5 Tipps für den Berufseinstieg mit Diabetes

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5 Tipps für den Berufseinstieg mit Diabetes

Irgendwann trifft es wohl jeden von uns – egal ob mit oder ohne Diabetes. Die Schule, das Studium oder die Ausbildung ist vorbei und der Ernst des Lebens beginnt. Wie sich die Abschlussphasen des Studiums oder der Bewerbungsstress auf den Blutzucker auswirken, brauche ich euch wohl gar nicht zu erzählen! 😉

Aber irgendwann ist es geschafft, die Verträge sind unterzeichnet und der erste Arbeitstag steht vor der Tür. Und mit ihm eine ganze Menge neuer Herausforderungen. Hier von leichter Nervosität zu sprechen, wäre wohl untertrieben. Schließlich naht nicht nur ein gänzlich neuer Lebensabschnitt voller Verantwortung, sondern auch ein komplett neues Umfeld, in dem wir von nun an einen großen Teil unseres Lebens verbringen. Daran müssen wir uns erst einmal gewöhnen.

Diabetes ist ein Vollzeitjob. Das wissen wir alle. Wenn dann noch eine neue Vollzeit-Stelle hinzukommt, wird das alles zu einem schwierigen Balance-Akt. Deshalb habe ich im Folgenden ein paar Tipps für euch zusammengestellt, die den Übergang etwas leichter machen sollen.

Quelle: Steffi Haack

#1 Geht offen mit dem Diabetes um. Er ist ein Teil von euch.

Beim Berufseinstieg lernen wir viele neue Menschen kennen, von denen die meisten vermutlich noch nie Bekanntschaft mit dem Diabetes-Monster gemacht haben. Da stellt sich sehr früh die Frage, wie man den neuen Kollegen mitteilt, wen wir da im Schlepptau haben.

Ich persönlich spreche über den Diabetes in der Regel während der Vorstellungsgespräche nicht aktiv, verheimliche ihn aber auch nicht. Spätestens aber, wenn ich mit der Arbeit loslege, ist es mir wichtig, dass meine Mitmenschen Bescheid wissen. Zwar habe ich während einer Hypoglykämie noch nie Fremdhilfe benötigt (Klopf auf Holz!), aber für den Fall der Fälle ist es gut, wenn das Umfeld informiert ist.

Bewährt hat sich bei mir übrigens der Muffin-Trick: Zum Einstand habe ich Muffins mit ins Büro gebracht. Wenn man dann ganz nebenbei seine Pumpe bedient oder den Pen herausholt, kann man schon mal die ersten Kollegen aufklären. Und gleichzeitig beweisen, dass wir mit Diabetes sehr wohl leckeren Süßkram schlemmen dürfen! 🙂

#2 Richtet euch häuslich ein.

Wer einmal von der Arbeit wieder nach Hause fahren musste, weil er kein Insulin, keine Kanülen oder sonstigen lebenswichtigen Utensilien mehr dabei hatte, dem passiert das wohl so schnell nicht wieder. Deshalb macht es Sinn, sich einen kleinen Notfall-Vorrat am Arbeitsplatz anzulegen – Kanülen, Katheter, Teststreifen, Batterien – was auch immer niemals fehlen darf. Am wichtigsten ist vermutlich Insulin, welches kühl gelagert werden muss. Ich arbeite von einem Co-Working-Space aus, sodass jeden Tag unterschiedliche Menschen vor Ort sind. Deshalb lagern meine Insulin-Ampullen in einer kleinen Tupperdose mitsamt einer erklärenden Notiz für neugierige Augen. So wird das Insulin nicht aus Versehen aus dem Kühlschrank geräumt oder gar weggeschmissen. Übrigens hilft mir ein Kalendereintrag, das Ablaufdatum des Insulins nicht zu vergessen. Auch Glukagon sollte im Kühlschrank gelagert und regelmäßig ausgetauscht werden.

Quelle: Steffi Haack

Am häufigsten zum Einsatz kommen vermutlich die Not-BEs für den Fall einer Hypo. Ich persönlich habe immer leckere Hypo-Helfer auf Vorrat, mit denen man zur Not auch mal die Kollegen bestechen kann. Für den Fall, dass dann aber ständig alle Vorräte geplündert werden, habe ich auch immer etwas weniger Schmackhaftes parat, wie zum Beispiel Traubenzucker oder Glukose-Drinks. Die führen nämlich weder mich noch die Kollegen in Versuchung! 😉

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Quelle: Steffi Haack

#3 Nehmt euch Zeit für den Diabetes.

Manchmal ist es schon schwer genug, in der Alltagshektik all seine Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Da kann man den Diabetes echt nicht gebrauchen – weder zeitlich noch gedanklich. Vor dem Meeting noch schnell den Blutzucker messen oder einfach hinterher? Spritz-Ess-Abstand einhalten, wenn man ohnehin nur 15 Minuten für die Mittagspause hat? Eher nicht. Das Diabetes-Management fällt hier leicht hinten rüber. Ganz langsam, Schritt für Schritt. Gerade dann ist es aber wichtig, Prioritäten zu setzen. Die Arbeit ist eben doch nicht alles und trotz Hektik und Stress sollten wir uns so gut es geht um das Diabetes-Monster kümmern.

#4 Und für euch selbst.

Eigentlich geht es aber nicht einfach nur darum, sich um den Diabetes zu kümmern. Vielmehr geht es um uns und unser Wohlbefinden. Klar tut es uns gut, wenn wir den Blutzucker astrein balancieren und das Monster an der kurzen Leine halten. Aber manchmal sollten wir auch einfach nur uns selbst etwas Gutes tun. Abschalten. Regenerieren. Das kann völlig unterschiedlich aussehen: ein Spaziergang an der frischen Luft, Sport machen, ein tolles Gericht kochen, ein Buch lesen, eine Serie gucken oder einfach nur eine kleine Spa-Session. Egal wie viel ihr arbeitet – findet einen Ausgleich für den täglichen Stress und gönnt euch was!

#5 Erwartet nicht zu viel von euch.

Warum ich diesen Post hier überhaupt schreibe? Ganz einfach: Weil ich so ziemlich alles falsch gemacht habe. Nach nur zwei Monaten im Berufsleben war ich völlig ausgelaugt, mein Überstundenkonto war absolut überfüllt und ich steckte mitten in einem dicken Diabetes-Tief. Ich hatte viel zu hohe Erwartungen an mich selbst gestellt. Den neuen Job rocken und ganz nebenbei noch das Diabetes-Monster zähmen? Mich in null Komma nix in einer neuen Stadt einleben und all die Veränderungen einfach so mitmachen? Das konnte nicht gut gehen.

Mittlerweile habe ich mich an meinen neuen Lebensrhythmus aber gewöhnt. Alles, was ich brauchte, waren etwas Ruhe und Zeit. Weniger Druck von mir selbst und mehr Gelassenheit. Ich musste meinen Platz im Arbeitsleben erst einmal finden und auch dem Diabetes-Monster seinen Platz einräumen. Nur so geht es mir gut und nur so kann ich meine Arbeit gut machen. Das gefällt mir, dem Diabetes-Monster und letztlich auch dem Arbeitgeber.

Maske
Quelle: Steffi Haack

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