Diabetes Typ 1 – keine oder eine alltägliche Herausforderung?

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Diabetes Typ 1 – keine oder eine alltägliche Herausforderung?

Tagein tagaus müssen wir unseren inneren „Schweinehund“ überwinden und zu unserem inneren Antrieb, unserer Motivation finden. Doch vor allem Betroffene und auch Angehörige wissen aus eigener Erfahrung heraus, dass es nicht immer leicht ist, motiviert und fröhlich durch den Tag zu gehen.

Warum ist das so?

Diabetes ist ein Vollzeitjob, ich sage immer: Diabetes ist nicht nur ein Vollzeitjob, sondern Diabetes ist ein 24/7-Job. Quasi eine Vollzeitaufgabe, neben den ganzen anderen alltäglichen Aufgaben und Themen, die man im Leben hat und bewältigen muss.

Puh, diese Erkenntnis muss man erstmal sacken lassen und anschließend sollte sich jeder Diabetiker erstmal auf die Schulter klopfen und stolz auf sich selbst sein!

Quelle: Yvonne Gutbrod

Denn das, was jeder einzelne Diabetiker Tag für Tag leistet, ist absolut phänomenal. Jeden Tag X-mal den Blutzucker kontrollieren, Insulin abgeben, Korrektur spritzen etc.

Immer begleitet vom Diabetes

Man kann einfach gar nichts mehr tun ohne den Diabetes. Er ist wie ein Freund, der einen immer begleitet. Tag und Nacht. Man hat niemals „Urlaub“ vom Diabetes.

Bei mir wurde Diabetes im Alter von 28 Jahren diagnostiziert. Anfangs war es eine ziemlich gewaltige Umstellung, zu akzeptieren, dass ich von nun an immer einen „Freund“ an meiner Seite habe, der meine Aufmerksamkeit benötigt! Jeden Tag! Ich habe sehr lange gebraucht, meinen Diabetes zu akzeptieren, mich nicht als Opfer der Umstände, sondern als Erschaffer meiner Umstände zu sehen.

Lange hatte ich in einem Loch voller Selbstzweifel und Ängste gesteckt. Ich konnte mich einfach nicht motivieren, meinen Diabetes als meinen „Freund“ zu akzeptieren und mich nicht länger als Opfer zu sehen.

Jetzt oder nie

Bis ich eines Tages wieder im Krankenhaus landete, mit einer Unterzuckerung. Ich war oft schon im Krankenhaus, weil meine Werte nicht stimmten und ich körperlich vollkommen fertig war. Aber dieses eine Mal war es anders: Ich habe verstanden, dass ich meinen Diabetes nun akzeptieren muss. Dass ich Wege und Möglichkeiten finden muss, um mit ihm zu leben. Dieser Tag hat mein Leben verändert!

Quelle: Yvonne Gutbrod

Ich habe viele Schritte unternommen, um so zu sein und zu denken, wie ich heute bin, und denke aber, ich habe es geschafft. Ich habe die Motivation in mir „wachgerüttelt“ und ein Leben mit meinem Diabetes begonnen. Es war eine Entscheidung. Getreu dem Motto: „Manchmal ist man nur eine Entscheidung von einem komplett anderen Leben entfernt“.

Die Psychologie dahinter

Was bedeutet Motivation? Motivation, ein Wort, das in der Psychologie so beschrieben wird: „Gesamtheit der Beweggründe, die eine Handlung beeinflussen, zu einer Handlungsweise anregen“.

Die Gesamtheit der Beweggründe? Da gibt es sicherlich sehr viele Beweggründe, warum man sich um den Diabetes immer gut kümmern sollte bzw. sich stets motiviert um diesen kümmern sollte! Doch es gibt auch genug Beweggründe, die dazu veranlassen, dass eben nicht immer tun zu können! Im Leben eines Diabetikers gibt es auch die ganz normalen Launen des Alltags, die Hochs und Tiefs im Leben. Beispielsweise Liebeskummer, Stress, Freude, Traurigkeit etc. und das führt eben auch mal dazu, den Diabetes zu vernachlässigen bzw. nicht immer dauermotiviert und lachend diesem 24/7-Job nachgehen zu können! Das ist verständlich und das ist normal. Diese Phasen und Tage kennt jeder Diabetiker, dennoch ist es wichtig, sich immer wieder aus einem Tief, aus einer unmotivierten Phase rauszuholen bzw. sich professionelle Hilfe zu suchen, die einem den Weg „heraus“ zeigt!

Und das schaffe ich. Und das schaffst Du auch! Immer und immer wieder.

Ich will leben

Denn an der Motivation eines Diabetikers hängt letztendlich auch sein Leben. Und niemand von uns würde freiwillig sagen, ich bin nicht motiviert zu leben. Krass ausgedrückt, aber es ist doch so. Oder?

Eine weitere Hürde gibt es beim täglichen Diabetesmanagement. Die Glaubenssätze!

Jeder Mensch trägt die unterschiedlichsten Glaubenssätze und Konditionierungen in sich. Die irgendwann im Kindesalter und/oder im Erwachsenenalter entstanden sind.

Glaubenssätze wie z.B. „Ich schaffe das nicht“, „Ich muss perfekt sein“, „Warum habe ich Diabetes bekommen, was habe ich falsch gemacht?“, „Das Leben meint es nicht gut mit mir“, „Womit habe ich das verdient?“, „Ich bin nicht gut genug“, oder „Ich habe Angst vor Spritzen“.

Die schlechte Nachricht: Glaubenssätze können einem das Leben ganz schön schwer machen und einem im Weg stehen. Die gute Nachricht: Glaubenssätze sind veränderbar und somit kann nachweislich der Motivation im Alltag mit Diabetes nachgeholfen werden!

Auf in ein selbstbestimmtes Leben

Für mich als Diabetescoach ist es immer wieder ein Segen, wenn ich Diabetikern dabei helfen darf und kann, an ihren Glaubenssätzen zu arbeiten, diese aufzulösen bzw. durch positive zu ersetzen.

Diese Schritte sind sehr wichtig für ein selbstbestimmtes Leben mit Diabetes.

Quelle: Yvonne Gutbrod

Innerlich neu „aufgestellt“ ist es um ein Vielfaches leichter, den Alltag mit Diabetes voller Motivation zu leben bzw. sich auch in „schlechten Phasen“ immer wieder sehr schnell selbst zu motivieren.

Jeder Diabetiker hat das Recht auf ein selbstbestimmtes und glückliches Leben mit Diabetes.

Auch Du! Auch Ich! Weil wir es uns wert sind!

Yvonne


Wie Ingo begann, seinen Diabetes zu akzeptieren, erzählt er in seinem Beitrag „Der Vogel, der wieder fliegen lernte“

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