It’s Festival-Time! Mit Diabetes auf Wacken

4 Minuten

Community-Beitrag
It’s Festival-Time! Mit Diabetes auf Wacken

365 Tage darauf gewartet und endlich war es so weit: Das Wacken Open Air, das weltgrößte Heavy Metal Open Air Festival im Nachbardorf, stand wieder an.

Wacken
Das Wacken Open Air – 80.000 Metalheads kommen jedes Jahr in das kleine Dorf Wacken.

Nachdem ich letztes Jahr einige Probleme hatte, problemlos durch die Sicherheitskontrollen zu gelangen („Spritzen sind hier nicht erlaubt, den Osaft muss ich aus einer Plastikflasche in eine Plastikflasche umfüllen (SINN?!?) etc.) habe ich dieses Jahr eine Bescheinigung meiner Ärztin mitgenommen. Blöderweise (ich kann die Entscheidung der Festivalgründer aber verstehen) waren Rucksäcke, Turnbeutel und Co auf dem Festivalgelände verboten und nur Bauchtaschen erlaubt. Na toll… Der Turnbeutel letztes Jahr hat gerade so eben für Ersatzkatheter, Notfall-KE, Messgerättasche mit Inhalt, Desinfektionsspray, Powerbank, Handy, Ohrstöpsel und Regenjacke gereicht… Da mein Vater schon einen Tag früher angereist war (während ich beruflich bis Mittwochnachmittag noch in Berlin war), hatte er beim DRK-Zelt schon nachgefragt, ob wir dort eine Notfall-Bauchtasche lassen könnten.

Problem trotz Arzt-Bescheinigung

Nachdem ich also Mittwochnacht (eher gesagt Donnerstagmorgen um halb eins) ankam und mit meinem Vater mein Bändchen abgeholt hatte, packte ich schon einmal eine „Notfall-Tasche“ für das Sani-Zelt.

Band
Nachts um 1:00Uhr in Wacken nach der Bändchen-Ausgabe. Blutzucker: 98 mg/dl (5,4 mmol/l).

Dort gingen wir gleich am nächsten Tag hin, nachdem wir mit unserer Truppe, die aus Familie, Freunden und Bekannten bestand, gefrühstückt hatten. Die Truppe bestand dieses Jahr aus insgesamt 17 Leuten. 2 davon Diabetiker, 1 Krankenpfleger und ein ehemaliger Betreuer aus meinem alten Heim. Also konnte theoretisch ja überhaupt nichts passieren. Nachdem ich fertig gefrühstückt hatte, dem anderen Diabetiker mit Pen-Kanülen ausgeholfen hatte und mein Insulin im Kühlschrank verstaut hatte, ging ich endlich los (ca. 13 Uhr). Ich hatte mir, weil es so warm war, ein T-Shirt angezogen, somit man Katheter und FreeStyle Libre sah. Für die Sicherheitskontrolle hatte ich meine Pumpe an den Ausschnitt des T-Shirts geklemmt, damit kein Verdacht auf eine Bombe etc. geschöpft wurde. Nachdem ich die Sicherheitskontrolle endlich passiert hatte (die haben sich leider trotz Bescheinigung wieder einmal angestellt), wartete mein Vater vor dem Sani-Zelt und ich ging hinein. Auf einer Bank vor dem Zelt saßen ein paar Sanis. Einer von ihnen sprach mich an, dass er genau die gleiche Pumpe habe, und fragte mich, ob ich auch das FreeStyle Libre trage. Ich zeigte ihm dann meinen linken Arm, den er von der rechten Seite natürlich nicht sehen konnte. Keine 20 Minuten auf dem „Holy Ground“ und schon einen Diabetiker getroffen! Sehr cool! 🙂

Wacken
80.000 Metalheads – und bestimmt nicht nur eine Handvoll Diabetiker 🙂

Höhen und Tiefen in Wacken

Nachdem ich einen Ansprechpartner gefunden hatte, sprach dieser einen der Sanis an, der mich dann zur „Apotheke“ bringen sollte. Dort konnte ich meinen Kram abgeben und jederzeit wieder abholen.

Danach bahnte sich schon die erste Unterzuckerung an und wir gingen in den Biergarten, um mir eine Cola zu besorgen. Auf dem Tagesplan standen abwechselnd Stehen und Sitzen, um verschiedene coole Bands anzuhören, kurz zu trinken und zu essen und dann wieder Bands anzusehen. Der Blutzucker ging dabei hoch und runter und als wir gegen 00:30 Uhr wieder auf unserem Zeltplatz waren, stellte ich erschreckt fest, dass ich nur für das Frühstück gespritzt hatte (und das auch nur zur Hälfte). Den fast kompletten Tag hatte ich die Pumpe ausgestellt und war immer wieder unterzuckert und wieder hochgegangen.

Zwischenablage02

Gummibärchen bis zum Abwinken

Am nächsten Tag (Freitag, der 5. August) verlief es fast genauso: Die Pumpe blieb fast nur aus, ich trank hin und wieder eine Cola und wir blieben relativ lange unten bei den Bühnen. Ich denke mal, der Matsch, der das Laufen erschwert hatte, ließ meinen Blutzucker immer wieder sinken. In der Nacht überraschte mich mein Messgerät dann mit einem Wert von 52 mg/dl (2,9 mmol/l)… Nach gefühlt 100 kleinen Tütchen Haribo fühlte ich mich dann „sicher“, sodass ich wieder einschlief.

Am Samstagmorgen weckten mich dann die Übelkeit des Fressflashs der Nacht und ein hoher Blutzucker. Trotzdem frühstückte ich, da ich den Tag über nicht viel essen würde, und spritzte zwar volle Korrektur, aber nichts für die 2 Brötchen, bevor ich dann mit einer Freundin runterging. Im Biergarten bekämpfte ich dann noch eine leichte Unterzuckerung mit einer Cola und wurde dort des Öfteren auf mein FreeStyle Libre und den Katheter angesprochen. Am Abend schauten wir dann eine Band an. Dabei unterzuckerte ich immer weiter und da wir beide eh nicht mehr stehen konnten, gingen wir gemeinsam meinen Notfall-Beutel holen. Denn die Tüten Gummibärchen hatte ich schon vernichtet und die Pumpe war auch schon aus.

Nachdem ich meinen Blutzucker wieder hochgepuscht hatte, gingen wir wieder zum Zeltplatz.

In der Nacht schaute ich mir noch einige Bands an, bevor ich um 2:30 Uhr ins Bett ging. Am Sonntag hatte ich dann nur hohe Werte, was nicht weiter schlimm war, da wir um 9 Uhr schon wieder abreisten. Nach einer ordentlichen Dusche, Katheterwechsel, einer großen Korrektur und 6 Stunden Schlaf ging es mir dann auch wesentlich besser. Der Blutzucker hatte sich wieder eingefangen und um 00:10 Uhr bestellte ich mit meinem Vater die Karten für das nächste Jahr 🙂

Zwischenablage01

Trotz Blogpulli habe ich leider keine weiteren Diabetiker getroffen. Vielleicht ändert sich das ja nächstes Jahr 🙂

Ähnliche Beiträge

Konzertabenteuer mit Diabetes

Wer schon einmal einen ganzen Tag mit dem Anstehen vor einem Konzert verbracht hat, weiß, wie viel Organisation und Vorbereitung solch ein Tag mit sich bringt. Doch das ist nichts im Vergleich mit der Planung, die solch ein Tag erfordert, wenn man Diabetes hat. Was dabei alles zu beachten ist und wie sie ihr Konzertabenteuer letztlich erlebt hat, erfahrt Ihr hier von Merle.

6 Minuten

Community-Beitrag

Die Höchsten Werte seit meiner Diagnose … und das auch noch in der Prüfungswoche

Während der Prüfungswoche erreichte Merles Blutzucker einen Rekordwert von über 600 mg/dl. Diese Phase war geprägt von Kopfschmerzen, Übelkeit und Konzentrationsschwierigkeiten, die ihr das Lernen erschwerten. Dank der Unterstützung ihrer Freunde und ihrer Entschlossenheit konnte sie die Prüfung trotzdem meistern.

9 Minuten

Community-Beitrag

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert