Führerschein: Diabetes angeben – ja oder nein?

2 Minuten

© Alexander Raths - Fotolia.com
Führerschein: Diabetes angeben – ja oder nein?

Sie haben rechtliche oder soziale Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Unser Rechts-Experte Oliver Ebert gibt Ihnen in der Rubrik Nachgefragt Antwort.

Immer wieder einmal stellt sich uns die Frage: Müssen wir bzw. unser Sohn Stephan den Diabetes angeben? Stephan ist jetzt 17 Jahre alt und will bald den Führerschein machen – was soll er eintragen, wenn im Führerscheinantrag nach dem Diabetes gefragt wird?

Bruno W.

Die Antwort von Oliver Ebert

Oliver Ebert: Den Diabetes muss Ihr Sohn nicht unaufgefordert angeben. Wenn im Führerscheinantrag jedoch danach gefragt wird (und die Beantwortung nicht ausdrücklich als freiwillig angegeben ist), sollte er wahrheitsgemäße Angaben machen. In diesem Fall kann es helfen, der Führerscheinbehörde schnellstmöglich ein ausführliches Attest des Diabetologen vorzulegen. Wenn dieser die Fahreignung bescheinigt und bestätigt, dass keine schweren Unterzuckerungen auftraten, bestehen gute Chancen, dass die Behörde keine weiteren Fragen stellt.

Es kann aber auch passieren, dass die Behörde anordnet, dass ein verkehrsmedizinisches Gutachten beigebracht werden muss – und dagegen kann man juristisch leider nichts ausrichten. Einer solchen Anordnung der Behörde sollte Ihr Sohn unbedingt Folge leisten und das angeforderte Gutachten beibringen. Geschieht dies nicht, wird die Behörde davon ausgehen, dass keine Kraftfahreignung besteht und die Erteilung der Fahrerlaubnis verweigern.

Ich empfehle, dass Ihr Sohn in diesem Fall unbedingt einen auf Diabetes spezialisierten Verkehrsmediziner mit dem Gutachten beauftragt. Möglicherweise kann der behandelnde Arzt einen entsprechend qualifizierten Arzt in der Nähe benennen; eine Arztsuche gibt es unter deutsche-diabetes-gesellschaft.de.

Sicherheit durch neue Leitlinie

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft hat kürzlich eine neue Leitlinie Diabetes und Straßenverkehr vorgestellt. Als einer der Koordinatoren und Autoren freue ich mich, dass die neue Leitlinie auch in Bezug auf Ihre Frage zusätzliche Rechtssicherheit bietet, nämlich durch einen erstmals verlässlichen Beurteilungs- und Bewertungsmaßstab, anhand dessen die fachliche Richtigkeit und sorgfaltsgemäße Erstellung eines Fahreignungsgutachtens befriedigend überprüft werden kann.

Denn immer wieder ist zu beobachten, dass verkehrsmedizinische Gutachten nicht mit der gebotenen Sorgfalt bzw. nicht unter Berücksichtigung der Vorgaben erstellt werden und Patienten die Fahrerlaubnis verlieren.

Bislang konnte man dagegen meist wenig ausrichten, selbst ein positives Gutachten eines anderen Arztes konnte nicht immer weiterhelfen. Nun ist es deutlich einfacher, gegen ein fehlerhaftes Gutachten vorzugehen bzw. einen deswegen drohenden Verlust der Fahrerlaubnis abzuwenden. Denn wenn ein Gutachten von den Vorgaben der Leitlinie abweicht und es dafür keine wirklich gute Begründung gibt, ist es fehlerhaft.

Rechtsfragen einsenden
Haben Sie Fragen zum Bereich „Diabetes und Recht“, zu Pumpe, CGM, Schwerbehinderung etc.? Dann schreiben Sie unserem Rechtsexperten Oliver Ebert – über seine Internetseite diabetes-und-recht.de oder per Mail. Sie können sich auch an DEJ-Redakteurin Nicole Finkenauer wenden. Sie leitet Ihr Anliegen umgehend weiter.

von Oliver Ebert
REK Rechtsanwälte Stuttgart/Balingen

E-Mail: Sekretariat@rek.de
,
Internet: www.diabetes-und-recht.de

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2018; 10 (4) Seite 23

Ähnliche Beiträge

Lea Raak im Interview: Durch Community zurück ins Leben

Lea Raak lebt seit dem Jahr 2011 mit einem Typ-1-Diabetes. Viele Fragen taten sich nach der Diagnose auf – und eine gewisse Verzweiflung. Die Community hat ihr zurück ins Leben geholfen: „Ich tue mein Bestes und alles andere kommt, wie es kommt.“

11 Minuten

#dedoc° voices meet DDG: die Patienten-Perspektive beim Diabetes Kongress

Im zweiten Teil der Berichte der #dedoc° voices vom diesjährigen Diabetes Kongress kommen weitere Menschen mit Diabetes zu Wort, die im Mai die Fachtagung in Berlin besucht haben, um ihre Perspektive einzubringen.

9 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert