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Ich sitze in einem Seminar, das ich nach 10 Minuten auf meiner Prioritätenliste mal eben etwas nach unten gestuft habe. Meine To-do-Liste platzt aus allen Nähten, eine Seite im Notizbuch reicht schon lange nicht mehr aus. Weihnachtsstress! Eigentlich habe ich einfach nur ein riesiges Bedürfnis nach Schlaf, aber dieses Verlangen muss sich auf der Liste ganz unten anstellen.
In meinem Kopf sieht es ungefähr so aus: „AHH! Was ist mit dem Fotokalender für die Oma, habe ich das Buch für den Bruder schon bestellt? Wann ist Zeit für die 15 Essays, die noch geschrieben werden müssen, die 7 Texte, die noch exzerpiert werden müssen? Und Hilfe, im Januar sind schon Klausuren! Steht das Weihnachtsmenü? Wann habe ich eigentlich das letzte Mal das Bad geputzt?“ Die Weihnachtsvorbereitungen könnten wahrscheinlich ohne Probleme eine 40-Stunden-Woche füllen, Tatsache ist aber: Ob Uni, Schule oder Job, alles geht nebenbei weiter.
Wir können uns jetzt berechtigt fragen: Was für eine Rolle spielt der Diabetes in dem Chaos? Spielt er überhaupt eine? Was soll ich sagen? Bei mir passt der sich dem nicht ganz so an, wie ich mir das wünsche. Dafür ist mein Blutzucker ein perfektes Spiegelbild meiner momentanen Laune. Hoch, runter und runter und hoch und noch höher. Erst letzte Nacht bin ich zweimal unterzuckert aufgewacht, um dann eine halbe Stunde vor dem Weckerklingeln abermals von einem lauten Piepen aus dem Schlaf gerissen zu werden, dieses Mal hoch. In diesem Zustand stellt man sich dann immer wieder dem Tag, umgeben von blinkenden Lichtern, Weihnachtsfressbuden und verschiedenen Herausforderungen für den Blutzucker.
Die Feiertage sind für mich dabei wie ein Licht am Ende des Tunnels. Dabei geht es mir nicht mal um Weihnachten selbst, sondern vielmehr um die Tatsache, eine Stufe runterschrauben zu können und durchzuatmen. Vielleicht auch mal wieder ein klärendes Gespräch mit dem Diabetes führen? Halt! Will ich das? Habe ich dazu die Lust und Kraft, wenn ich endlich mal wieder durchatmen kann?
Ich bin eine Person, die es hasst, sich von anderen Menschen oder Geräten abhängig zu machen. Trotzdem finde ich die Idee von Feiertagen, an denen Stress und Druck von mir abfallen, deutlich angenehmer als: „Hilfe! Familiäre Verpflichtungen – Hilfe! Essen überall – Hilfe! Wann schlafe ich?“
Gerade im Hinblick auf den Diabetes, der unter solchen Situationen als „Nebenherläufer“ leiden muss, suche ich nach kleinen Lösungsansätzen, die mich entlasten, mit denen ich ein kleines bisschen Verantwortung abgeben kann. Das fängt an bei Menschen in meinem Umfeld, die aus eigenem Interesse irgendwann mal gelernt haben, meinen Pod zu wechseln. Es kann so entlastend sein, einmal nicht die Person sein zu müssen, die aufsteht, um das Insulin zu holen und den neuen Pod fertigzumachen, wenn ein Podwechsel, wie jedes Mal, in einer unpassenden Situation ansteht.
Weiter geht es mit der Tatsache, als Diabetiker*in immer eine Tasche dabeihaben zu müssen. Manchmal nervt mich das, gerade wenn es nur für einen kurzen Spaziergang nach draußen gehen soll. Vielleicht habt ihr eine liebe Begleitung dabei, die euch ein bisschen „Last“ abnehmen kann. Und im Fresswahnsinn während der Weihnachtstage kann es manchmal schon helfen, wenn der Koch/die Köchin die Kohlenhydrat-Angaben zum Essen mitserviert und somit ein bisschen Rechnerei wegfällt. Es sind am Ende wahrscheinlich die Kleinigkeiten, die das Fass zum Überlaufen bringen und von denen wir uns lösen müssen.
Was sind eure Geheimtipps, um aus dem Weihnachtsstressloch eine Oase der Entspannung zu machen? Habt ihr Lösungen, ein bisschen was von der Verantwortung, die ihr 24/7 auf den Schultern tragt, abzugeben oder wenigstens für die Feiertage fallen zu lassen?
Wie findet ihr einen Mittelweg zwischen „der Diabetes kommt schon klar zwischen Keksteig, Glühwein, Stresshormonen“ und einem Kontrollzustand, in dem der Rest des vorweihnachtlichen Lebens zu kurz kommt?
Nicht vergessen dürfen wir trotzdem, dass wir immer aus einer sehr privilegierten Position von Stress reden und dafür ein Bewusstsein existieren sollte.
Macht es euch gemütlich! Stressfreie und erholsame Weihnachten!
Stress und der Blutzuckerspiegel – wie hängt das zusammen? Beate weiß es.
Ess-Stress an den Feiertagen: Darüber hat sich Martina Gedanken gemacht.
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