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Das “Diabetes-Eltern-Journal” beantwortet Ihnen in jeder Ausgabe medizinische Fragen aus unterschiedlichster Perspektive. Besonders wichtig für Eltern von Kindern mit Diabetes sind daneben Fragen vor psychosozialem Hintergrund. Alle Fragen werden von ausgewiesenen Experten beantwortet.
Jessica (17): Über das Internet bin ich auf Sie aufmerksam geworden. Ich bin 17 Jahre alt und habe seit 2004 Diabetes Typ 1. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich seit Anfang letzten Jahres in keiner vernünftigen Diabetesbehandlung bin. Vor etwa zwei Jahren habe ich zufällig mitbekommen, wie einfach es ist, durch eine Keto abzunehmen.
Mit meinem Gewicht hatte ich schon immer ein Problem. Endlich hatte ich etwas gefunden, das mir problemlos beim Abnehmen hilft. Ich kann Süßes essen, viel essen, und nehme trotzdem nicht zu. Um meine Gesundheit habe ich mir keine Gedanken gemacht, es war mir viel wichtiger, endlich schlank zu werden.
Inzwischen leidet meine Ausbildung unter den ständig hohen Werten, ich habe Angst um meine Zukunft. Wo kann ich Hilfe finden?
Prof. Lange: Liebe Jessica, den ersten wichtigen Schritt haben Sie schon getan: Sie haben Ihr Problem erkannt und suchen Hilfe. Das ist nicht einfach, wenn man als junge Frau gut aussehen und gerade mit Diabetes einen positiven Eindruck vermitteln möchte. Sie sind bei Weitem nicht die einzige junge Frau mit Typ-1-Diabetes, die mit überflüssigen Pfunden kämpft und dabei ungünstige Methoden einsetzt.
Das Problem ist, dass es immer häufiger zu massiven Fressattacken kommt, die immer weniger zu kontrollieren sind. Es kommen Schuldgefühle hinzu. Über die Folgen für den Diabetes haben Sie selbst gesprochen.
Ich möchte Ihnen Mut machen, sich einem erfahrenen Diabetesteam anzuvertrauen. Das Team könnte mit Ihnen Ihre Diabetestherapie von Grund auf überdenken. Eine bessere Einstellung wird sich positiv auf Ihre Stimmung, Belastbarkeit und geistige Leistungsfähigkeit auswirken. Sie müssten jedoch in Kauf nehmen, dass Sie zunächst etwas zunehmen und Ihr Essverhalten auf Dauer verändern.
Bei einer intensivierten Insulintherapie und entsprechender Schulung können auch Sie die Insulindosis so an körperliche Belastung anpassen, dass Sie durch regelmäßige Bewegung Übergewicht vermeiden können.
Zur Behandlung des “gestörten Essverhaltens” möchte ich Ihnen eine qualifizierte psychotherapeutische Hilfe empfehlen, die möglichst mit dem Diabetesteam zusammenarbeitet. Informationen über gestörtes Essverhalten und zu erfahrenen Therapeuten finden Sie auf www.bundesfachverbandessstoerungen.de. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für Ihre psychologische Behandlung ebenso wie die für die diabetologische Therapie. Gemeinsam mit einem Psychotherapeuten können Sie klären, ob eine ambulante Behandlung für Sie ausreicht.
Wenn Sie mehr Hilfe benötigen, gibt es die Möglichkeit des stationären Aufenthalts in einer spezialisierten psychosomatischen Klinik. Einige dieser Kliniken haben sich auch auf die Schwierigkeiten von Menschen mit Diabetes spezialisiert und eine Fachpsychologin Diabetes DDG im Team. Schauen Sie sich dazu die Seiten der Kliniken im Internet an.
Prof. Dr. Karin Lange (Dipl.-Psych.): Lange.Karin@MH-Hannover.de
Dr. Wolfgang von Schütz: schuetz@hka.de
Oder an: Diabetes-Eltern-Journal, Kirchheim Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, E-Mail: nuber@kirchheim-verlag.de
von Prof. Dr. Karin Lange
Diplom-Psychologin, Leiterin Medizinische Psychologie, Medizinische Hochschule Hannover
Kontakt:
E-Mail: Lange.Karin@MH-Hannover.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2013; 6 (2) Seite 20
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