Bei so manchem Blick in Speisekammer und Kühlschrank herrscht das blanke Chaos. Tüten und Packungen lungern vor sich hin, bis Motten und Schimmel ihr Unwesen treiben. Wer jetzt denkt “igitt”, sollte unbedingt weiterlesen.
Lebensmittel für 330 Euro landen jährlich im Müll
Die reinste Verschwendung: Jeder Deutsche wirft im Schnitt jährlich Lebensmittel im Wert von rund 330 Euro weg. Nicht nur, weil beim Kauf die Augen größer als der Magen waren: Auch mangelnde oder fehlende Vorratshaltung ist Ursache des Übels. Denn viele Menschen greifen bei Angeboten gleich doppelt zu. Beim Blick in den heimischen Kühlschrank oder ins Vorratsregal zeigt sich dann, dass noch zwei Pakete Grieß und Butter auf ihren Einsatz warten.
Mehlmotten? Alles weg!
Ganz zu schweigen von den Tierchen, die da aus der Mehltüte fliegen: Mehlmotten heißen sie und sind eine wahre Plage. Wer damit Bekanntschaft schließt, kann seinen gesamten Trockenvorrat erneuern, denn die winzigen Tierchen kriechen überall hinein. Ganz gleich, ob Weißmehl, Haferflocken oder Müsli, sie machen vor nichts halt.
Wichtig: Bevor neue Nährmittel an Ort und Stelle kommen, Regale mit Essigwasser gründlich auswischen. Wer Mehl und Co in Plastikgefäßen oder Gläsern aufbewahrt, sollte diese heiß in Spülmittellauge auswaschen.
Damit es nicht zur erneuten Mottenfamilienbildung kommt, leistet eine Pheromonfalle gute Dienste. Sie ist in Drogeriemärkten und in der Haushaltsabteilung des Supermarktes zu haben.
Ein- bis zweimal im Jahr: großes Reinemachen!
Werfen Sie auch einen Blick auf Konserven. Mit aufgewölbtem Deckel sollten sie in den Müll. Gleiches gilt für Gläser, wenn der Inhalt sehr trüb aussieht. Über großes Reinemachen ein- bis zweimal im Jahr freut sich jede Vorratskammer, auch wenn sie noch so klein und gut in Schuss ist. Dazu etwas Spülmittel ins warme Wasser geben, alles gründlich auswischen und gut trocknen lassen. Eben blitzeblank im Vorratsschrank. Damit keine Tierzucht in den Vorrat kommt, hilft es, mit etwas Köpfchen zu planen.
Ein bisschen Platz muss sein, dann kommt das Vorratsglück von ganz allein! Stellen Sie neu gekaufte Trockenprodukte im Schrank immer nach hinten und angebrochene nach vorne. Sicher ist es manchmal lästig, nach dem Einkaufen Tüten umzufüllen, doch letztlich spart es Zeit und auch Geld. Außerdem spart man Platz und gewinnt an Übersicht in Kühlschrank und Co. Und Sonderangebote können dann effektiv genutzt werden, wenn Nachschub wirklich sinnvoll ist. Dann erfüllt auch die plakative Werbeaussage ihren Sinn.
Was in keinem Haushalt fehlen darf
Die Speisekammer muss nicht mit Vorräten überquellen. Bereits mit wenigen Lebensmitteln lassen sich leckere Gerichte zaubern, gerade wenn unerwartet Besuch vor der Tür steht. Köstliche Anregungen finden Sie dazu im Rezeptteil. In den Vorratsschrank gehören deshalb ein Paket Nudeln (Spaghetti) und Reis. Ein paar Sorten Gemüse wie Dosentomaten, Pilze, Sauerkraut, Rotkohl, Erbsen und Ratatouille bieten einen guten Standard.
Universelle Helfer aus der Vorratskammer
Dann ein paar Dosen Thunfisch im eigenen Saft sowie ein bis zwei Liter fettarme Milch oder Kokosmilch. An Gewürzen sind sinnvoll Tomatenmark, flüssiger Süßstoff, Pfeffer, Salz, Paprikapulver, gekörnte Gemüsebrühe, Essig und Oliven- und Rapsöl. Kartoffeln und ein Netz Zwiebeln bleiben in kühlen, dunklen Räumen längere Zeit frisch. Mit Brot, in Scheiben geschnitten und eingefroren, lässt sich gut bevorraten. Auch aus einem Paket Eier, das seinen Platz im Kühlschrank haben sollte, lässt sich schnell etwas zaubern.
Ideale Vorratshaltung in Gefriertruhe oder Tiefkühlfach
Wenn Sie eine Gefriertruhe oder ein Tiefkühlfach besitzen, können Sie sich zum Beispiel mit Geflügelfleisch und Gemüsebeuteln perfekt bevorraten. Geben Sie hier Gemüse ohne Zusätzen den Vorrang, denn es ist fettfrei und kalorienarm. Im Vergleich sind gewürzten Mischungen häufig Sahne, Butter und andere Fette zugesetzt. Sie schlagen in puncto Kalorien ordentlich zu Buche, obwohl ja nur Gemüse gegessen wurde.
Und wenn Sie mal die doppelte Menge von etwas gekocht haben, wandert dies gut verpackt in den frostigen Vorrat. Damit sich kein unnötiger Gefrierbrand an Hähnchen und Co bildet, sollten Lebensmittel aus dem Frost binnen 3 bis 6 Monaten aufgebraucht werden. Frostfeste Plastikbehälter lassen sich prima mit Speisen und Fleisch oder Fisch füllen. Füllen Sie Brot oder Brötchen in Plastiktüten und verschließen Sie sie fest. Wandert das Backgut in der Papiertüte vom Bäcker in die Truhe, wird es trocken und schmeckt nicht mehr. Und dann passiert es wieder: Lebensmittel wandern in den Müll.
So machen Sie’s richtig
Konserven und Trockenlebensmittel wie Nudeln oder Reis sind pflegeleicht in der Bevorratung. Sie fühlen sich in kühlen, trockenen Schränken oder Räumen wohl. Achten Sie beim Kauf darauf, dass die Verpackungen unbeschädigt sind.
Ein besonders prüfender Blick lohnt sich bei Pappschachteln, in denen sämtliche Sorten Reis, Stärke, Kakao und Grieß angeboten werden. Sobald eine kleine Beschädigung oder Öffnung mit bloßem Auge zu erkennen ist, lassen Sie die Packung lieber im Geschäft. Zu groß ist die Gefahr, dass sich Mehlmotten eingenistet haben. Fleisch sollte sofort nach dem Kauf in den Kühlschrank oder gut verpackt in die Gefriertruhe.
Obst und Gemüse getrennt
Frisches Obst fühlt sich besonders wohl, wenn es bei Zimmertemperatur zu Hause sein darf. Am besten bewahren Sie es immer getrennt vom Gemüse auf. Denn viele Obstarten sondern das Reifegas Ethylen ab – mit der Folge, dass unmittelbare Nachbarn schneller reifen. Äpfel können wunderbar mehrere Wochen an einem dunklen, kühlen und trockenen Ort (Keller) lagern; das gilt auch für Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Karotten, Kohl, Sellerie sowie Kürbis. Füllen Sie in eine Holzkiste etwas Sand und betten Sie das Gemüse darauf. So bleibt es lange frisch.
Tomaten und Auberginen gehören nicht in den Kühlschrank, Bananen auch nicht, ebenso Avocados, Kiwis, Pflaumen und Papaya. Blattsalate und Kräuter halten sich ein paar Tage im Gemüsefach. Sie mögen es, in ein feuchtes Geschirrtuch gewickelt zu werden. Blumenkohl, Broccoli und Chinakohl bleiben im Kühlschrank ein paar Tage frisch.
Kühlschrank-Hackordnung
Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Wurst und Tiefkühlprodukte direkt nach dem Einkauf in Kühltaschen legen und zu Hause sofort umpacken. Fisch immer getrennt von Milch und Milchprodukten, Eiern und Käse lagern. So verhindern Sie, dass Joghurt auf einmal nach Lachs und Eier nach Forelle schmecken.
Grundsätzlich gilt, leicht Verderbliches wie Fisch, Fleisch und Wurst möglichst kalt im unteren Bereich aufzubewahren. Milchprodukte fühlen sich im mittleren Fach wohl. An die Spitze gehören Käse, Geräuchertes und fertige Speisen. Eier und Butter passen neben Getränken prima in die Ablagefächer der Tür. Je sauberer es im Kühlschrank zugeht, desto länger bleibt alles hygienisch frisch. Deshalb Wurst und Käse nach Anbruch immer gut verschließen, ebenso Milchprodukte. Den Kühlschrank regelmäßig aufräumen und einmal pro Monat mit warmer Spülmittellauge auswischen.
Wie lange hält was?
Fleisch, Fisch und Geflügel sollten immer im zeitlichen Rahmen des Verbrauchsdatums gegessen werden. Wird das Fleisch eingefroren, kann sich seine Haltbarkeit im Schnitt um drei Monate verlängern. Gleiches gilt für fertig zubereitete Fleischgerichte. Im Kühlschrank diese am besten auf der unteren Ebene lagern, hier ist es am kühlsten. Auch der Transport mittels Kühltasche vom Geschäft nach Hause hilft dabei, dass Schnitzel und Co länger frisch bleiben – besonders wichtig in den warmen Monaten.
Bei Obst und Gemüse lohnt der Blick auf die Verpackung von allen Seiten, besonders am Boden. Denn matschige Tomaten, Beeren oder Pilze liegen meist schon am Boden und schimmeln munter vor sich hin. Zu Hause am besten direkt in fest verschließbare Plastikbehälter umfüllen und im Gemüsefach lagern. So können Grünzeug und Co länger knackfrisch, ansehnlich und genießbar bleiben. Für Aufschnitt lohnt das Umfüllen in Dosen ebenfalls.
Selbstklebende Verschlüsse bieten nur begrenzten Schutz
Auch wenn viele Packungen heute einen selbstklebenden Verschluss haben: Wurst läuft trotzdem Gefahr, in der Ursprungspackung schneller zu verderben. Käse und Co werden schneller trocken und verlieren an gutem Geschmack. Eier sind ab Legedatum einen Monat haltbar. Danach heißt es auch für sie: Ab in den Müll, denn hier lauert Salmonellengefahr. Generell ist kühles Lagern immer förderlicher, da es das Keimwachstum aufhält.
Pflanzenöle sollten in dunklen Flaschen wohnen oder zu Hause in solche umgefüllt werden. Das schützt vorm Ranzigwerden. Wer zu viel eingekauft hat oder bei Sonderangeboten kräftig zuschlägt, friert am besten ein. Das verzögert das Verderben, ist aber auch keine uneingeschränkte Frischegarantie. Binnen ein bis sechs Monaten (Fleisch und Fisch kürzer, Brot und Gemüse länger) heißt es auch hier: auftauen und aufessen.
Unbegrenzt haltbare Produkte
Süßstoff, Salz und viele Gewürze sind fast unbegrenzt haltbar. Selbst Mehl, Reis und Nudeln bleiben weit über das Mindesthaltbarkeitsdatum frisch, Ausnahme: Vollkornvarianten. Hier nisten sich gern und schneller ungefährliche, aber unappetitliche Motten ein. Wer also Verbrauchsdatum und Hygieneregeln beachtet, kann Lebensmittel auch jenseits ihrer Mindesthaltbarkeit ohne gesundheitliche Bedenken verzehren.
von Kirsten Metternich
Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2012; 61 (2) Seite 66-69