hilfsmittel in der täglichen Praxis, weil sie neue wissenschaftliche Erkenntnisse, aber auch klinische Erfahrungen und bewährte Konzepte berücksichtigen und zur Grundlage von Empfehlungen machen. Die Überarbeitung der Leitlinien ist deshalb ein wichtiger Schritt für alle, die Heranwachsende mit Diabetes betreuen. Wunsch und Ziel eines solchen Werkes ist, die Versorgung von Kindern- und Jugendlichen mit Diabetes zu verbessern.
von Prof. Dr. Andreas Neu
Leitlinienkoordinator der AGPD,
Universitätsklinikum Tübingen,
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin,
andreas.neu@med.uni-tuebingen.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2016; 9 (1) Seite 8-9
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