Wie erreicht man eine ganzheitliche Beurteilung beim Pflegegrad?

2 Minuten

© Coloures-Pic - stock.adobe.com
Wie erreicht man eine ganzheitliche Beurteilung beim Pflegegrad?

Rechtsanwalt Oliver Ebert gibt Ihnen in der Rubrik Rechteck Antworten auf Rechtsfragen rund um das Thema Diabetes.

Die Frage

Unser Sohn Leon ist 12 Jahre alt und “leidet” an Diabetes, ADS, Zöliakie und LRS.

Wir befinden uns schon seit mehr als 2 Jahren im Rechtsstreit mit der Krankenkasse bezüglich des Pflegegrades. Wir wissen, wie viel Aufwand die ganze Familie leisten muss, um Leon optimal betreuen zu können. Leider sind die bisherigen Gutachter der Meinung, dass der Pflegeaufwand nicht sonderlich groß ist, da sie jede Krankheit einzeln bewerten und keinen Zusammenhang bilden.

Sie kommen immer auf einen Pflegegrad 1, wobei wir mit den offiziellen Bewertungsbogen immer mindestens auf Pflegegrad 2 kommen. Wir sind jetzt auf der Suche nach einem Gutachter, der das komplette Krankheitsbild bewerten kann. Können Sie uns hierbei weiterhelfen? Kennen Sie einen Gutachter, der die Kompetenz besitzt, das Krankheitsbild objektiv zu beurteilen?

Marc M.

Die Antwort von Oliver Ebert

Leider kann ich Ihnen hier keinen Gutachter benennen, die Bewertung erfolgt auch immer für den jeweiligen und konkreten Einzelfall.

Nach meiner Erfahrung berücksichtigen Gutachter in der Tat oft den hohen Aufwand nicht bzw. nicht vollständig. Dies liegt allerdings auch oft daran, dass eine ungenügende Dokumentation vorgelegt wird.

Ich empfehle Ihnen folgende Vorgehensweise:Das Gutachten des medizinischen Dienstes der Krankenkasse basiert auf Grundlage des Begutachtungsinstruments, einem aus mehreren Modulen bestehenden Fragenkatalog. Gehen Sie jede einzelne Position des erhaltenen Gutachtens durch und prüfen, ob bzw. inwieweit der Gutachter die Einschränkung bzw. den erforderlichen Pflegeaufwand zutreffend berücksichtigt hat. Nehmen Sie dann zu jeder einzelnen Position ausführlich Stellung und begründen Sie, warum aus Ihrer Sicht mehr Punkte dafür vergeben werden müssten.

So wird beispielsweise häufig vergessen, dass es im Zustand einer Unterzuckerung häufig zu Abwehrverhalten des Kindes kommt. Dies erfordert dann zusätzlichen Aufwand und muss deswegen auch zusätzlich bepunktet werden. Auch erhebliche Störungen der Nachtruhe, beispielsweise durch Messungen oder Alarme, sollten durch entsprechende Punktzahlen angemessen widergespiegelt sein. Hierzu ist es aber wichtig, dass eine entsprechende Dokumentation vorgelegt werden kann, aus der die Anzahl und Dauer der nächtlichen Störungen plausibel belegt wird.

Ich empfehle, ein auf den Diabetes abgestimmtes Pflegetagebuch zu führen, in dem die Aufwände umfassend dokumentiert sind. Sollte es zu einer Nachbegutachtung kommen, dann bestehen Sie darauf, dass der Gutachter mit Ihnen die einzelnen Schritte durchgeht und Ihre Dokumentation berücksichtigt.


Autor:

Oliver Ebert
REK Rechtsanwälte Stuttgart, Balingen
Nägelestraße 6A, 70597 Stuttgart

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (3) Seite 51

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

Wie lässt sich Typ-1-Diabetes erkennen, schon bevor Symptome auftreten? Und was wird in der AVAnT1a-Studie untersucht – und mit welchem Ziel? Darüber sprechen wir im Diabetes-Anker-Podcast mit Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler.
Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

3 Minuten

Kommt es am Ende doch auf die Größe an?

Insulinpumpen werden immer kleiner – ein Fortschritt für viele, doch für manche Menschen mit Diabetes ein Problem. Community-Autor Daniel legt dar, warum Pumpengröße und Insulinmenge aus seiner Sicht entscheidend für individuelle Bedürfnisse bleiben.
Kommt es am Ende doch auf die Größe an? | Foto: privat

5 Minuten

Community-Beitrag

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert