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Erst vor kurzem wurde an anderer Stelle ein Text von mir zum Thema “Urlaub vom Diabetes” veröffentlicht – man könnte meinen, ich habe das Kapitel damit für mich beendet. Aber falsch gedacht: Seitdem spukt mir der Gedanke noch mehr im Kopf als zuvor.
Sich mal einen Tag oder eine Woche Urlaub vom Diabetes nehmen – wie großartig wäre das? Einfach mal gar nicht auf den Blutzucker achten, nicht ständig die Pens dabei haben oder die Pumpe verstauen müssen. Nicht bei jedem Essen einen Strang an Gedanken durchlaufen müssen. Leben, so wie das Menschen ohne Diabetes eben machen. Es klingt so verlockend:
Ein Sommertag am Wochenende. Ich laufe durch das heiße Berlin und halte immer wieder an Eisdielen, um mich abzukühlen: hier mal eine Kugel, da mal zwei, gerne in der Waffel, oh ja! Dazwischen ein wenig auf dem Flohmarkt umschauen, vielleicht noch den einen oder anderen Snack dort genießen. Sich von nichts aus der Ruhe bringen lassen. Kein spontanes Zittern, kein spontaner Durst, kein spontanes Unwohlsein, kein Rechnen, kein Checken.
Danach noch schnell an einen der vielen Berliner Seen, etwas planschen bei dem Wetter! Am besten mit dem Fahrrad, und vom Fahrrad direkt ins kühle Nass! Ah, das tut gut! Eine Runde durch den See, vielleicht ein Bierchen mit den Freunden, aber auf jeden Fall eine Portion Pommes Schranke frisch von der Bude.
Wenn ich ganz ehrlich mit euch sein darf: So oder so ähnlich sieht es am Wochenende bei mir oft eigentlich wirklich aus. Nur eben mit dem Diabetes dazwischen. Messen, stechen, Unterzuckerungen bearbeiten, korrigieren, spritzen, und viel, viel nachdenken. Ich mache im Großen und Ganzen genau die Dinge, die ich machen möchte. Nur eben immer mit dem Diabetes im Gepäck, weil wir eben nie Urlaub davon haben.
Und wenn es mir doch mal zu viel wird mit dem Mist und ich mir Urlaub vom Diabetes wünsche, erinnere ich mich daran, dass es mir ohne all diese Dinge viel, viel schlechter in meinem Alltag gehen würde; dass ich messen und nachdenken und spritzen MUSS, weil mir sonst übel wird und ich im Krankenhaus landen könnte.
In solchen Momenten fehlt oft die Motivation; ich hole mir diese von Familie, Partner und Freunden. Manchmal beziehe ich sie dann mit ein, schätze mit ihnen zusammen die Broteinheiten meines Essens, erzähle, warum es heute mal wieder nervt, oder gönne mir eine Extraportion leckeres Essen.
Wir verlernen über die Jahre, unsere Bedürfnisse zu erkennen und uns Gutes zu tun. Genau für solche Momente ist es aber besonders wichtig, auf uns zu hören. Gut zu uns zu sein. Fehler zu erlauben, durchzuatmen und neu zu starten. Jeder Tag ist ein neuer Anfang!
Eure Tine
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (9) Seite 35
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