Behandlungsbeschwerden bei Krebs

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© two4food.de, Bernhard Kölsch (Fotos), Gabi Kölsch (Styling)
Behandlungsbeschwerden bei Krebs

Krebsbehandlungen fordern den Körper. Sorgen, Ängste, Appetitmangel, Übelkeit oder Brechreiz können dazu beitragen, dass Gewicht auf der Strecke bleibt. Manchmal sind die Folgen auch Durchfall, oder es schmeckt einfach nicht mehr so wie früher. Damit Sie dagegen angehen können, finden Sie hier praktische Tipps und Rezeptvorschläge. Übrigens: Anti-Durchfalltipps helfen Ihnen auch bei einem akuten Infekt.

Vielleicht wundern Sie sich über dieses Thema. Doch Krebs macht auch vor Diabetikern leider nicht halt. Untersuchungen zufolge haben insbesondere Menschen mit Typ-2-Diabetes ein 1,2- bis 1,7-fach höheres Risiko, an Brust-, Darm-, Harnblasen- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken. Bei Leberzellkrebs ist das Risiko sogar 2,5-fach höher im Vergleich zum Stoffwechselgesunden.

Es lässt sich vorab einiges tun, damit es erst gar nicht so weit kommt. Bewegungsmangel, Übergewicht und Hyperinsulinämie, also zu viel Insulin im Blut, gelten mittlerweile als wichtige Faktoren, die Krebs begünstigen können. Achten Sie also auf ein gesundes Leben, Ihrem Diabetes und der Krebsprophylaxe zuliebe. Kochen Sie öfter nach den Rezepten, die Sie ganzjährig im Diabetes-Journal finden. Es wird mit viel Gemüse, Salat, Früchten, Pflanzenfetten und wenig rotem Fleisch gekocht.

Steht die Diagnose, kommen Betroffene an einer entsprechenden Therapie meist nicht vorbei. Während Chemotherapie und Bestrahlung kann sich das Empfinden für Geschmack, Geruch oder Appetit verändern. Durchfall, Untergewicht oder plötzliche Nahrungsmittelunverträglichkeiten können sich als Folge der Therapie zeigen. Die gute Nachricht: Sie können etwas tun.

Zunehmen: Vollmilchprodukte und Lebensmittel mit Sahne helfen

Geben Sie Vollmilchprodukten und mit Sahne angereicherten Lebensmitteln den Vorzug. Wählen Sie Käse mit mindestens 45 %t F. i. Tr. (Fett in der Trockenmasse) bzw. 20 bis 25 % Fett absolut. Wenig sinnvoll ist es, sämtliche Speisen zum Beispiel mit Traubenzucker oder einem geschmacksneutralen Kohlenhydrat (wie Maltodextrin 19) kalorisch aufzuwerten. Das kann zu unnötig erhöhtem Insulinbedarf und Blutzuckerschwankungen führen. Kleine Mengen Honig oder Zucker, die in Speisen verarbeitet werden, sind unter Berücksichtigung der Kohlenhydrat-Anrechnungspflicht möglich.

So klappt es mit gesundem Zunehmen

Essen Sie möglichst regelmäßig, am besten mindestens dreimal täglich. Trinken Sie täglich etwa 1,5, besser 2 Liter zuckerarme und alkoholfreie Getränke. Eine gute Hilfe bieten beispielsweise Sahneshakes. Das Grundrezept finden Sie im aktuellen Rezeptteil. Bevorzugen Sie bei Käse und Milch vollfette Produkte. Denken Sie täglich auch an Gemüse und Obst – beides spendet wichtige Mineralien, Vitamine, Ballast- und sekundäre Pflanzenstoffe.

Wenn der Appetit oder Beschwerden der Mundschleimhaut es schwer machen, Frisches zu essen, dann wählen Sie Tiefkühlobst, Kompottobst oder Mus mit Süßstoff (z. B. von Natreen, Odenwald, Libby‘s, Zuegg oder auch Babygläschen); diese sind im Supermarkt oder im Drogeriemarkt erhältlich. Nüsse, Raps-, Sonnenblumen- oder Olivenöl bieten gute Möglichkeiten, den Appetit anzuregen und zusätzliche Fettkalorien ins Essen zu bringen.

Für kalte Zubereitungen eignen sich Nussöle und Leinöl, bekannt von Pellkartoffeln mit Leinöl. Planen Sie täglich zwei vollfette Milchprodukte wie Vollmilch- oder Sahnejoghurt natur und den Sahneshake mit ein. Süßen und entsprechende Geschmackszutaten dazugeben können Sie einfach nach ihrem Geschmack. Planen Sie Ihr Lieblingsessen ein – das kann den Appetit anregen, auch wenn Sie nur wenig davon schaffen. Hilfreich ist Vorkochen und Einfrieren. So müssen Sie an Tagen, an denen es nicht so gut läuft, nicht auf wichtige Nährstoffe verzichten, und Sie tun sich etwas Gutes.

Wenn Geschmack und Geruch auf der Strecke bleiben

Unter Krebstherapie können vertraute Speisen im Hinblick auf Geschmack und Geruch teils anders wahrgenommen werden. Weder Geruchs- noch Geschmackssinn gehen durch eine Krebstherapie (Medikamente, Chemotherapie) dauerhaft verloren. Mit der Zeit kehren sie zurück, es bedarf manchmal etwas Geduld. Damit Essen trotzdem Freude macht und ein Genuss ist, probieren Sie diese Tipps:

Verwenden Sie Kräuter und Früchte als Geschmacksneutralisierer. Dazu zählen Melisse, Kamille, Lavendel, Orange, Limette oder Zitrone. Frische Zitrusfrüchte verströmen dabei ein besonders angenehmes Duftbukett. Reiben Sie Ihre Hände mit etwas Fruchtsaft ein. Auch das hilft, Unangenehmes zu neutralisieren.

Alternativ können Sie etwas Minze-, Melissen-, Kamillen- oder Lavendelöl (Apotheke oder Bioladen) in warmem Wasser lösen und die Hände hineintunken. Oder Sie tränken darin einen warmen Waschlappen und reiben die Hände damit ab. So kurios es klingt: Eine Kerze schluckt Gerüche – warum nicht mal beim Kochen anzünden? Milch und Milchprodukte nehmen Speisen einen allzu starken Eigengeschmack und -geruch, also öfter mit Joghurt und Milch kochen.

Durchfall – was nun?

Durchfall schlaucht den Körper, weil Flüssigkeit und wichtige Mineralien verlorengehen. Auch der Blutzucker kann ins Wanken geraten, wenn Gegessenes blitzschnell den Darm passiert. Mit klassischen Lebensmitteln und ein paar praktischen Helfern in puncto Zubereitung kann sich Durchfall verbessern. Bleibt er trotzdem ein Dauerzustand, sollten Sie unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt Rücksprache halten. Die Anti-Durchfalltipps können Ihnen auch bei einem akuten Magen-Darm-Infekt helfen.

Besonders wichtig sind pektinreiche Lebensmittel. Sie binden Wasser im Darm und festigen den Stuhl, beispielsweise passierte Bananen und Erdbeeren, geriebene Äpfel und passierte Möhren. Apfelpektin gibt es beispielsweise als Granulat in Reformhäusern, Apotheken oder Naturkostgeschäften. Es lässt sich einfach in Salatsaucen, Müsli oder Joghurt einrühren, schmeckt fruchtig nach Apfel. Auch ein Stück Zartbitterschokolade (Kohlenhydrate anrechnungspflichtig) mit einem Kakaogehalt von 70 Prozent und mehr hilft.



von Kirsten Metternich

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0,
Fax: (0 61 31) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (10) Seite 80-83

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