Diabetes und Zyklus: Hallo, es wird Zeit!

2 Minuten

© reineg - AdobeStock
Diabetes und Zyklus: Hallo, es wird Zeit!

Zum Thema Diabetes und Zyklus gibt es nach wie vor zu wenige Informationen, Ressourcen und Tools, schreibt Tine in ihrer Kolumne. Sie fühlt sich damit allein gelassen – und muss sich von Behandlern dann auch noch Vorwürfe anhören, wenn wegen des Zyklus die Werte nicht so gut ausfallen.

Achtung, heute gibt es einen wütenden Text von mir. Sowohl hier im Heft als auch auf meinem Blog oder in der
Blood-­Sugar-Lounge
-Diabetescommunity habe ich schon viel zum Thema Diabetes und Zyklus geschrieben – und auch viele andere haben sich angeschlossen, da sie das Thema betrifft.

Kurz und knapp: Es ist chaotisch, und es gibt nach wie vor zu wenige Informationen, Ressourcen und Tools für Menschen mit Uterus und Diabetes, um hier die Wogen etwas zu glätten. Was wir bisher machen können (zusätzlich zum Diabetesmanagement und Alltag):

  1. den Zyklus genau aufzeichnen, zum Beispiel mit Apps oder im Kalender,
  2. Zyklusbeobachtungen und Blutzuckerverläufe gemeinsam beobachten und versuchen, Schlüsse zu ziehen, Muster zu finden,
  3. mit der Diabetologin darüber sprechen, die oft aber nicht viel Ahnung vom Thema hat,
  4. mit der Gynäkologin sprechen, die oft aber nicht viel Ahnung vom Diabetes hat,
  5. uns untereinander vernetzen, von unseren Erlebnissen berichten, vergleichen.

Wenig Unterstützung, aber Vorwürfe bei schlechten Werten

Am Ende all dieser Punkte sind wir aber doch wieder komplett auf uns allein gestellt. Zur Menopause geht es dann übrigens genau so weiter. Es gibt einfach keinen Knotenpunkt für Diabetes und Zyklus und ganz ehrlich? Es reicht. Ärztinnen beschweren sich, dass wir Menschen mit Diabetes zu oft zu viele Dinge in unserer Therapie selbst entscheiden – und doch gibt es Themen, bei denen sie uns einfach kaum unterstützen können.

Was bleibt uns? Den Zyklus abschalten? Ungefähr die Hälfte der Menschheit hat einen Uterus, das heißt, auch unter den Menschen mit Diabetes gibt es viele. Es ist also nicht so, als würden wir nicht existieren. Wir leben (alle unterschiedlich) mit Diabetes, jeden Tag. Wir leben (alle unterschiedlich) mit unserem Zyklus, jeden Tag. Und dazu kommen der Alltag und vielleicht weitere Krankheiten, die zusätzlichen Einfluss darauf haben.

Außerdem gibt es nach wie vor genug Ärzte und Diabetesberater da draußen (und ich schreibe hier jetzt bewusst im Maskulinum), die uns nicht glauben, uns als unfähig hinstellen und uns die Schuld dafür geben, wenn es mit den Werten dann nicht klappt.

Das Thema muss endlich ernst genommen werden!

Ich wünsche mir, dass dieses Thema endlich, endlich ernst genommen wird. Ich wünsche mir, dass wir im Jahr 2019 aufhören, Körper so zu behandeln, als müssten sie alle gleich und gleich gut funktionieren wie Maschinen, dass wir aufhören Patient_innen die Schuld dafür zu geben, wenn dem nicht so ist … und uns stattdessen endlich darauf konzentrieren, was wirklich gemacht werden kann, um Menschen bei dem Thema unter die Arme zu greifen.

Und sagt jetzt bitte nicht „Closed-Loop-System“ als ultimative Lösung. Denn wir können davon ausgehen, dass nicht jede_r Diabetespatient_in auf der ganzen Welt in naher Zukunft an ein solches System herankommt. Ich warte!

Eure Tine


Martina „Tine“ Trommer lebt seit Jahren in der Hauptstadt, bloggt seit ihrer Diabetesdiagnose 2013 unter www.icaneateverything.com sowie auf der
Blood Sugar Lounge
und schreibt regelmäßig an dieser Stelle über ihr Leben mit Diabetes in Berlin.

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (7) Seite 42

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

Wie lässt sich Typ-1-Diabetes erkennen, schon bevor Symptome auftreten? Und was wird in der AVAnT1a-Studie untersucht – und mit welchem Ziel? Darüber sprechen wir im Diabetes-Anker-Podcast mit Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler.
Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

3 Minuten

Kommt es am Ende doch auf die Größe an?

Insulinpumpen werden immer kleiner – ein Fortschritt für viele, doch für manche Menschen mit Diabetes ein Problem. Community-Autor Daniel legt dar, warum Pumpengröße und Insulinmenge aus seiner Sicht entscheidend für individuelle Bedürfnisse bleiben.
Kommt es am Ende doch auf die Größe an? | Foto: privat

5 Minuten

Community-Beitrag

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert