Diabetes und Essstörungen – ein heikles Thema zum Nachdenken

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Diabetes und Essstörungen – ein heikles Thema zum Nachdenken

Heute wage ich mich an ein sehr sensibles Thema – Diabetes und Essstörungen. Zum einen hat das biographische Hintergründe, die natürlich auch eng mit meiner eigenen Diabetes-Geschichte zusammenhängen. Zum anderen wird das Thema Essen in allen Medien – ob Zeitung oder Facebook – in allen Facetten heiß diskutiert. Und eben auch Essen und Diabetes hängen extrem eng zusammen. Wenn man dann näher zum Thema Diabetes und Essstörungen nachforscht, stößt man auf viele kleine Geschichten rund um das Thema Essen und Diabetes. Und eben auch auf Schwierigkeiten damit.

Ich selber bekam im Verlauf meiner Diabetes-Karriere immer von außen den Eindruck vermittelt, dass Diabetes an sich kein Problem darstellt. Man muss nur korrekt essen! Diabetes und Essen bedeutete für mich lange Zeit, nach strengen Regeln zu leben.

Meine Essgeschichte

Die ersten Jahre eines Menschenlebens sind verbunden mit viel Neugier und dem Kennenlernen von Essen jeder Art. Ich selbst erlebe das täglich bei meiner 3-jährigen Tochter. Sie ist extrem neugierig beim Essen, hat aber auch schon eine spezielle Vorliebe auf Süßes entwickelt. Es ist eine wundervolle, unbeschwerte Zeit des Essens mit wenigen Regeln – zumindest was das Berechnen der Nahrung betrifft. Täglich wird etwas Neues beim Essen entdeckt. Auch die Emotionen und das Essen haben eine ganz enge Verbindung. Manchmal mag meine Tochter neben mir beim Essen sitzen, manchmal lieber neben ihrem Papa und am liebsten natürlich im Kindergarten gemeinsam mit den Freunden essen. Und dann schmeckt natürlich auch alles viel besser.

Meine Essgeschichte in meinen ersten Lebensjahren war vergleichbar. Als bei mir dann die Diagnose Diabetes gestellt wurde, befand ich mich am Beginn der Pubertät und alles veränderte sich. Vor der Diagnose Diabetes nahm ich etliche Kilos ab. Dann startete die Diabetestherapie, und etliche Kilos gingen wieder herauf. Als ich aus der Klinik mit meiner neuen Diabeteseinstellung wieder nach Hause kam, vermied ich das Essen.

Denn nun konnte ich ja mithilfe des Insulins mein Essen selbständig steuern. Solche Erfahrungen machen viele junge Menschen. Und ich rutschte ganz schnell in eine Magersucht. Meine Mutter war damals voll berufstätig und ich behandelte damals meinen Diabetes und das Essen weitestgehend allein. Ich erinnere mich noch sehr gut an diese Zeit. Es gab bei mir damals nur noch Karotten zu essen und Cola light zu trinken. Der Blutzucker war immer perfekt und die Kilos purzelten.

Auch die Hypoglykämien nahmen zu

Aber leider nahmen auch die schweren Hypoglykämien zu. Ich wurde damals auch wegen des Diabetes vom Sportunterricht befreit und meine Mutter nahm mich zusätzlich wegen des Diabetes aus meinem geliebten Schwimmkurs heraus. In dieser Zeit stand sehr oft der Krankenwagen vor unserer Haustür. Zusammen mit dem Rückzug von meinen Freunden und zusätzlichem Abiturstress wandelte sich mein Essverhalten einige Jahre später. Ich begann wieder zu essen. Leider viel zu viel. Das tat leider auch meinem Selbstbewusstsein weniger gut.

Seit dieser Zeit habe ich viele Methoden ausprobiert, um mit meinem Diabetes und dem Essen wieder besser in Einklang zu kommen. Immer war ich auf der Suche nach dieser Balance zwischen Essen und dem Diabetes. Extrem wichtig waren und sind immer wieder die sozialen Netzwerke und der Austausch mit anderen Diabetikern.

Jeder isst auf seine eigene Art

Seit der Geburt meiner Tochter haben sich die Wogen bezüglich des Essens geglättet. Natürlich bedeutet es, immer noch täglich aufmerksam mit dem Essen zu sein. Ich bin mittlerweile zur Überzeugung gelangt, dass jeder Diabetiker wie auch jeder Nicht-Diabetiker für sich seine eigenen, individuellen Ess-Bausteine finden muss.

Die tibetische Medizin hat mir da einen sehr guten Ansatz geliefert. Sie schaut von einer anderen Sichtweise und betrachtet den Menschen ganzheitlich. Es wird nicht nur den Blutzuckerwerten oder den Insulingaben des Diabetikers Beachtung geschenkt. Sie erfasst den Menschen in seiner Ganzheit mit seinem Körper und seiner Seele. Es werden hier eben alle Lebensbereiche angeschaut. Auch jene, die nicht unbedingt mit dem Diabetes in Zusammenhang stehen.

Guter Start in den Tag ist wichtig

Mir war lange nicht bewusst, wie wichtig ein gutes Frühstück für einen erfolgreichen Tag ist. Seit einiger Zeit esse ich jetzt jeden Morgen einen warmen Getreidebrei mit Honig. Er wärmt mich von innen und gibt mir Kraft für den Rest des Tages. Getreidebrei klingt doch nach mehliger Pampe, oder nicht? Spätestens, wenn ihr es mal ausprobiert und sich bei euch auch das wohlige Gefühl vom Magen her ausbreitet, ist der weniger schmackhafte Nachklang von dem Wort vergessen. Zum Frühstück genossen, ist so ein Brei lang sättigend und versorgt mit Energie und einer Extra-Portion Ballast- sowie Nährstoffen. Und auch mein Blutzucker reagiert auf diesen Brei sichtlich positiv. Ich habe weniger Blutzuckerschwankungen, die mir sonst immer am Morgen zu schaffen machten.

Getreidebrei zum Frühstück für 1 Person:

  • je nach Hunger 4 bis 6 gehäufte EL Vollkornflocken (bei Haferflocken am besten Feinblatt) oder mit der Getreidemühle frisch geschrotetes Getreide nach Wahl – Dinkel, Kamut, Gerste, Hirse oder Hafer
  • die dreifache Menge Wasser (alternativ Mandel-, Reis- oder Hafermilch). Das sind ungefähr 200 bis 300 ml oder auch mehr, je nachdem, wie dick man den Brei haben möchte und welches Getreide man verwendet.
  • etwas klein geschnittenes Obst wie Apfel, Banane oder Mandarine
  • ich gebe bei mir immer noch etwas Chiasamen oder Leinsamen dazu
  • zum Süßen gibt es immer einen Teelöffel Honig

Lasst es euch nun schmecken und berichtet mir über eure Gedanken zum Thema Essen und Diabetes.


Welche Erfahrungen Janne mit Diabetes und Magersucht gemacht hat, seht ihr hier.

Und wer mag, findet hier noch ein paar Ideen fürs Frühstück:

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