Weniger Smartphone, mehr Wohlbefinden

2 Minuten

Weniger Smartphone, mehr Wohlbefinden

Mehr als drei Stunden täglich klebt unser Blick im Schnitt am Display des Smartphones. Wir googlen, suchen Wege, checken Mails oder das Wetter, shoppen, lesen Nachrichten, schauen Filme, tummeln uns in Sozialen Medien. Es drängt sich der Verdacht auf, dass uns das nicht nur guttut. Wie viel Smartphone uns guttut und wie sich eine Begrenzung der Smartphone-Zeit auf unser Wohlbefunden auswirken kann, wurde nun untersucht. Das Ergebnis kann jeder auf seine alltägliche Smartphone-Nutzung übertragen.

Von Nackenschmerz bis Suchtverhalten reichen die negativen Folgen, die wir der Nutzung des Smartphones vorwerfen. Privatdozentin Dr. Julia Brailovskaia und ihr Team wollten wissen, ob unser Leben ohne Smartphone tatsächlich besser ist oder vielmehr: Wie viel weniger Smartphone am Tag uns guttut. Die Psychologin vom Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit (FBZ) der Ruhr-Universität Bochum (RUB) ließ je rund 200 Testpersonen eine Woche komplett aufs Handy verzichten, die tägliche Nutzung um eine Stunde reduzieren oder das Smartphone genauso nutzen wie bisher. Ergebnis: Langfristig am besten ging es denen, die die Nutzung reduziert hatten.

Wie viel Smartphone tut gut?

Mehr als drei Stunden täglich klebt unser Blick im Schnitt am Display des Smartphones. Wir googlen, suchen Wege, checken Mails oder das Wetter, shoppen, lesen Nachrichten, schauen Filme, tummeln uns in Sozialen Medien. Es drängt sich der Verdacht auf, dass uns das nicht nur guttut. Studien haben belegt, dass Smartphone-Nutzung mit weniger körperlicher Aktivität, Fettleibigkeit, Nackenschmerz, eingeschränkter Leistungsfähigkeit und suchtähnlichem Verhalten in Verbindung steht – um nur einige Probleme zu nennen. „Das Smartphone ist zugleich Segen und Fluch“, sagt Julia Brailovskaia.

Ihr Team wollte wissen: Wie viel Smartphone tut gut? Dazu verglichen die Forschenden, wie sich die komplette Smartphone-Abstinenz gegenüber einer Reduktion der täglichen Zeit am Display und der unbeeinflussten Weiternutzung auswirkt. Sie gewannen 619 Personen für ihre Studie und teilten sie in drei Gruppen ein. 200 Personen legten ihr Smartphone für eine Woche komplett beiseite. 226 reduzierten in dieser Zeit ihre Nutzung des Geräts um täglich eine Stunde. 193 Personen änderten nichts an ihrem bisherigen Verhalten.

Bewegung, Zigaretten, Angst, Depressivität

Direkt im Anschluss an diese Maßnahme sowie einen und vier Monate später befragten die Forschenden alle Teilnehmenden mit Blick auf ihre Lebensgewohnheiten und ihr Befinden. Wie viel bewegten sie sich? Wie viele Zigaretten rauchten sie täglich? Wie zufrieden fühlten sie sich? Zeigten sie Anzeichen für Angst oder Depressivität?

„Wir konnten zeigen, dass sowohl der komplette Verzicht auf das Smartphone, aber auch die einstündige Reduktion seiner täglichen Nutzung positive Effekte auf den Lebensstil und das Wohlbefinden der Teilnehmenden hatte“, fasst Julia Brailovskaia zusammen. „In der Gruppe derer, die die Nutzung reduziert haben, hielten sich diese Effekte sogar länger und waren somit stabiler als in der Abstinenzgruppe.“

Komplettverzicht ist nicht nötig

Die einwöchige Intervention änderte die Nutzungsgewohnheiten bei den Versuchspersonen langfristig: Noch vier Monate nach dem Ende des Experiments nutzten die Mitglieder der Abstinenzgruppe ihr Smartphone durchschnittlich 38 Minuten pro Tag weniger als zuvor. Die Gruppe derer, die im Experiment täglich eine Stunde weniger mit dem Smartphone verbracht hatten, nutzten es nach vier Monaten sogar 45 Minuten weniger pro Tag als zuvor. Zugleich stiegen die Lebenszufriedenheit sowie die Zeit körperlicher Aktivität. Depressions- und Angstsymptome sowie der Nikotinkonsum gingen zurück. „Es ist nicht nötig, komplett aufs Smartphone zu verzichten, um sich besser zu fühlen“, folgert Brailovskaia. „Möglicherweise gibt es eine optimale tägliche Nutzungsdauer.“


Quelle: Ruhr-Universität Bochum | Redaktion

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

Wie lässt sich Typ-1-Diabetes erkennen, schon bevor Symptome auftreten? Und was wird in der AVAnT1a-Studie untersucht – und mit welchem Ziel? Darüber sprechen wir im Diabetes-Anker-Podcast mit Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler.
Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

3 Minuten

Kommt es am Ende doch auf die Größe an?

Insulinpumpen werden immer kleiner – ein Fortschritt für viele, doch für manche Menschen mit Diabetes ein Problem. Community-Autor Daniel legt dar, warum Pumpengröße und Insulinmenge aus seiner Sicht entscheidend für individuelle Bedürfnisse bleiben.
Kommt es am Ende doch auf die Größe an? | Foto: privat

5 Minuten

Community-Beitrag

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert