10 wiederkehrende Gedanken zum Diabetes

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10 wiederkehrende Gedanken zum Diabetes

1. Habe ich alles dabei?

Jeden Morgen das Gleiche, bevor ich aus der Wohnung hetze. Ich nenne es Taschen-Selbstkontrolle: Pens, Blutzuckermessgerät, Stechhilfe, Teststreifendose, Kanülen, Traubenzucker und ja – auch das Handy hat neuerdings eine größere Wichtigkeit, denn darüber wird mein Sensor in der Regel ausgelesen. Ist der überhaupt noch dran? Schnell taste ich mit der rechten Hand meinen linken Oberarm ab. Ah ja, sitzt noch. Zweite Kontrolle, passt. Ich würde vermutlich sogar meinen Kopf vergessen, wenn er nicht auf meinem Hals sitzen würde. Ihr kennt das vielleicht.

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2. Wie wird das berechnet?

Frühstück. Bei mir fast jeden Wochentag gleich und wirkt sich dennoch immer anders auf meinen Blutzucker aus. Der Körper ist schon ein wahres Wunderwerk, oder? Mittags in die Mensa. Was gibt es dort heute? Nudeln, Salat oder Gemüseauflauf? Wie viel Zucker ist heute bloß in der Sauce? Steht natürlich nirgendwo. Dann zum Tisch hetzen, dabei mit Kommiliton_innen sprechen und essen.

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Manchmal habe ich auch gar keine Zeit zu essen, ich komme einfach nicht dazu. An solchen Tagen sieht die Wertekurve dann tatsächlich fast gerade aus. Immerhin weiß ich dann mit Sicherheit, dass mein Basal stimmt! Irgendwas Gutes muss das ja haben.

3. Mist, mein Blutzucker ist zu hoch!

Was jetzt? Erst einmal korrigieren. Hunger! Aber jetzt sofort zu essen, würde alles nur noch mehr durcheinanderbringen. Kurz abwarten und sehen, wohin der Blutzucker sich bewegt. Mir ist übel, wieso muss immer alles gleichzeitig passieren? Ich trinke einen großen Schluck Wasser. Bis das Insulin seine volle Wirkung entfaltet, dauert es noch eine Weile. Ich habe immer noch Hunger und brauche jetzt wirklich einen Bissen. Na, besonders hilfreich war das ja jetzt nicht für den Blutzucker. Musste das wirklich sein?

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4. Mist, mein Blutzucker ist zu tief!

Jetzt essen, und zwar schnell. Zum Kühlschrank. Was habe ich da? Ich kann Traubenzucker langsam wirklich nicht mehr ausstehen. Ah, hier ist noch Orangensaft. Erstmal ein Glas einschenken. Ich zittere. Okay. Was kann ich noch essen? Ich brauche mehr, mehr! Schneller! Der kalte Schweiß steht mir auf der Stirn. Ah ja, ein Brot mit Marmelade und hinterher noch ein paar Kekse. Das sollte genügen. Genügt es wirklich? Nicht, dass ich in 30 Minuten immer noch tief bin. Lieber noch einen Keks hinterher, zur Sicherheit. Wenn ich später hoch bin, kann ich ja immer noch nachkorrigieren, oder?

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5. Macht sich jemand meinetwegen Sorgen?

Was denkt wohl mein Freund gerade? Ob er sich Sorgen macht? Muss er eigentlich nicht. Normalerweise geht es mir ja wirklich ganz gut. Nur manchmal, manchmal… Hoffentlich macht er sich nicht zu große Sorgen. Das ist eine meiner größten Sorgen. Sorgen in Sorgen in Sorgen. Wenn man das Wort nur oft genug wiederholt, klingt es so abstrakt, dass ich ganz kurz nicht mehr weiß, was es bedeutet.

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6. Wie kann ich meinen Stress reduzieren, meiner Therapie wegen?

Ich weiß ganz genau, dass Stress meiner Psyche und meinem Körper nicht guttut. Jeden Morgen, wenn ich zur S-Bahn hetze, spüre ich es. Jede Nacht, wenn ich zusammengeknautscht und zähneknirschend mit meiner Knirschschiene im Mund versuche zu schlafen, spüre ich es. Jeden Tag, wenn ich versuche, meinen Alltag zu meistern, spüre ich es.

„Du sagst immer, dass du im Stress bist, wenn ich dich frage, wie es dir geht!“, sagte eine Freundin letztens zu mir. Und was soll ich sagen? Ja, ich wünschte auch, dass es anders wäre. Ist es aber leider nicht. Und der Stress hat nun mal blöderweise einen sehr großen Einfluss auf meinen Blutzucker und mein Wohlbefinden. Also, wann reduziere ich ihn endlich? Und wie geht das?

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7. Bin ich „gesund“?

Eine Frage, die ich mir als Mensch mit chronischer Krankheit immer wieder stelle. Bin ich eigentlich gesund? Ich fühle mich im Alltag nicht krank, nicht anders. Der Diabetes gehört zu mir. Und trotzdem: Ich habe Diabetes. Und er geht nicht weg. Wie sieht meine Zukunft mit Diabetes aus? Was wird noch passieren? Ich habe ab und zu schon ein wenig Angst davor. Und dann fühle ich mich doch wieder wie vor der Diagnose. Eine verwirrende Zwischenwelt.

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8. Nicht genug dabei!

Ah, Mist, doch nicht genug Traubenzucker eingesteckt, und jetzt könnte ich ihn brauchen. Eigentlich müsste ich meine Kanüle wechseln, aber ich habe die letzte heute Morgen aus meiner Tasche gezogen. Und die Teststreifendose ist auch wieder leer. Welcher Tag ist heute? Ganz bestimmt Montag!

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9. Vielleicht hätte sich der Diabetes lieber mal jemanden mit mehr Disziplin und Energie aussuchen sollen.

Das permanente Gefühl, nie genug zu sein und zu machen, verfolgt mich leider schon lange. Vermutlich haben viele andere Menschen mit Diabetes all diese Gedanken nie in ihrem Alltag, weil alle so diszipliniert, entspannt und voller Energie sind und immer das Gefühl haben, sie machen und sind genug. Möglicherweise hätte es mein Diabetes woanders leichter gehabt. Aber wir arrangieren uns eigentlich trotzdem ganz gut.

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10. Habe ich heute genug für mich und meinen Diabetes getan?

Und da kommen wir auch schon zum abschließenden Gedanken für heute. Habe ich genug für mich und meinen Diabetes getan? Mache ich gerade genug für mich und meinen Diabetes? Werde ich in Zukunft genug für mich und meinen Diabetes machen können? Ich bin leider nicht in der Lage, in die Zukunft zu schauen oder in die Vergangenheit zu reisen. Alles, was ich tun kann, ist, mein Bestes zu geben und zu hoffen, dass es genug ist.

Was ist genug? Wo beginnt es und wo hört es auf? Der Duden sagt in zufriedenstellendem Maß; ausreichend; genügend. Aber was für mich zufriedenstellend ist, kann für die nächste Person zu viel oder zu wenig Diabetes im Leben sein. Und selbst von Tag zu Tag kann sich die Bedeutung dieses Wortes bei mir ändern. Warum also all der Stress, die Sorgen, die Gedanken? Mein Kopf wird wohl niemals aufhören, auf Hochtouren zu laufen.

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