2 Minuten
Aus der Videospiele-Szene kommend, ist „Endgegner“ ein geflügelter Begriff für eine besonders intensive Herausforderung. In Bezug auf ihren Diabetes hat unsere Kolumnistin Tine Trommer ihren ganz persönlichen Endgegener, der ihren Blutzucker ins Rotieren bringt: Pizza.
Es ist Sonntag. Ich hatte ein gutes Wochenende und versuche, mich noch etwas zu entspannen, bevor mich der Montag wieder einholt. Sonntag ist traditionell Pizza-Tag. Entweder unterwegs beim Italiener oder vom Lieferdienst, wenn das Sofa mal wieder zu kuschelig ist – Ihr kennt das sicher.
An diesem einen bestimmten Sonntag entscheide ich mich für Letzteres, eben weil ich das Haus mal nicht verlassen möchte – ich aber auch leider nicht alle Zutaten für eine frische Pizza im Kühlschrank vorrätig habe. Kein Problem, die Bestellung habe ich schon aufgegeben und erwarte freudig den Pizzaboten an der Tür.
Pizza ist ein absoluter Endgegner – das habe ich in meiner Diabeteskarriere schon früh gelernt. Die gnadenlose Kombination aus Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß kann unser Blutzuckermanagement ganz schön aus der Bahn werfen.
Wer eine Insulinpumpe hat, kann mit Tricks wie gesplittetem oder verzögertem Bolus oder auch dem Multiwave-Bolus versuchen, die gesamte Wirkung der Pizza auf den Blutzucker zu bändigen. Und obwohl ich noch keine Pumpe habe, bin ich bisher eigentlich davon ausgegangen, dass ich das mit der Pizza und meinen Blutzuckerkurven eigentlich ganz gut raushabe. Bis jetzt …
Die Pizza kam bei mir an, und ich verdrückte sie. Sie war belegt mit Mozzarella, Tomaten und Basilikumpesto: eine meiner Lieblingskombinationen. Ich bemerkte gleich, dass die Lieferdienst-Pizza außerordentlich fettig war – fettiger als die Pizzen, die ich sonst esse. Ich spritzte bereits vor dem Essen einige Einheiten und auch nach dem Essen, da ich den Bolus händisch aufsplitten wollte, wie ich es gewohnt war.
Ich wusste auch, dass es gut mehrere Stunden dauern konnte, bis die Pizza meinen Organismus verlassen hat, und dass auch Stunden später noch etwas nachwirken konnte. Aber mit so einer enormen Wirkung und Verzögerung, wie sie dann tatsächlich aufgetreten ist, hatte ich nicht gerechnet.
Ich lag bis 3 Uhr morgens wach, um meine extrem hohen Blutzuckerwerte im Auge zu behalten und alle paar Stunden zu korrigieren. Egal, was ich tat, das Insulin wirkte gefühlt wie Wasser. Kennt Ihr das? Man beginnt dann gern, “Wutboli” zu spritzen – weil man endlich nur schlafen möchte. Als ich gegen kurz nach 3 Uhr wiederholt meinen Wert überprüfte, ging es endlich nach unten, ich war zum ersten Mal seit Stunden unter 300 mg/dl (16,7 mmol/l), und so fühlte es sich auch an.
Zur Sicherheit platzierte ich Traubenzucker neben mir, denn wie Ihr vielleicht auch schon erlebt habt, führen die Wutboli manchmal zu noch blöderen Unterzuckerungen. Zum Glück blieb mir das erspart, aber sicher ist sicher. Habt Ihr auch solche Endgegner?
Eure Tine
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (10) Seite 36
5 Minuten
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Beliebte Themen
Ernährung
Aus der Community
Push-Benachrichtigungen