Die beiden großen Ds: Wenn Diabetes deprimiert

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Die beiden großen Ds: Wenn Diabetes deprimiert

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Es fällt manchmal schwer, sich jeden Tag ausreichend um seine Erkrankung zu kümmern. Für den Durchschnitts-Diabetiker mit Typ-1-Diabetes bedeutet „sich kümmern“ nämlich, mehrfach pro Tag zu messen und zu spritzen. Denn der Diabetes ist ein ständiger Begleiter. 24 Stunden am Tag. 7 Tage die Woche. 52 Wochen im Jahr. Das sind 8760 Stunden. Oder 525600 Minuten. Oder 31536000 Sekunden. Multipliziert mit den Jahren bis zum Tod.

Und eigentlich ist es nicht drin, sich mal ein paar Tage eine Auszeit zu gönnen, eine Art Urlaub vom Diabetes. Nicht groß ans Messen und Spritzen zu denken. Einfach mal zu essen, ohne sich groß Gedanken darum zu machen, wie viele Kohlenhydrate dies oder das hat. Das kann wirklich hart sein.

Und sagen wir es doch einfach, wie es ist: Diese Aussicht auf das Leben ist beschissen. Und dass das einen runterziehen kann, ist hoffentlich (!) auch für Nicht-Diabetiker verständlich.

Wobei „runterziehen“ noch sehr vorsichtig ausgedrückt ist. Es kann deprimieren. Sogar ziemlich schwer.

Reden kann helfen

Mir hilft es sehr, über meine Probleme zu sprechen. Egal mit wem. Neben Familie und Freunden sind auch andere Diabetiker oft sehr gute Ansprechpartner, weil sie mich verstehen. Denn selbst nahestehende Personen können einfach nicht fühlen, was es heißt, mit Diabetes zu leben.

Auf Facebook gibt es einige Diabetiker-Gruppen, in vielen davon bin ich Mitglied. Um immer informiert zu bleiben, was das Thema Diabetes angeht, tausche ich mich regelmäßig mit anderen „Betroffenen“ darüber aus. Das zeigt mir auch, dass nicht nur ich manchmal mit meinem Diabetes hadere. In vielen Regionen gibt es übrigens auch Stammtische für Diabetiker, in denen man sich alle paar Wochen trifft und redet.

Sogar für Angehörige gibt es inzwischen eine Facebook-Gruppe. Sie heißt „Diabetes Typ F“. Das „F“ steht für Freunde und Familie.

Gründerin Manuela – die ebenfalls für die Blood Sugar Lounge schreibt – wollte mehr Austausch mit anderen Angehörigen: „In den letzten zwei Jahren habe ich sehr viele Menschen mit Typ-1-Diabetes kennengelernt, jedoch kaum deren Angehörige. Das möchte ich hiermit gerne ändern. Nicht jeder kann und will sich mit seinem erkrankten Partner über die Sorgen und Nöte unterhalten, die der Diabetes so mitbringt. An dieser Stelle soll diese Gruppe ansetzen.“

Hilfe suchen ist wichtig

Die genauen Zusammenhänge zwischen Diabetes und Depressionen sind zwar noch nicht genau geklärt, aber Studien haben bereits ergeben, dass Diabetiker im Durchschnitt doppelt so häufig an Depressionen erkranken wie Nicht-Diabetiker. Die beiden großen Ds hängen also enger zusammen, als viele denken. Manchmal wissen das selbst die betroffenen Diabetiker nicht.

Typische Anzeichen für Depressionen sind unter anderem tiefe Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Antriebs- und Teilnahmslosigkeit, verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit, mangelndes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Schlafstörungen, Ängste sowie Mut- und Hoffnungslosigkeit. Wenn diese Gefühle über einen längeren Zeitraum anhalten, sollte eine ärztliche Meinung eingeholt werden.

Und für alle, die sich gerade angesprochen fühlen sollten: Sich selbst einzugestehen, dass man Hilfe braucht, ist nichts, wofür man sich schämen muss. Denn Probleme zu verschweigen, ändert nichts.

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