Anspannung und Druck können Typ-2-Diabetes fördern

2 Minuten

© 9nong - stock.adobe
Anspannung und Druck können Typ-2-Diabetes fördern

Eine hohe Arbeitsbelastung, viele familiäre Verpflichtungen und permanenter Zeitdruck setzen viele Menschen heutzutage unter dauerhaften Stress. Eine anhaltende Überbelastung kann auch die körperliche Gesundheit schädigen. Möglicherweise ist dauerhafter Stress sogar mitverantwortlich für die Entstehung von Typ-2-Diabetes gerade bei jüngeren, im Arbeitsleben stehenden Menschen.

Große Längsschnittstudien zeigten laut diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, dass Menschen, die langfristig bestimmten Stresskonstellationen ausgesetzt oder psychisch erkrankt waren, statistisch häufiger einen Typ-2-Diabetes entwickeln. Darauf weist die gemeinnützige Gesundheitsorganisation in einer Pressemitteilung hin. Ursache sind zum einen die physiologischen Stressreaktionen des Organismus: Ein langfristig deutlich erhöhter Kortisolspiegel fördert eine Insulinresistenz und entzündliche Prozesse. Zum anderen fällt es Menschen unter hoher psychischer Belastung schwerer, einen gesunden Lebensstil aufrecht zu erhalten. Häufig sind anhaltende Spannungszustände mit höherem Nikotin- und Alkoholkonsum, ungesunder Ernährung, Schlafstörungen und Bewegungsmangel verbunden. Diese Faktoren fördern ebenfalls die chronische Stoffwechselerkrankung.

Hintergrund: Physiologische Stressreaktionen, kritische Lebensereignisse und psychosoziale Belastungen sind mit dem Auftreten und dem Verlauf von Typ-2-Diabetes verbunden. Im Jahr 2020 wurde bei der damals erst 40-jährigen Maya Curman Diabetes Typ 2 festgestellt. Als dreifache Mutter und viel reisende Network-Marketingfachfrau war zu viel Stress über viele Jahre Teil ihres Alltags: „Ich stand lange Zeit wie unter Strom und hatte zu wenig Zeit für mich selbst.“ Das habe sicher zu ihren starken Gewichtsschwankungen und der Diabetesentstehung beigetragen, meint sie.

„Doch die Beziehungen zwischen genetischen Risiken, Physiologie, sozialer Umwelt und Verhalten bei Typ-2-Diabetes sind so wechselseitig und komplex, dass weder ‚Henne‘ noch ‚Ei‘ immer eindeutig benannt werden können“, erklärt Professor Dr. rer. nat. habil. Karin Lange, Fachpsychologin Diabetes DDG von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Zudem entwickelt sich Diabetes Typ 2 über längere Zeit und kann jahrelang unbemerkt bleiben. Auf der anderen Seite fördere auch Diabetes selbst Stress. „Hohe Anforderungen an die Veränderung des Lebensstils, Stigmatisierung, Insulintherapien sowie Sorgen wegen akuter oder langfristiger Komplikationen sind typische Beispiele für den sogenannten Diabetes-Distress“, betont die Diplom-Psychologin. Die Erfahrung von Misserfolgen bei der Behandlung des Typ-2-Diabetes wie zum Beispiel weitere Gewichtszunahme, zu hohe HbA1c-Werte oder auch beeinträchtigende Folgeerkrankungen können ein Gefühl geringer Selbstwirksamkeit hervorrufen und eine depressive Stimmungslage bahnen.

Eine bewährte psychologische kognitive Therapie zur Stressverringerung ist die Neubewertung von belastenden Stressoren. Auch Entspannungstechniken wie zum Beispiel die progressive Muskelentspannung oder auch das autogene Training können starken körperlichen Stressreaktionen vorbeugen und ihnen entgegenwirken. Körperliches Training ist eine andere bewährte Methode, um zu hohe Kortisolspiegel zu senken und sich vor ungünstigen Stressfolgen zu schützen. Außerdem kann eine individuelle Diabetes-Schulung Sicherheit vermitteln, realistische Ziele zu definieren und Fertigkeiten zum Selbstmanagement zu trainieren. „Darüber hinaus kann eine qualifizierte und vertrauensvolle Langzeittherapie bei Typ-2-Diabetes so mit der individuellen Lebenssituation abgestimmt werden, dass die körperliche Gesundheit und Lebensqualität sich deutlich verbessern“, sagt Karin Lange.

Maya Curmann baute seit der Diagnose einen großen Teil ihres Übergewichts ab, bewegt sich viel im Alltag und geht regelmäßig ins Fitnessstudio. Sie hat außerdem ihre Ernährung umgestellt und nimmt sich bewusster Zeit für ihre eigenen Bedürfnisse. Ihre Geschichte erzählt sie in der zweiten Folge der dritten Staffel von „Doc2Go“, dem Diabetes-Podcast zum Mitlaufen von diabetesDE.


Quelle: diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe | Redaktion

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

Wie lässt sich Typ-1-Diabetes erkennen, schon bevor Symptome auftreten? Und was wird in der AVAnT1a-Studie untersucht – und mit welchem Ziel? Darüber sprechen wir im Diabetes-Anker-Podcast mit Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler.
Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

3 Minuten

Kommt es am Ende doch auf die Größe an?

Insulinpumpen werden immer kleiner – ein Fortschritt für viele, doch für manche Menschen mit Diabetes ein Problem. Community-Autor Daniel legt dar, warum Pumpengröße und Insulinmenge aus seiner Sicht entscheidend für individuelle Bedürfnisse bleiben.
Kommt es am Ende doch auf die Größe an? | Foto: privat

5 Minuten

Community-Beitrag

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert