Gesunde Ernährung: „von der Kita an …“

2 Minuten

© yanadjan - AdobeStock
Gesunde Ernährung: „von der Kita an …“

„Das Thema ausgewogene Ernährung ist komplex. Wer einfach eine Steuererhöhung fordert, macht es sich zu leicht und verkennt, dass Fehl- und Überernährung vielfältige Gründe haben“, sagte Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) im Juni gegenüber dem Diabetes-Journal. Warum Zuckerreduktion und Co. zum Zankapfel wurden und was ernährungspolitisch geplant ist.

Der Dauerstreit um gesunde Ernährung vor allem von Kindern ist im Mai wieder hochgekocht – mit der Veröffentlichung des Ernährungsberichts 2021, der auch der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) sauer aufstieß. In einem Kommentar äußert sich die Fachgesellschaft etwa zum Nutri-Score – der erweiterten Nährwertkennzeichnung, die seit November 2020 in Deutschland offiziell auf Lebensmittelprodukten zu lesen ist.

Zwar sei die Nährwertampel von den Verbraucher:innen gut angenommen worden, dies „aber auch schon der einzig nennenswerte Erfolg“, den Bundesministerin Julia Klöckner vermelden könne, kritisiert die DDG. Nach wie vor sei der Nutri-Score nicht verpflichtend, zudem enthielten Fertigprodukte noch immer zu viel Zucker und Fett, so die DDG, die für verbindliche Regelungen plädiert.

DDG: Hersteller mehr in die Pflicht nehmen, ­verbindliche Standards einführen!

Deren Umsetzung könne allerdings nur gelingen, „wenn Frau Klöckner ihren Schulterschluss mit den Lebensmittel­herstellern endlich aufgibt und sie mehr in die Pflicht nimmt“, so die DDG, die gemeinsam mit der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) konkrete Forderungen an die Regierung stellt:

  • eine Steuerentlastung bei gesunden Lebensmitteln und eine Steuererhöhung für Lebensmittel mit hohem Gehalt an Zucker, Fetten und Salz,
  • ein Verbot von an Kinder gerichteter Werbung für ungesunde Lebensmittel,
  • die verbindliche Kennzeichnung aller Lebensmittel mit dem Nutri-Score sowie
  • die Einführung verbindlicher Standards für die Kita- und Schulernährung nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Bundesernährungsministerin Julia Klöckner setzt hier nach eigenen Worten „auf ein Maßnahmenpaket mit dem klaren Ziel, dauerhaft das Ernährungsverhalten in Deutschland zu verbessern“. Die politischen Rahmenbedingungen dafür – gemeint ist die Reduktions- und Innovationsstrategie der Bundesregierung – seien geschaffen worden, sagt Klöckner, etwa auch, „die Ernährungsbildung zu stärken, und zwar von der Kita an“.

Die Strategie wirke inzwischen, so die Ministerin. Viele Fertiglebensmittel seien gesünder geworden, der Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken für Kinder zum Beispiel um 35 Prozent reduziert worden. „Außerdem habe ich Zucker und andere süßende Zutaten in Babytees verboten“, erklärt sie.

Ministerin: Kinder nicht zu ungesundem Essen verleiten!

Wie sieht es dann mit dem geforderten Werbeverbot für an Kinder gerichtete Lebensmittel aus? „Es ist nicht tragbar, die Unerfahrenheit von Kindern durch manipulative Werbeaussagen auszunutzen“, so Klöckner. Den Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) habe sie daher aufgefordert, die Verhaltensregeln bei Lebensmittelwerbung, die auf Kinder abzielt, weiter strenger zu handhaben. Dem sei der ZAW auch nachgekommen: „Die Verschärfung gilt für alle Kanäle – im Fernsehen, auf Onlineplattformen oder Social Media“, betont die Ministerin. Auch wurde die Alters­grenze auf 14 Jahre heraufgesetzt.

Von den Bundesländern fordert Klöckner, die von ihrem Ministerium entwickelten Qualitätsstandards für die Verpflegung in Kita und Schule „endlich verpflichtend“ einzuführen. Den Nutri-Score bezeichnet sie als „ernährungspolitischen Meilenstein“, der auch in absehbarer Zeit verbindlich werden soll: „Mit Blick auf den europäischen Binnenmarkt ist es sinnvoll, dass wir ein europaweit einheitliches Nährwertkennzeichen bekommen“, so ihr erklärtes Ziel.


Autorin:

Angela Monecke
Redaktionsbüro Angela Monecke
Kopenhagener Str. 74, 10437 Berlin

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (7) Seite 52-53

Ähnliche Beiträge

Lea Raak im Interview: Durch Community zurück ins Leben

Lea Raak lebt seit dem Jahr 2011 mit einem Typ-1-Diabetes. Viele Fragen taten sich nach der Diagnose auf – und eine gewisse Verzweiflung. Die Community hat ihr zurück ins Leben geholfen: „Ich tue mein Bestes und alles andere kommt, wie es kommt.“

11 Minuten

#dedoc° voices meet DDG: die Patienten-Perspektive beim Diabetes Kongress

Im zweiten Teil der Berichte der #dedoc° voices vom diesjährigen Diabetes Kongress kommen weitere Menschen mit Diabetes zu Wort, die im Mai die Fachtagung in Berlin besucht haben, um ihre Perspektive einzubringen.

9 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert