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Für Tine steht ein großer Schritt bevor: Bald wird sie zum ersten Mal alleine wohnen, seitdem sie ihre Diabetes-Diagnose erhalten hatte. Sie freut sich zwar auf diesen neuen Lebensabschnitt, hat aber auch Sorgen und Bedenken, wie das dann mit dem Diabetesmanagement klappen wird.
Wie ist das bei Euch: Lebt Ihr aktuell in einer Wohngemeinschaft, mit Familie, Partner*in, Haustieren, im Studierenden-Wohnheim oder allein? Ich stelle mir im Moment sehr viele Fragen zum Thema allein wohnen mit Diabetes, ganz einfach, weil ich – während Ihr diese Kolumne lest – allein mit Diabetes wohnen werde. Ich freue mich echt sehr darauf, aber habe im Moment verständlicherweise auch mit verschiedenen Ängsten und Sorgen diesbezüglich zu kämpfen.
Ganz klar bei mir auf Platz eins: Was mache ich, wenn ich eine schwere Unterzuckerung habe? Dass ausgerechnet diese Frage auf Platz eins steht, ist irgendwie logisch und nachvollziehbar, aber gleichzeitig ist mir diese Situation selbst bisher extrem selten passiert. Trotzdem macht mir der Gedanke aktuell wirklich große Angst. Also werde ich wohl oder übel noch akribischer dafür sorgen müssen, immer ausreichend Traubenzucker und Saft im Haus zu haben, ist doch klar! Und vielleicht muss ich einen Notfallplan entwickeln.
Ob mir das die Angst komplett nehmen kann? Fragt mich bitte nochmal in einigen Wochen – danke! Ich bin ehrlich zu Euch: Ich weiß nicht, ob mir gerade irgendwas meine Sorgen und Bedenken diesbezüglich auslöschen kann. Und das ist okay, das akzeptiere ich gerade. Was mir außerdem noch Sorgen macht, ist die Tatsache, dass ich mich vielleicht mit bestimmten Phasen des Diabetes im Alltag zu Hause allein fühlen könnte.
Aber ganz ehrlich: Kam das schon mal vor? Nee. Außerdem wohnt eine Freundin mit Typ-1-Diabetes tatsächlich in Fußlaufnähe, und das in Berlin! Ich müsste also nur „Piep“ sagen und wäre nicht mehr allein, im Idealfall – schon ein richtiges Privileg. Und überhaupt: Wieso habe ich plötzlich so große Angst vor diesem Alleinsein? Ich LIEBE normalerweise, allein zu sein.
Ich liebe es, komplett meine Ruhe zu haben, zurückgezogen zu entspannen, einen Ausgleich zu meinem vollen und stressigen Alltag voller sozialer Interaktionen und Arbeit zu haben. Ich liebe es, und ich sehne mich schon so lange danach. Und jetzt, wo es wirklich endlich so weit ist, wo ich einen Ort habe, an dem ich tatsächlich ganz allein meine Ruhe haben kann, jetzt macht es mir ganz plötzlich große Sorgen und Bauchschmerzen. Der Kopf und die Psyche sind schon echt lustige Wegbegleiter, oder?
Zum Glück bin ich mir all dessen bereits bewusst, kann es hier niederschreiben und aktuell sogar ein bisschen darüber schmunzeln. Und dennoch: Das mulmige Gefühl bleibt im Hintergrund, und es wird mich sicher noch ein ganzes Weilchen verfolgen, bis es irgendwann mein neuer, für mich ganz normaler Alltag geworden ist.
Eure Tine
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (9) Seite 43
5 Minuten
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