Damit Träume nicht zerstört werden

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Damit Träume nicht zerstört werden

Das Hilfsprojekt „Insulin zum Leben“ hilft Diabetikern in armen Ländern, an Insulin zu kommen, das bei uns sonst im Müll gelandet wäre. Helfen Sie mit? Es geht ganz einfach!

Insulin zum Leben” konnte im Jahr 2013 Insulin und Hilfsmittel im geschätzten Wert von 550.000 € verschicken. Das Insulin, 100.400 Milliliter, reicht, um 550 Menschen ein Jahr lang zu versorgen, bei 50 Einheiten pro Tag. Ohne Insulin zum Leben wären diese Hilfsmittel auf dem Müll gelandet.

1.008 Zusendungen sind eingegangen, 208 Lieferungen sind verschickt worden von 2 bis 20 kg, mit einem Gesamtgewicht von 1.330 kg. Die Pakete gehen monatlich an unsere festen Partner in Afrika in die Demokratische Republik Kongo, nach Gambia, Ruanda und Tansania und in Lateinamerika nach Bolivien und Peru.

Der Dank der Empfänger ist uns gewiss für das Insulin mit Zubehör, aber auch für unsere Verlässlichkeit. Was uns genauso erfreut und berührt, ist der Dank der Menschen, die uns das nicht mehr benötigte Insulin schicken. Sie wissen, wie wertvoll es ist, und sind froh, dass sie es nicht wegwerfen müssen und damit anderen Diabetikern existenziell helfen können.

Im Jahr 2014 konnte ich beim Diabetologie-Update-Seminar vor 600 Diabetologen über “Insulin zum Leben” berichten; dort sind wir Partnerprojekt. Beim EASD-Kongress in Wien (Seite 42) war “Insulin for Life” mit einem Stand vertreten. Es gab neue Interessierte und Begegnungen mit alten Bekannten.

Diabetes-Camp im Kongo

Im Juli fand das erste Diabetes-Camp in Goma/Demokratische Republik Kongo statt – dank unserer finanziellen Unterstützung. 15 Mädchen und 10 Jungen von 16 bis 25 Jahren wurden von 7 heimischen Fachleuten trainiert in Sachen Typ-1-Diabetes. Sie kamen morgens vor dem Frühstück an, um Blutzucker zu messen und Insulin zu injizieren.

Nach dem Frühstück wurde unterrichtet bis 12 Uhr, erneut Blutzucker gemessen und Insulin gespritzt vor dem Mittagessen. Der Unterricht endete um 16 Uhr mit Messen, einem kleinen Snack vor dem Heimweg und in der Tasche den Empfehlungen für die Insulindosierung abends zu Hause. Am Ende des Camps waren alle besser eingestellt und froh über das neue Wissen.

Das zweite Diabetes-Camp in Ruanda …

… fand im August statt, angestoßen durch das Diabetesteam vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) unter Leitung von Priv.-Doz. Dr. Petra Algenstaedt und Dipl. oec. troph. Marlis John, die persönlich eine Schulung und Fortbildung in Ruanda unterstützen wollten. Begeistert von dem Angebot nahm die Association Rwandaise des Diabétiques (ARD) mit dem Gesundheitsministerium von Ruanda Kontakt auf und initiierte ein Diabetes-Fortbildungsseminar für 50 Pflegekräfte aus dem ganzen Land. Das Ministerium übernahm erstmals alle Kosten für eine Diabetesveranstaltung. Nach 3 Tagen Seminar bedankten sich alle für die Wissensvermittlung und offene Atmosphäre..

Diabetes wird meine Träume nicht zerstören

Beim Diabetes-Camp nahmen 106 Diabetiker zwischen 14 und 26 Jahren teil. Das Motto: It won’t stop my dream. – Er wird meinen Traum nicht zerstören. Es wurden alle wichtigen Themen geschult, viel diskutiert und Bewegungsspiele gemacht. Das Essen wurde bei einem Caterer bestellt, nach den Wünschen der ARD. Es gab viele Kohlenhydrate, weil sie einfach satt machen und günstig sind: Kochbananen, Reis, Kartoffeln, Süßkartoffeln, rote und weiße Bohnen.

Ganz sparsam gab es im Camp Gemüse wie grüne Bohnen, Paprika, Karotten, Zwiebeln, Kohlsorten, Tomaten und Gurken; diese sind für Diabetiker zwar zu empfehlen und auf den regionalen Märkten reichlich, aber deutlich teurer als die erwähnten Sattmacher. So war die Ernährung ein Schwerpunkt der Schulung. Es schien nicht klar zu sein, dass Art und Menge der aufgenommenen Kohlenhydrate direkt zusammenhängen mit der Insulinmenge, die dafür benötigt wird. Wie soll das auch gehen, wenn man im Alltag nur selten wenige Teststreifen hat – anders als im Camp.

Letztlich geht es dort schlicht ums Überleben bei nicht zu hohen und nicht zu niedrigen Blutzuckerwerten – um eine Einstellung, die es möglich macht, in die Schule zu gehen, einen Abschluss/eine Ausbildung zu machen, einen Beruf zu erlernen oder mindestens einen Job zu bekommen, Geld zu verdienen und eine eigene Familie gründen und ernähren zu können. Das ist der Traum der Camp-Teilnehmer schlechthin, wie sich herausstellte.

Kommen Diabetiker nicht in den Himmel?

Jugendliche erzählten, dass sie sich von ihren Eltern und nahestehenden Menschen wegen des Diabetes nicht mehr geliebt, ja verachtet fühlten. Diabetes kostet viel Geld: Busticket, um das Insulin abzuholen, Krankenhausaufenthalte, teure Nahrung gegen hohen Blutzucker, Süßes gegen den Unterzucker. Das Familienmitglied, das am nutzlosesten scheint, verursacht hohe Kosten.

Ein Junge fragte: Ist es wahr, dass Diabetiker nicht in den Himmel kommen können? Das uns entgegengebrachte Vertrauen war enorm und unsere positive Einstellung zum Diabetes und seiner Bewältigung machte Mut, schenkte Hoffnung: “Der Diabetes wird nicht meinen Traum zerstören.”

Mein Dank gilt allen, die uns Insulin und Hilfsmittel zusenden, Flyer verteilen, Geld spenden für Transportkosten und Schulungscamps. Mein Dank gilt Biokanol Pharma unter Geschäftsführerin Sylvia Weimer-Hartmann für die kostenlose Überlassung des Lagerraumes und ihres Personals für das Annehmen unserer Pakete, dem Team um Petra Algenstaedt und Marlis John – und meinem engagierten Frauenteam für die tolle Arbeit.


von Heidrun Schmidt-Schmiedebach | Projektleiterin „Insulin zum Leben“
Telefon: 07222/ 200972, Fax: 07222 / 1 76 29, E-mail: heidi.schmidt-schmiedebach@gmx.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (12) Seite 46-47

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