Diabetesforschung am Höhlenfisch

2 Minuten

© Wikimedia | H. Zell | CC BY-SA 3.0 (weitere Angaben: siehe Textende)
Diabetesforschung am Höhlenfisch

Insulinresistenz ist eine Vorstufe von Typ-2-Diabetes und entwickelt sich aufgrund eines dauerhaften Überangebots an Nahrung. Sie führt langfristig zu erhöhten Blutzuckerspiegeln und zieht beim Menschen viele Folgeerkrankungen nach sich. Nicht so beim Höhlensalmler der Art Astyanax mexicanus. Der Süßwasserfisch nutzt die Insulinresistenz offenbar, um mit einem extrem reduzierten Nahrungsangebot auszukommen. Aufgrund seines außergewöhnlichen Zuckerstoffwechsels könnte der Höhlenbewohner Karriere machen als Modellorganismus für die Diabetesforschung.

Bewegungsmangel, Übergewicht und zu viel Zucker in der Nahrung können langfristig dazu führen, dass die Körperzellen ihre Empfindlichkeit gegenüber dem Hormon Insulin verlieren. Zucker kann dann nicht mehr in ausreichender Menge in Muskel-, Leber- und Fettzellen eingeschleust und dort verbrannt werden. Ein Metabolisches Syndrom entwickelt sich, die erhöhte Zuckerkonzentration im Blut beeinträchtigt viele Organsysteme.

Mit der Zeit kommt es zu Schäden an kleinen und größeren Blutgefäßen und Nervenzellen, mit möglichen Auswirkungen auf Herzkreislaufsystem, Nieren, Nerven, das Sehvermögen und andere Körperfunktionen.

Erhöhter Blutzucker? Kein Problem für den Höhlenfisch

Ein US-amerikanisches Wissenschaftlerteam berichtet im Fachmagazin „Nature“ von einer außergewöhnlichen Regulation des Zuckerstoffwechsels bei einem Süßwasserfisch. Dieser lebt in Höhlen und muss mit einem sehr unregelmäßigen und die meiste Zeit des Jahres extrem niedrigen Nahrungsangebot auskommen.

Im Laufe der Evolution haben die Höhlenbewohner darauf reagiert: Eine sehr hohe Insulinresistenz und ein dadurch dauerhaft hoher Blutzuckerspiegel scheint sie zu befähigen, lange Zeit von den eigenen Reserven zu leben. Zuckerbedingte Folgeschäden an den Organsystemen sind bei diesen Fischen nicht zu beobachten.

Ein neues Modell im Dienste der Diabetesforschung

Im Gegensatz zu verwandten Fischarten, die an nährstoffreicheren Gewässeroberflächen leben, zeigen die höhlenbewohnenden Fische eine genetische Veränderung des Insulinrezeptors. Diese führt dazu, dass weniger Zucker in die Körperzellen eingeschleust werden kann. Die Mechanismen, die die Fische vor den dauerhaft erhöhten Zuckerspiegeln im Blut schützt, sind noch nicht im Detail bekannt.

Eine vergleichbare Gen-Veränderung des Insulinrezeptors kann auch beim Menschen auftreten und führt dort zu einer schweren Form der Insulinresistenz. Der Höhlensalmler könnte aufgrund seines außergewöhnlichen Zuckerstoffwechsels zu einem interessanten Modellorganismus für die Diabetesforschung werden, so die Autoren. Die Forschung am Fisch könne auf lange Sicht Erkenntnisse darüber liefern, wie Folgeerkrankungen von Typ-2-Diabetes vermieden werden könnten.


Quelle: Diabetesinformationsdienst München

Bild von H. Zell/Wikimedia Commons. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Ähnliche Beiträge

Lea Raak im Interview: Durch Community zurück ins Leben

Lea Raak lebt seit dem Jahr 2011 mit einem Typ-1-Diabetes. Viele Fragen taten sich nach der Diagnose auf – und eine gewisse Verzweiflung. Die Community hat ihr zurück ins Leben geholfen: „Ich tue mein Bestes und alles andere kommt, wie es kommt.“

11 Minuten

#dedoc° voices meet DDG: die Patienten-Perspektive beim Diabetes Kongress

Im zweiten Teil der Berichte der #dedoc° voices vom diesjährigen Diabetes Kongress kommen weitere Menschen mit Diabetes zu Wort, die im Mai die Fachtagung in Berlin besucht haben, um ihre Perspektive einzubringen.

9 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert