Ich soll zum Messen verschwinden …

< 1 minute

Ich soll zum Messen verschwinden …

Rechtsanwalt Oliver Ebert gibt Ihnen in der Diabetes-Journal-Rubrik Rechteck Antworten auf rechtliche und soziale Fragen rund um das Thema Diabetes.

Die Frage

Ich bin 45 Jahre, Typ-1-Diabetikerin und arbeite halbtags (20 Stunden/Woche) in einem Supermarkt; seit vier Jahren habe ich einen Schwerbehindertenausweis. Ich habe nun zunehmend Probleme mit meinem Chef. Zum einen verlangt er, dass ich zum Messen und Spritzen auf die Toilette oder in den Gemeinschaftsraum verschwinde. Und dann will er noch, dass ich regelmäßig Überstunden mache, auch bis spätabends. Kann ich mich dagegen wehren?

Claudia B., Saarbrücken

Oliver Ebert:

Der Arbeitgeber darf das Spritzen und Messen zwar nicht verbieten; er kann aber verlangen, dass dies diskret geschieht und Kunden bzw. Kollegen davon nichts mitbekommen. Auch wenn es lästig ist und durchaus diskriminierend anmutet: Gegen die Anordnung, sich zum Messen zurückzuziehen, wird man juristisch nichts unternehmen können.

Die Zulässigkeit von Überstunden hängt grundsätzlich von Ihrer Wochenarbeitszeit ab. Aufgrund Ihrer Schwerbehinderung können Sie zwar verlangen, von Mehrarbeit freigestellt zu werden. Dies bedeutet aber nicht, dass Sie gar keine Überstunden machen müssten. Unter Mehrarbeit versteht man diejenige Arbeit, die über die normale gesetzliche Arbeitszeit von 8 Stunden werktäglich hinausgeht. Überstunden gelten daher nur dann als Mehrarbeit, wenn die 8-Stunden-Grenze überschritten wird.

Etwas anderes würde nur gelten, wenn Sie aus gesundheitlichen Gründen nur eine Teilzeitbeschäftigung ausüben können und Ihnen aufgrund Art und Schwere der Behinderung nicht zumutbar wäre, auch nur vorübergehend länger zu arbeiten. Allein aufgrund des Diabetes werden diese Voraussetzungen aber nicht vorliegen.


von Oliver Ebert
REK Rechtsanwälte
Nägelestraße 6A, 70597 Stuttgart oder
Friedrichstraße 49, 72336 Balingen
E-Mail: Sekretariat@rek.de

Internet: www.diabetes-und-recht.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (6) Seite 56

Ähnliche Beiträge

Lea Raak im Interview: Durch Community zurück ins Leben

Lea Raak lebt seit dem Jahr 2011 mit einem Typ-1-Diabetes. Viele Fragen taten sich nach der Diagnose auf – und eine gewisse Verzweiflung. Die Community hat ihr zurück ins Leben geholfen: „Ich tue mein Bestes und alles andere kommt, wie es kommt.“

11 Minuten

#dedoc° voices meet DDG: die Patienten-Perspektive beim Diabetes Kongress

Im zweiten Teil der Berichte der #dedoc° voices vom diesjährigen Diabetes Kongress kommen weitere Menschen mit Diabetes zu Wort, die im Mai die Fachtagung in Berlin besucht haben, um ihre Perspektive einzubringen.

9 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert