Gundula Gause im Interview: Nachrichtenfrau mit Mission

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© ZDF/Carmen Sauerbrei | Woche des Sehens
Gundula Gause im Interview: Nachrichtenfrau mit Mission

Sie gibt ihre Stimme, ihr Gesicht und ihren Namen für die gute Sache: Gundula Gause unterstützt die Woche des Sehens seit 2009 als Schirmherrin. Im Interview spricht die Fernsehjournalistin über ihre Motivation für dieses Engagement, über die Kraft der Bilder, Experimente mit der Simulationsbrille und Versäumnisse bei der eigenen Augenvorsorge.

Seit 2014 vereinen der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) und die Deutsche Diabetes Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) ihre Kräfte im Bündnis Diabetes und Auge. Dabei verfolgen sie zwei Ziele: Zum einen soll Diabetespatienten die Wichtigkeit einer regelmäßigen augenärztlichen Vorsorgeuntersuchung deutlich gemacht werden, zum anderen soll die Lebenssituation von Betroffenen, bei denen ein Sehverlust eingetreten ist, verbessert werden.

DBSV und DDH-M sind gemeinsam aktiv, um Patienten, Ärzte und Diabetesberaterinnen über die Möglichkeiten einer Rehabilitation nach Sehverlust durch Diabetes aufzuklären. Zudem werden die Hersteller von Medizinprodukten für die Notwendigkeit von barrierefrei bedienbaren Blutzuckermessgeräten etc. sensibilisiert.

„Diabetes und Auge“ ist 2016 Aktionspartner der „Woche des Sehens“

Im Jahr 2016 ist das Bündnis Diabetes und Auge Aktionspartner der Woche des Sehens. Die Kampagne wird genutzt , um Menschen mit Diabetes mit Hilfe eines Faltblatts auf die Verhütung von Folgeerkrankungen des Diabetes am Auge, Therapiemöglichkeiten sowie barrierefreie Medizintechnik und Reha-Möglichkeiten aufmerksam zu machen.

Hier finden Sie das Faltblatt Diabetische Augenerkrankungen – Aktiv werden – Möglichkeiten nutzen als barrierefreies PDF-Dokument zum Download (4,7 MB).

Woche des Sehens vom 8. bis 15. Oktober
Die Aktionswoche bietet quer durch Deutschland ein vielfältiges Programm rund ums Thema „Sehen“. Die Veranstaltungen in Ihrer Nähe finden Sie im Internet unter www.woche-des-sehens.de.

Im Gespräch: Schirmherrin Gundula Gause – Nachrichtenfrau mit Mission

Sie gibt ihre Stimme, ihr Gesicht und ihren Namen für die gute Sache: Gundula Gause unterstützt die Woche des Sehens seit 2009 als Schirmherrin.

Im Interview mit dem Magazin für blinde und sehbehinderte Menschen Gegenwart spricht die Fernsehjournalistin über ihre Motivation für dieses Engagement, über die Kraft der Bilder, Experimente mit der Simulationsbrille und Versäumnisse bei der eigenen Augenvorsorge.

Gegenwart: Bevor wir zur Woche des Sehens kommen: Viele unserer Leser und Hörer kennen Ihre Stimme aus dem „heute-journal“, aber sie haben Sie noch nie gesehen. Frau Gause, wollen Sie den Versuch wagen und sich zunächst einmal selbst beschreiben?

Gundula Gause: Sehr gerne. Ich bin eine schlanke, blonde Frau, 1,76 Meter groß – also ein ziemlich langes Elend, wie manch einer sagt. Ich bin eine Frau, die in der Mitte des Lebens steht, eine berufstätige Mutter, Jahrgang 1965. Und da ich regelmäßig Sport treibe, gehöre ich wohl eher zu den sportlichen Erscheinungen.

Gegenwart: Ihr blonder Bob, also kinnlange Haare mit Pony, gilt als Ihr Markenzeichen. Ist das richtig?

Gundula Gause: Das behauptet man. Mir persönlich sind meine Haare gar nicht so wichtig. Sie sind mal länger, mal kürzer, aber tatsächlich immer relativ blond. Mit meinem Bob fühle ich mich wohl. Deswegen bleibe ich mir da gerne treu.

Gegenwart: Sie sind seit 2009 Schirmherrin der Woche des Sehens. Warum engagieren Sie sich für diese Kampagne? Was ist Ihnen am Thema „Sehen“ so wichtig?

Gundula Gause: Wie für viele Menschen ist das Sehvermögen auch für mich einer der wichtigsten Sinne. Als Fernsehfrau arbeite ich für ein optisches Medium. Wir schaffen ein Produkt, von dem wir uns wünschen, dass es viele Menschen sehen können. Wir arbeiten an der Attraktivität der Bilder, wollen ein möglichst gutes und informatives Angebot produzieren. Wenn man aufgrund von Sehproblemen nicht in der Lage ist, dieses Angebot wahrzunehmen, tut mir das sehr leid. Und wenn ich durch meinen Beitrag als Kommunikationsfrau dazu beitragen kann, dass sich mehr Menschen um die Gesundheit ihrer Augen kümmern, dann freue ich mich sehr.


»Wenn ich […] dazu beitragen kann, dass sich mehr Menschen um die Gesundheit ihrer Augen kümmern, dann freue ich mich sehr.«
Gundula Gause

Gegenwart: Welche Einblicke haben Sie in den vergangenen fünf Jahren gewonnen? Was haben Sie über gutes Sehen und Blindheit erfahren?

Gundula Gause: Ich habe gelernt, dass sich viele Augenerkrankungen vermeiden lassen, wenn man Vorbeugung betreibt, das heißt, einmal jährlich zum Augenarzt geht und die Augen checken lässt. Eine leichte Sehschwäche nimmt man im Alltag vielleicht in Kauf, aber das kann der Beginn einer schwereren Erkrankung sein, die sich vermeiden lässt, wenn man frühzeitig zum Augenarzt geht.

Gegenwart: Der Graue Star ist weltweit immer noch die häufigste Erblindungsursache. Rund 20 Millionen Menschen, vor allem in Afrika, müssen ohne Augenlicht leben, obwohl die allermeisten von ihnen mit einer wenig aufwändigen Operation geheilt werden könnten. Welche Gedanken schießen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie sich das bewusst machen?

Gundula Gause: Dass wir durch Spenden unbedingt unseren Beitrag leisten sollten, um Millionen von Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen. Als Schirmherrin des katholischen Hilfswerks „missio“ war ich mehrmals in Afrika und bin genau diesen Menschen begegnet, die mit körperlichen Gebrechen, darunter auch Erblindung, zu kämpfen haben. Wenn man diese Armut sieht und sich klar macht, dass Menschen, die nicht sehen können oder eine Sehschwäche haben, zusätzlich geschwächt sind, dann denke ich: Wir müssen alles tun, was in unserer Macht steht, um diesen Menschen zu helfen. Es gibt internationale Organisationen, die Ärzte in alle Welt schicken, die bereit sind, den Menschen ehrenamtlich oder für kleines Geld zu helfen. Das können wir in dem immer noch reichen Deutschland durch Spenden unterstützen.

Gegenwart: Auch in Deutschland sind Fälle von vermeidbarem Sehverlust oder vermeidbarer Blindheit keine Seltenheit. Deswegen setzt die Woche des Sehens auf Aufklärung und Vorsorge. Hand aufs Herz, Frau Gause: Gehen Sie regelmäßig zum Augenarzt und lassen Ihre Augen checken?

Gundula Gause: Diese Frage ist ein kleiner Stich ins Herz der Schirmherrin der Woche des Sehens. Das muss ich professioneller managen. Ich gehe tatsächlich nur dann zum Augenarzt, wenn ich ein Problem habe. Ein kleines Bekenntnis: Ich müsste wirklich öfter und regelmäßig zur Vorsorge gehen. Das nehme ich mir wieder neu vor.


»Ein kleines Bekenntnis: Ich müsste wirklich öfter und regelmäßig zur Vorsorge gehen. Das nehme ich mir wieder neu vor.«
Gundula Gause

Gegenwart: Ein Anliegen der Selbsthilfe ist es, Berührungsängste abzubauen und zu zeigen, dass auch ein Leben mit Blindheit oder Sehbehinderung möglich und vor allem lebenswert ist. Wie hat sich Ihre Einstellung gegenüber blinden und sehbehinderten Menschen durch Ihr Engagement für die Woche des Sehens verändert?

Gundula Gause: Mein Engagement führt natürlich zu einer höheren Sensibilität gegenüber Menschen mit Sehbehinderung. Da man sich mit dem Thema befasst hat, weiß man, welche Probleme die Betroffenen haben, wie sehr sie etwa der Orientierung bedürfen. Den Lebensgefährten meiner Mutter, der ebenfalls betroffen ist, begleite ich intensiver. Ich bringe ihn zum Augenarzt, hole ihn ab und versuche, ihn zu beraten und zu unterstützen.

Gegenwart: Haben Sie sich schon einmal einem Selbsttest unterzogen und ausprobiert, wie es ist, ohne Augenlicht zurechtzukommen?

Gundula Gause: Ja, ich habe einen Hörfilm erlebt und war absolut beeindruckt. Auch für mich als Sehende war es wunderbar, den Film als Hörfilm zu verfolgen. Man bekommt eigentlich einen Roman vorgelesen und so entstehen Bilder im Kopf. Das ermöglicht betroffenen Menschen ein ganz neues Erleben und erhöht ihre Lebensqualität. Ich hatte auch schon eine Simulationsbrille auf der Nase und war doch erschüttert, wie stark die Beeinträchtigung ist. Man hat große Probleme, sich zu orientieren. Ja, solche Experimente erhöhen die Sensibilität.


» Ich hatte auch schon eine Simulationsbrille auf der Nase und war doch erschüttert, wie stark die Beeinträchtigung ist.«
Gundula Gause

Gegenwart: Zum Abschluss noch einmal zurück zu Ihrem Job als Nachrichtenfrau: Was würde es Ihnen bedeuten, wenn Sie im „heute-journal“ die folgende Nachricht bringen dürften: Die weltweite Kampagne „Vision 2020“ hat ihr Ziel erreicht. Unter der Federführung der Weltgesundheitsorganisation ist es gelungen, rund um den Globus vermeidbare Blindheit zu überwinden.

Gundula Gause: Das wäre natürlich eine der guten Meldungen, die wir Nachrichtenleute uns immer wünschen. Ja, das wäre großartig! Lassen Sie uns weiter gemeinsam daran arbeiten, dass dieses Ziel erreicht wird.


das Interview führte Irene Klein
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV),
Redaktion „Gegenwart

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