Ernährungsdiskussion: Mehr Sachlichkeit und Gelassenheit, bitte!

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Ernährungsdiskussion: Mehr Sachlichkeit und Gelassenheit, bitte!

Fleischverzicht: Weniger Polarisierung und ehrliche Diskussionen wünscht sich Diabetes-Journal-Redakteur Gregor Hess in der Ernährungsdiskussion.

Fleisch, Milch, Eier: Ja oder nein? Bei der polarisierenden Frage geht es für viele um die (Tofu-)Wurst. Und viel zu häufig entsteht darüber ein hitziger verbaler Schlagabtausch: Die einen propagieren eine fleischlose oder gar gänzlich auf tierische Produkte verzichtende Ernährung; die anderen wollen sich ihren Fleischgenuss nicht madig machen lassen und ihn schon gar nicht einschränken. Kaum ein anderes Thema ist so persönlich und gesellschaftsrelevant zugleich – und betrifft dazu den Alltag eines jeden; da sind die Fronten schnell verhärtet.

Ob beim Festtagsmahl mit Verwandten, bei der Firmen-Weihnachtsfeier oder beim Abendessen mit Freunden: “Ihr seid egoistisch, bequem und ignorant”, tönen die einen, “Ihr gängelt Eure Mitmenschen, seid mangelernährt und verhaltet Euch unnatürlich”, schallt es zurück. Ein Konsens wird meist nicht angestrebt … und auch nicht erreicht.

Oft wird jegliche Streitkultur vergessen

So richtig kontrovers und militant wird es, wenn diese Scheindebatten im Internet ausgetragen werden. Die räumliche Distanz und die Anonymität verleiten viele dazu, jegliche Streitkultur zu vergessen und die Gegenseite wüst zu beschimpfen. Gut zu beobachten war dies wieder Anfang des Jahres, als die Heinrich-Böll-Stiftung, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und die Zeitung Le Monde diplomatique den Fleischatlas 2014 veröffentlicht haben.

Dabei handelt es sich um eine Essay-Sammlung mit Daten und Fakten zum Thema Tiere als Nahrungsmittel. Die Kommentarbereiche der darüber berichtenden Online-Medien sowie deren Social-Media-Kanäle wurden sofort zum digitalen Schlachtfeld der Agitation. Moderate Stimmen gingen unter – die Hardliner beider Seiten behielten einmal mehr die Oberhand.

Auf einzelne Argumente einzugehen, würde den Rahmen sprengen – dazu ist mir die unsägliche Art der Debatte zuwider. Ich bin diese emotionalen und wenig zielführenden Zankereien mittlerweile ziemlich leid, vor allem zu Tisch – und gehe ihnen möglichst aus dem Weg. Denn ich selbst habe diesbezüglich einen sehr individuellen Blickwinkel und fühle mich oftmals als unfreiwillig zwischen den Fronten stehend:

Sachlicher und gelassener, bitte!

Vor einigen Jahren habe ich mich nämlich dazu entschlossen, auf Fleisch zu verzichten. Milchprodukte, Eier und ein- bis zweimal im Monat Fisch esse ich jedoch weiterhin. Damit bin ich für viele der Streithansel, im wahrsten Sinne weder Fisch noch Fleisch, und bekomme es im Zweifel von beiden Seiten ab. Ich kann als zwischen den Stühlen Sitzender deshalb nur bitten: Werdet sachlicher und gelassener bei dem Thema!

Dass aus ökologischer, ethischer und gesundheitlicher Sicht insgesamt zu viel Fleisch und andere tierische Produkte konsumiert werden, sollte auch dem passioniertesten Steak-Liebhaber mittlerweile klar sein. Dass man bei einer solch elementaren Angelegenheit aber auch niemanden mit Vorwürfen und Verboten überzeugt und missionarischer Eifer kontraproduktiv ist, muss sich hingegen so mancher Veganer endlich verinnerlichen.

Ernährungsexpertin Kirsten Metternich hat übrigens in dieser Ausgabe viele Informationen und Rezepte zu veganer Ernährung zusammengetragen. Sachlich und ohne erhobenen Zeigefinger erklärt sie, dass vegane Ernährung ohne Mangelerscheinungen heutzutage problemlos möglich ist und gerade auch der Stoffwechsel von Diabetikern es ihnen durchaus dankt, wenn sie ab und an mal einen veganen Tag einlegen.


von Gregor Hess

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0,
Fax: (0 61 31) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (2) Seite 17

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