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Im Alltag bin ich mit meinem Diabetes hauptsächlich alleine, wir sind unter uns. Alle drei Monate sehe ich meine Diabetologin und wir sprechen über meine Therapie. Ab und an habe ich Termine mit meiner Diabetesberaterin oder ich treffe meine Freund_innen, die auch zufällig Diabetes haben und unser Gespräch fällt mal zwischendurch auf die chronische Krankheit, was ein guter und wichtiger Austausch ist.
Den Rest der Zeit – oder eigentlich die meiste Zeit – sind es aber nur wir beide, mein Diabetes und ich. So denke ich zumindest darüber. Dass das allerdings nur die halbe Wahrheit ist, wird mir dann klar, wenn ich mit Freund_innen und Verwandten spreche, die selbst keinen Diabetes und nicht so viele persönliche Berührungspunkte mit der Krankheit haben. Und zwar spätestens dann, wenn sie sagen, dass sie sich große Sorgen um mich machen.
Ich möchte anderen lieben Menschen in meinem Leben aber keine Sorgen bereiten. Dieses Gefühl, dass sich wegen mir geliebte Freund_innen oder Verwandte Sorgen machen könnten, dass sie sich jetzt gerade in diesem Moment um mich und mein Wohlsein sorgen, bedrückt mich und ich wünschte, ich könnte es ihnen abnehmen.
Ich kann nichts für meinen Diabetes und ich versuche mich im Alltag so gut es geht und so weit meine Energie Tag für Tag ausreicht, um ihn zu kümmern, so dass ich meinen Alltag möglichst ungestört leben kann. Dass das nicht immer geht, weiß ich. Und meine Liebsten können auch nichts für meinen Diabetes. Aber sie können meist auch wenig tun, um mir damit zu helfen.
Meine Mama zum Beispiel hatte nie einen Alltag mit mir und dem Diabetes. Ich habe meine Diagnose mit 22 Jahren bekommen, da war ich schon fast drei Jahre in Berlin. Ungefähr 650 km entfernt hat sie nur ab und zu die Gelegenheit, mich und meinen Diabetes live zu erleben. Natürlich telefonieren wir viel zwischendurch, aber für sie ist es dennoch immer noch ungewohnt, wenn sie mich ab und an mit einem Sensor am Arm oder einem Insulinpen in der Hand sieht.
Und natürlich macht sie sich dann auch Sorgen. Das liegt wohl auch in der Natur der Sache – Mütter machen sich oft Sorgen über ihre Kinder, egal, ob diese schon lange ausgezogen sind oder nicht, egal ob kerngesund oder eben nicht. Da sie mich nicht täglich sieht, fühlt sie sich oft, als könne sie nichts machen, im Falle eines Falles nicht helfen. Was ich von hier aus machen kann, ist ihr dann so viel wie möglich erklären und vom Diabetes berichten. Wenn sie sich Sorgen macht, ihr die Sorgen versuchen zu nehmen, aber diese gleichzeitig auch ernst nehmen.
Ich fühle mich permanent wie im Spagat. Am Ende des Tages ist es aber mein eigener Diabetes. Ich muss mich gut um ihn kümmern und muss auf mich selbst achten. Dennoch kann ich es nicht ignorieren, dass andere sich Sorgen um mich machen. Ich darf meinen Fokus aber auch nicht permanent darauf legen, denn ich kann nur bedingt anderen Menschen die Sorgen nehmen, die sie wegen meines Diabetes haben. Ich kann mich zwar bestmöglich um meinen Diabetes und meinen Alltag kümmern und an mir arbeiten, aber ich kann leider auch nicht zaubern. Meine Typ F sind genauso für sich selbst und ihre Gedanken und Gefühle verantwortlich, wie ich es bei mir bin.
Ein schwieriges Thema, zu dem ich immer wieder versuche zu reflektieren und mir bewusst zu machen, dass ich nicht alle Sorgen und Probleme all meiner Liebsten mittragen kann, nur weil ich Diabetes habe. Oder gerade auch weil ich Diabetes habe. Wie haltet ihr es mit all diesen Gedanken und Gefühlen und Typ F, die sich Sorgen um euch machen?
Mit dem Thema “Die Ängste der Typ-Fler” hat sich Autorin Lisa beschäftigt.
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