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Abgesehen von der Alliteration halte ich persönlich von der Aussage nichts. Auf die Frage „Wer bin ich“ antworte ich nicht: „Hi, Michelle, Typ-3-Diabetikerin.“ Klar habe ich Diabetes. Klar habe ich den jeden Tag an der Backe (oder eher an Arm und Bauch). Aber definiert er mich? Never. Ich definiere mich selbst über meinen Umgang mit der Krankheit, meine Einstellung zum Leben und die täglichen Entscheidungen, die ich treffe. Wer bin ich, was sind meine Ziele, wo möchte ich hin? Dass ich Diabetes habe, kommt gar nicht in meinen Gedanken vor. Und das sollte es auch nicht! Zumindest nicht bei den negativen. Klar ist Diabetes lästig und ein Päckchen, das jeder von uns an diversen Körperstellen trägt und an das man dank Insulinpumpe und Sensor-Alarme permanent erinnert wird. Aber mit der Zeit habe ich festgestellt, dass jeder Mensch sein bzw. seine Päckchen zu tragen hat. Sei es eine Krankheit oder ein Schicksalsschlag. Das macht es natürlich nicht besser, aber hat mir gezeigt, dass ich mich zu jeder Sekunde in meinem Leben möglichst auf das Positive konzentrieren möchte.
Und so gehe ich auch meine Ziele an. Wer bin ich, wo will ich hin? Ich bin ehrlich. Diabetes hat sich mit mir einen ziemlichen Rebellen ausgesucht, weil ich so ungefähr alles verkörpere, was nicht Diabetes-tauglich ist. Ich bin super tollpatschig und oben drauf noch vergesslich. Super Kombi, wenn man sich im Urlaub den Sensor abreißt und nicht genug Reserven eingepackt hat. Liebe Grüße gehen raus an das nette Seniorenpärchen, dass mir mal eine Ersatzpumpe nach Kroatien liefern durfte. Die aufregendsten 24 Stunden meines Lebens!
Wo wir schon bei Urlaub sind. Ich reise unglaublich gern! Am liebsten so weit weg und so lang wie möglich. So lang, dass ich für meine letzte Reise einen „Michelle-Koffer“ und einen extra „Diabetes-Koffer“ dabei hatte mit entspannten 20 kg Medikamenten darin. Ich verstehe bis heute nicht, wie ich durch alle Flugkontrollen gekommen bin, ohne auch nur einmal meinen Diabetikerausweis zeigen zu müssen! Okaaaay, es haben ein paar Hundeschnauzen an mir geschnüffelt und meine Pumpe wurde diverse Male auf Sprengstoff geprüft. Aber hey, wo bleibt sonst der Spaß. Als ich im Ausland war, haben mir so viele Freunde geschrieben, dass sie mich beneiden und dass ich so viel Glück habe, dass ich das machen kann.
Tja, Glück, meine Freunde. Dass ich ungefähr ein Jahr vor Reisebeginn angefangen habe, meine Medikamentenversorgung zu planen, weiß natürlich kaum jemand. Auch nicht, dass ich gefühlt 10 Jahre mein Taschengeld auf die Seite gelegt habe (was wirklich dumm war, wenn man überlegt, wie wenig Taschengeld man bekommt…). Und letztendlich, dass ich den Mut aufgebracht habe, es einfach zu machen! Letzteres ist wahrscheinlich der wichtigste Schritt. Aber, und das ist die Essenz, wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
Wenn du etwas wirklich willst, dann frag dich nicht, ob das mit Diabetes geht, sondern frag dich, wie das mit Diabetes geht. Und es wird funktionieren. Hat es bis jetzt immer und wie gesagt, ich bin schon eine kleine Challenge für meinen Diabetes. Oder er für mich. Wie man’s nimmt. Und es völlig okay, dabei Angst zu haben. Ich habe gerade in den letzten Wochen vor der Reise so kalte Füße bekommen! Angst ist völlig normal. Es ist wichtig, es trotz Angst zu machen. Damit bist du nicht nur mutig, sondern erweiterst deine Komfortzone und zeigst, dass du für die Dinge, die dir wichtig sind, kämpfst!
Diabetes ist für mich wie eine komprimierte Fassung vom Leben. Du fällst 9 Mal hin und musst 10 Mal aufstehen. Aber ist das etwas Schlechtes? Für mich ist dieser Fact ein Riesen-Vorteil. Ich weiß, dass das Leben außer bei „Hypos“ kein Zuckerschlecken ist, und das ist auch gut so. Wäre alles easy, würden wir uns einfach etwas Neues suchen, über das wir uns beschweren. Deshalb: weniger Mimimi. Wertschätzen, welche Möglichkeiten wir heute haben, und immer das Bestmögliche aus jeder Situation herausholen.
Hier kommt ihr zum ersten Beitrag von unserer Autorin Michelle:
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