Alte Wirkstoffe in neuem Licht

2 Minuten

© © PhotoSG - Fotolia
Alte Wirkstoffe in neuem Licht

Dass Diabetes und Krebs sich gegenseitig beeinflussen und zum Teil sogar auslösen, gilt mittlerweile als gesichert. Zwei aktuelle Studien machen nun Hoffnung, dass die eingesetzten Wirkstoffe sich teilweise umgekehrt auf die jeweils andere Krankheit auswirken können.

Dank großer Bevölkerungsstudien können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heutzutage den Zusammenhang zwischen Diabetes und Krebs immer besser erklären. Dieser Zusammenhang legt anders herum den Schluss nahe, dass Medikamente, die in eine der beiden Krankheiten eingreifen, auch für die jeweils andere eine Rolle spielen könnten. Zwei aktuelle Studien stützen diese Theorie.

Brustkrebsmedikament schützt gegen Stoffwechselstörung

Der Wirkstoff Tamoxifen kommt bei der Behandlung von Brustkrebs zum Tragen. Es gehört zur Wirkstoffgruppe der Antiöstrogene und blockiert typischerweise die Bindung von Östrogen an den Hormonrezeptor, der oft im Übermaß auf den Krebszellen vorkommt. Infolge des fehlenden Wachstumssignals durch das Hormon kommt es zu einer Abnahme der Zellteilung. Allerdings hat der Wirkstoff auch Effekte auf den Stoffwechsel.

In einem Versuch mit weiblichen Mäusen konnten französische Forscherinnen und Forscher nun zeigen, dass Tamoxifen auch Fettleibigkeit, Insulinresistenz und Fettleber vorbeugt. Die Tiere wurden über zwölf Wochen mit kalorienreicher Nahrung gefüttert und erhielten währenddessen entweder Tamoxifen oder ein Placebo. In der Wirkstoffgruppe kam es in der Folge zu einer deutlich geringeren Nahrungsaufnahme und entsprechenden positiven Effekten auf den Stoffwechsel.

Durch weitere Analysen konnten die Wissenschaftler den genauen Wirkmechanismus beschreiben, wie das Krebsmedikament den Stoffwechsel verbessert.

Aspirin reduziert Brustkrebsrisiko bei Diabetikerinnen

Dass es auch anders herum geht, zeigt eine Studie aus Taiwan. Die Autoren hatten über einen Zeitraum von 14 Jahren die Daten von knapp 149.000 Frauen mit Diabetes ausgewertet. Dabei teilten sie die Teilnehmerinnen in zwei Gruppen auf: je nachdem, ob sie niedrig dosiertes Aspirin zu sich nahmen, um Diabetes bedingten Herzkreislaufkomplikationen vorzubeugen, oder nicht. ‚Niedrig dosiert‘ definierten die Autoren der Studie als 75–165 Milligramm täglich.

Da bekannt ist, dass Aspirin das Krebsrisiko beeinflusst, untersuchten die taiwanesischen Wissenschaftler, inwiefern sich das in ihren Daten bestätigen ließ. Dabei fanden sie heraus, dass das Risiko an Brustkrebs zu erkranken bei der Einnahme von Aspirin um rund 20 Prozent kleiner wurde: Insgesamt hatten die Autoren in beiden Gruppen etwa 200.000 Personenjahre einberechnet. In dieser Zeit gab es in der Aspirin-Gruppe 373, in der Gruppe ohne Aspirin 476 Fälle von Brustkrebs.

Bei einer eingehenderen Untersuchung über die Jahre zeigte sich, dass ja nach eingenommener Menge Aspirin das Brustkrebsrisiko sogar um fast 50 Prozent kleiner war. Man sollte dabei aber erwähnen: Das Gesamtrisiko für Brustkrebs war bei den Studienteilnehmerinnen mit rund 0,6 Prozent (849 von 149.000) relativ gering.

Wie genau Aspirin dem Krebs entgegenwirkt ist nach wie vor Gegenstand der Forschung.


Quelle: Diabetesinformationsdienst München

Ähnliche Beiträge

Lea Raak im Interview: Durch Community zurück ins Leben

Lea Raak lebt seit dem Jahr 2011 mit einem Typ-1-Diabetes. Viele Fragen taten sich nach der Diagnose auf – und eine gewisse Verzweiflung. Die Community hat ihr zurück ins Leben geholfen: „Ich tue mein Bestes und alles andere kommt, wie es kommt.“

11 Minuten

#dedoc° voices meet DDG: die Patienten-Perspektive beim Diabetes Kongress

Im zweiten Teil der Berichte der #dedoc° voices vom diesjährigen Diabetes Kongress kommen weitere Menschen mit Diabetes zu Wort, die im Mai die Fachtagung in Berlin besucht haben, um ihre Perspektive einzubringen.

9 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert