Datenschutz: das sollten Sie wissen!

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Datenschutz: das sollten Sie wissen!

Die Gefahren von Social Media und Apps werden von vielen Menschen unterschätzt; wer Bedenken äußert, wird schnell als spießig belächelt oder gilt gar als technikfeindlich. In Zeiten, in denen immer weniger Privatsphäre verbleibt und immer mehr erfasst und gespeichert wird, ist ein sorgsamer Umgang mit persönlichen Daten aber dringend anzuraten: Gerade die Nutzung von Apps, Mobiltelefonen und Tablet-Computern sowie die Aktivität in Netzwerken wie

Vorsicht: automatische Verknüpfung der Daten

Die Nutzung von Mobiltelefonen

Auch und vor allem Diabetes-Apps bergen erhebliche Risiken. Dort gibt man ja in der Regel viele Krankheitsdaten ein; neben den Blutzuckerwerten erfasst man oftmals auch Insulin, Medikamente oder sogar das Ernährungsverhalten. Wenn diese Daten an Dritte gelangen, dann kann dies zu ungeahnten Problemen führen.

Allgemeine Tipps

Fundgrube für Außenstehende: „Facebook“ und „Twitter“

Auch

Häufig wird auch vergessen, die Datenschutzeinstellungen restriktiv einzustellen, so dass alle Aktivitäten öffentlich sichtbar bzw. per

Auch klassische Foren bergen Gefahren: Wer hier mit richtigem Namen bzw. E-Mail-Adresse in Diskussionsforen zu Gesundheitsthemen postet, der kann oft ebenfalls durch einfache

Tipps zur Verwendung von

Personenbezogene Gesundheitsdaten: wahre „Schätze“

Personenbezogene Gesundheitsdaten sind wertvoll und werden teuer gehandelt. Einige der im "Store" verfügbaren Apps dienen vor allem dazu, solche Daten zu sammeln. Hinter manchem vermeintlich kleinen Anbieter verbergen sich tatsächlich finanzstarke Unternehmen, die viele Millionen Euro oder US-Dollar in das Geschäftsmodell mit den Daten gepumpt haben.

Man braucht kein Rechengenie zu sein: Wer Apps verschenkt bzw. günstig verkauft, wird allein dadurch niemals solche Investitionen erwirtschaften können. Das Geld muss also anderweitig verdient werden – und zwar in der Regel mit den Daten der Anwender: Der User bezahlt mit seinen persönlichen Daten.

Versicherungen, Krankenkassen oder auch die Pharmaindustrie sind an solchen Informationen sehr interessiert und zahlen mitunter viel Geld. Auch Unternehmen greifen gern auf spezielle Datenbankanbieter zurück, um von dort teils ausführliche Informationen zu ihren Mitarbeitern oder Bewerbern zu erhalten.

"Was soll denn schon passieren?" Viel!

"Was soll denn schon passieren?" – das ist eine häufige Standardfrage, wenn man über den Datenschutz spricht. "Und wenn schon, ist doch eh egal", geben sich viele gleich selbst die Antwort. Aber so einfach ist es nicht: Es hat nämlich sehr gute Gründe, dass die Gesetzgeber in Deutschland sowie innerhalb der EU dem Datenschutz einen hohen Stellenwert beimessen. Aber was kann denn nun passieren?

Tipps zur Verwendung von Apps:

Gefahr: keine Versicherung oder höhere Prämien …

Eine der größten Gefahren ist, dass es zu finanziellen Nachteilen kommt. Werden Angaben zum Diabetes beispielsweise an Versicherungsunternehmen übermittelt, dann sind die Folgen offensichtlich: Man muss damit rechnen, dass die Prämien für Risikoversicherungen (Unfall, Berufsunfähigkeitsversicherung, Lebensversicherung) steigen oder der Versicherungsschutz erschwert oder womöglich gänzlich verweigert wird. Auch ist es nicht abwegig, dass die Versicherungsprämie fürs Auto höher ausfällt, wenn die Diabetes-Erkrankung des Fahrers bekannt ist.

Krankenkassen wie private Krankenversicherungen sind ebenfalls sehr begierig, möglichst viel über ihre Kunden zu erfahren. Wer seine Therapiedaten wie Blutzuckerwerte oder Ernährungsverhalten dorthin preisgibt, muss mittelfristig mit Nachteilen rechnen. Im Bereich der privaten Krankenversicherung dürfte dies vor allem in Beitragssteigerungen resultieren. Für gesetzlich Versicherte ist dies derzeit zwar noch nicht zu befürchten, die Gesetzeslage kann sich in Zukunft aber ändern.

Für gesetzlich wie privat Versicherte gilt: Bei einem "gläsernen Patienten" kennt man mehr Schwachstellen – und es ist einfacher, Leistungen zu verweigern. So ist es denkbar, dass die Kostenübernahme von Teststreifen erschwert wird, wenn die Daten vermuten lassen, dass man die verordnete Menge tatsächlich gar nicht oder zumindest nicht sinnvoll verwendet hat – oder dass aufgrund der vorliegenden Messergebnisse gar nicht so viele Selbsttests notwendig waren.

Therapie-Neuerungen werden verweigert

Auch die Verordnung teurer Medikamente bzw. innovativer Insuline sowie die Erstattung kostenintensiver Hilfsmittel wie Insulinpumpen oder CGM-/FGM-Systeme könnten deutlich erschwert werden. Sind nämlich die Verlaufs- und Therapiedaten bekannt, dann kann die Krankenkasse oder Versicherung recht einfach ersehen, ob bzw. warum die bisherige Therapie noch nicht optimal ausgeschöpft ist.

Hier bestünde dann in der Regel keine medizinische Notwendigkeit für die Kostenübernahme der neuen Therapieform. Und man hat der Kasse selbst den Nachweis quasi frei Haus geliefert. Auch für den Arzt ist das nicht unproblematisch: Wenn sein Patient (oder er selbst) Messergebnisse an die Krankenkasse liefert, dann wird er als Behandler dadurch einfacher zu kontrollieren.

Potentielle Nachteile im Arbeits- und Berufsleben

Ein weiterer Aspekt ist das Arbeits- und Berufsleben: Behinderte und chronisch kranke Menschen müssen oft befürchten, dass es Vorurteile gibt und sie daher bei der Einstellung benachteiligt werden. Meist kommt es nicht einmal zu einem Bewerbungsgespräch. Um solche Diskriminierungen zu vermeiden, dürfen Arbeitgeber zwischenzeitlich nicht mehr anlasslos nach Krankheiten fragen.

Man kann also grundsätzlich selbst auf Nachfrage seine Diabetes-Erkrankung verschweigen, ohne dass man Sanktionen befürchten muss. Das bringt natürlich nichts, wenn der Arbeitgeber durch eine einfache Suche bei

Wer dort durch unangemessene Bilder, niveaulose Äußerungen oder peinliche Selbstdarstellungen auffällt, wird in der Regel also gleich ausgesiebt. Gesundheitliche Einschränkungen oder Behinderungen sind leider oft ebenfalls ein K.o.-Kriterium. Das Tragische dabei: Die Betroffenen erfahren kaum jemals den wahren Grund für die Absage.

Probleme mit dem Führerschein …

Schließlich kann es durch das Bekanntwerden der Krankheit auch zu erheblichen Erschwernissen oder Belastungen in Zusammenhang mit dem Führerschein kommen. Wenn die Behörde nämlich vom Diabetes erfährt, dann darf sie die Vorlage eines teuren verkehrsmedizinischen Gutachtens anfordern.

Besonders heikel wird es in Zusammenhang mit Verkehrsunfällen: Zwischenzeitlich muss man damit rechnen, dass die Gegenseite (oder auch die Versicherung) im Internet über die Beteiligten recherchiert – und einen so in Erfahrung gebrachten Diabetes dann auch ins Spiel bringt. Selbst wenn die Krankheit für den Unfall tatsächlich keine Rolle gespielt hat – faktisch muss man als Betroffener eine solche Vermutung erst einmal widerlegen, was manchmal nur schwer gelingt. Auf jeden Fall bringt es eine Menge Ärger und Unannehmlichkeiten.

Was bringt die Zukunft?

Schließlich sollte man auch einen Aspekt nicht gänzlich außer Acht lassen: Derzeit genießen Menschen mit Behinderung staatlichen Schutz. Niemand muss aufgrund seiner Krankheit Repressalien befürchten. Dies war in der Vergangenheit auch schon anders – und niemand kann ausschließen, ob es in der Zukunft womöglich auch einmal wieder so kommt. In 20 oder 30 Jahren kann sich vieles radikal ändern – und wer heute jung ist, steht dann gerade erst mitten im Leben.

Was tun?

Die obigen Beispiele zeigen, dass sehr wohl einiges passieren kann, wenn die Daten in falsche Hände gelangen. Natürlich kann man sich nicht gegen alles schützen – und wenn man auch nur einigermaßen mit der Zeit gehen will, dann lässt sich eine gewisse Preisgabe von Daten nicht vermeiden.


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