Gut informiert mit DIAschulisch

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© Diabetiker BAden-Württemberg
Gut informiert mit DIAschulisch

Immer wieder wandten sich Eltern von Kindern mit Diabetes an Reiner Hub, den Sozialreferenten des DBW ­Diabetiker Baden-­Württemberg, weil es in Kindergarten oder Schule Probleme gab. Aus diesen Anfragen entstanden ist das Projekt „DIAschulisch“, durch das Erzieher:innen und Lehrer:innen im Umgang mit dem Diabetes eines betroffenen Kindes geschult werden. Reiner Hub erzählt im Interview mehr darüber.

Im Interview:


Reiner Hub ist der Leiter des Projekts DIAschulisch und Sozialreferent bei DBW Diabetiker Baden-Württemberg.

Diabetes-Journal (DJ): Herr Hub, seit wann gibt es DIAschulisch und wie kam es dazu, dass der Verband „DBW Diabetiker Baden-Württemberg“ das Projekt gestartet hat?
Reiner Hub:
Auf meinen Vorschlag hin haben wir DIAschulisch im Lauf des Jahres 2016 entwickelt und getestet. Nachdem die Finanzierung für die ersten Jahre im Rahmen einer umfangreichen Projektförderung durch die IKK classic gesichert war, konnten wir dann im Frühjahr 2017 durchstarten.

Im Vorfeld hatten sich immer wieder besorgte Eltern an mich gewandt, weil sie mit ihren Bitten um Unterstützung für ihr an Diabetes erkranktes Kind in Kindergarten oder Schule auf Unverständnis, teils sogar auf Ablehnung, gestoßen sind. Bei unserem Vorstand bin ich dann mit meinem Vorschlag, ein eigenes Schulungsprogramm zu entwickeln, auf offene Ohren gestoßen.

DJ: Wo finden die Schulungen für Erziehungs- und Lehrkräfte statt?
Hub:
Die Schulungen finden grundsätzlich vor Ort statt, also in den Räumen der Kita oder der Schule. Das ist zwar gegenüber ähnlichen Projekten anderer Anbieter ein erheblich höherer Aufwand, bringt aber auch viele Vorteile: Anders als bei Fortbildungen an einem zentralen Ort spricht man nicht nur Einzelpersonen, sogenannte Multiplikatoren, an, sondern es können alle Erziehungs- bzw. Lehrkräfte anwesend sein. Jeder Teilnehmer kann seine Fragen loswerden und erhält eine individuelle Antwort. Und: Die Schulung ist genau an den Belangen des betroffenen Kindes orientiert.

Einzig während der aktuellen Pandemie mussten wir auf online durchgeführte Schulungen ausweichen. Seit Juli 2021 werden aber wieder Vor-Ort-Schulungen nachgefragt und auch durchgeführt.

DJ: Wie viele Seminare finden im Jahr etwa statt? Und wie viele Erzieher:innen und Lehrer:innen wurden bis jetzt etwa geschult?
Hub:
In den Jahren vor der Pandemie hatten wir 60 bis 80 Schulungen pro Jahr mit durchschnittlich mehr als zehn Teilnehmern. Seit Beginn der Pandemie hat die Nachfrage erheblich nachgelassen. Mit Beginn des Schul- und Kindergartenjahrs 2021/22 erkennen wir aber wieder eine steigende Nachfrage.

DJ: Was sind die Inhalte der Schulung für Erzieher:innen und Lehrer:innen? Wie lange dauert die Schulung?
Hub:
Eine Schulung dauert etwa 2½ Stunden, in Schulen eher 3 Stunden, da hier auch über schulrechtliche Inhalte gesprochen wird. Die Inhalte umfassen zunächst einen groben Überblick über die Diabetesformen und die Behandlung, mit Schwerpunkt natürlich auf dem Typ-1-Diabetes. Weiter geht es um die Notfallsituationen ­Unter- bzw. Überzuckerung und um Hinweise zur Therapie­anpassung bei Bewegung und Sport.

Schulung der Erzieherinnen im bilingualen Kindergarten „Le petit prince“ 2017 in Baden-Baden. Für den DBW mit dabei: Elke Brückel (ganz links).

Großen Wert legen wir auch auf das Thema Haftung. Denn vielfach ist unbekannt, dass Erziehungs- und Lehrkräfte keinen Regress fürchten müssen, wenn sie im Auftrag der Eltern aktiv werden und es dabei versehentlich zu Komplikationen kommt. In Schulen gehen wir auch intensiv auf die Inhalte der Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums Baden-Württemberg zur Medikamentengabe in Schulen ein, die sehr klare Aussagen zu Möglichkeiten der Unterstützung eines Diabeteskinds durch Lehrkräfte macht. Und natürlich gehen wir auf häufig auftretende besondere Situationen wie Wandertage, Ausflüge usw. ein.

DJ: Wer leitet die Schulungen bzw. vermittelt das Wissen?
Hub:
Wir haben im Augenblick etwa 30 Fortbildungskräfte – überwiegend Kinderdiabetesberaterinnen, aber auch Eltern eines Diabeteskinds oder selbst an Diabetes erkrankte Lehrer:innen –, die in unserem Auftrag die Schulungen abhalten. Alle wurden in einem eintägigen Seminar von mir mit den schul-und haftungsrechtlichen Inhalten, die wir neben dem Grundwissen zu Diabetes vermitteln wollen, vertraut gemacht.

Unterstützt werden sie von den Eltern des betroffenen Kindes. Dieser Aspekt ist uns besonders wichtig, da nur die Eltern ausführlich den Unterstützungsbedarf ihres Kindes und die Besonderheiten seiner Behandlung erläutern können. Außerdem fördern wir damit den ständigen Austausch zwischen Eltern und Kindergarten- bzw. Schulpersonal, der für die Entwicklung des Kindes immens wichtig ist. Genau dieser Aspekt wird auch im Feedback, das wir von den Einrichtungen erhalten, immer wieder gelobt.

Eine Diabetesschulung anmelden – so geht es


Wer eine Diabetesschulung anmelden oder sich über DIAschulisch, das nur in Baden-Württemberg angeboten wird, weiter informieren möchte, findet alle nötigen Informationen zu den DiAschulisch-Workshops im Internet auf www.diabetiker-bw.de/diaschulisch.

Ansprechpartner für DIAschulisch sind:
Reiner Hub (Projektleitung), Tel.: 0 79 41/6 16 15,
E-Mail: r.hub@diabetiker-bw.de und
Anica Towae (Anmeldung von Schulungen, Koordination/Organisation), Tel.: 01 76/46 79 06 10, E-Mail: diaschulisch@diabetiker-bw.de

Informationen gibt es auch bei der Geschäftsstelle DBW ­Diabetiker Baden-Württemberg e. V., Karlstraße 49a, 76133 Karlsruhe, Tel.: 07 21/6 80 78 64-0, Fax: 07 21/6 80 78 64-9, E-Mail: info@diabetiker-bw.de, Internet: www.diabetiker-bw.de

DJ: Welche Rückmeldungen bekommen Sie außerdem von den Teilnehmenden?
Hub:
Das Feedback, das wir sowohl von den Schulen und Kitas als auch von den Eltern erhalten, ist durchweg sehr positiv. Besonders gelobt werden das schnelle Zustandekommen einer Schulung wie auch die Mitwirkung der Eltern (s. o.).


Autor:

Nicole Finkenauer
Redaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag
Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (10) Seite XX

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