Katsch-Medaille geht 2015 an Karin Lange

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© K.I.T. Group GmbH / Foto: Dirk Deckbar
Katsch-Medaille geht 2015 an Karin Lange

Mit der Gerhardt-Katsch-Medaille, einer hohen Auszeichnung der Deutschen Diabetes Gesellschaft, wurde 2015 Professorin Karin Lange geehrt. Sie engagiert sich seit langem in der Entwicklung von Schulungs- und Behandlungskonzepten – und ist stellvertretende Chefredakteurin des Diabetes-Eltern-Journals.

Professorin Dr. Karin Lange (im Bild links) wurde in diesem Jahr während des Diabetes Kongresses in Berlin mit der renommierten Gerhardt-Katsch-Medaille der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) ausgezeichnet. Sie erhielt die Medaille, wie Laudatorin Professorin Dr. Anette-Gabriele Ziegler vom Helmholtz Zentrum München (rechts im Bild) ausführte, für ihr außerordentliches Engagement als Mitglied verschiedener Ausschüsse und der Leitlinienkommission der DDG. Sie ist

  • Mitglied im Ausschuss „Diabetologe DDG“
  • Vorsitzende des Ausschusses „Fachpsychologe/in Diabetes DDG“ innerhalb der „Arbeitsgemeinschaft Psychologie und Verhaltensmedizin“ und zweite Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft Psychologie und Verhaltensmedizin“
  • Mitglied der Leitlinienkommission „Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter“
  • Mitglied der Leitlinienkommission „Psychosoziales und Diabetes mellitus
  • Gründungsvorstand der „Arbeitsgemeinschaft pädiatrische Diabetologie“ (AGPD)
Gerhardt-Katsch-Medaille
Mit der Gerhardt-Katsch Medaille werden Persönlichkeiten geehrt, die sich besonders um das Wohl von Menschen mit Diabetes verdient gemacht haben. Die Medaille wird im jährlichen Wechsel an ein in der Betreuung von Menschen mit Diabetes tätiges Mitglied des Diabetesteams (Arzt, Diabetesberaterin, Psychologe) und einen Laien verliehen. 2014 wurde Oliver Ebert mit der Gerhardt-Katsch-Medaille ausgezeichnet; der Rechtsanwalt ist langjähriger Autor des Diabetes-Eltern-Journals und des Diabetes-Journals. Frau Professor Karin Lange ist seit der Gründung der Zeitschrift stellvertretende Chefredakteurin des Diabetes-Eltern-Journals.

Entscheidende Meilensteine für die DDG

„Ich glaube aber, wir können alle noch hinzufügen, dass wir nicht nur diese Ausschussarbeit wirklich anerkennen, sondern durch die unermüdliche Arbeit und das Engagement für die Patienten und in den Schulungsprogrammen, für den täglichen Umgang und das Akzeptieren der Krankheit hat Karin Lange wirklich ganz entscheidende Meilensteine für die Deutsche Diabetes Gesellschaft gesetzt”, so Prof. Ziegler.

Werdegang und Arbeitsschwerpunkt

Prof. Dr. Karin Lange hat in Braunschweig Psychologie studiert und dieses Studium 1982 mit dem Diplom abgeschlossen. Ab 1986 hat sie im Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf gearbeitet und ist dann 1990 nach Hannover gegangen, um dort am Institut für Medizinische Psychologie der Medizinischen Hochschule zu arbeiten. Dort begann auch die intensive Zusammenarbeit mit dem kinderdiabetologischen Team des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin „Auf der Bult“ (Leitung: Professor Dr. Thomas Danne). 2005 übernahm sie die Leitung des Instituts für Medizinische Psychologie.

Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte ist die Entwicklung von Schulungs- und Behandlungskonzepten für Kinder und Jugendliche mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes „Ganz besonders geht es dir, glaube ich, auch um immer um die Frage: Wie können die Kinder, die Familien die Krankheit bewältigen, was brauchen sie für psychologische Unterstützung und wie können wir hier auch die Kommunikation dieser Versorgung verbessern?“, sagte dazu Laudatorin Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler. Sie bezeichnete die Preisträgerin außerdem als „immer nach vorne blickend, immer innovativ, fortschrittlich und positiv, unglaublich positiv –das kannst Du, glaube ich, Deinen Patienten auf ganz besondere Art und Weise weitergeben.“ (Hier ein Überblick über Schulungsprogramme, an deren Entstehung Prof. Lange beteiligt war.)

Besondere Beziehung zu Gerhardt Katsch

Prof. Lange bedankte sich für die Auszeichnung – und antwortete: „Die Medaille ist für mich etwas sehr Besonderes, weil ich eine besondere Beziehung auch zu Gerhard Katsch habe.“ Als vor einigen Jahren ein Gutachten zu Gerhardt Katsch erstellt wurde, „habe ich gesehen, was Gerhardt Katsch geleistet hat. Es ist eine enorme Leistung, sich in sehr schwierigen Zeiten für Patienten einzusetzen, nicht mit dem Mainstream, sondern gegen den Mainstream. Er hat letztlich sogar das Risiko des eigenen Lebens eingegangen, um nicht nur Menschen mit Diabetes zu retten, sondern auch seine Heimatstadt Greifswald. Diesem Menschen zu folgen, ist eine ganz, ganz tolle Aufgabe, eine wichtige Aufgabe. Ich glaube, wir habe es heute hier in unserer Zeit sehr viel leichter, für Menschen mit Diabetes einzustehen, als es damals Gerhardt Katsch hatte. Und ich möchte deswegen auch allen anderen, die mich unterstützt und begleitet haben in den letzten Jahren, ganz herzlich danken und wünsche mir einfach, das Engagement, was du auch angesprochen hast, von uns allen für die Zukunft von Kindern mit Diabetes.

In ihrem anschließenden Vortrag beschäftigte sich Prof. Lange mit der Frage, wie Familien und Wissenschaftler mit einem bestehenden Diabetesrisiko umgehen können – insbesondere auch, wenn es um die Teilnahme an Studien geht.

Gerhardt Katsch
Der Internist Gerhard Katsch (1887-1961) gilt als einer der Begründer der Diabetologie in Deutschland. Auf seine Initiative hin wurde 1930 in Garz auf Rügen das erste Heim für die klinische und sozialmedizinische Betreuung von Menschen mit Diabetes gegründet. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war Gerhardt Katsch mit daran beteiligt, dass die Stadt Greifswald kampflos an die Rote Armee übergeben wurde. Nach dem Krieg leitete er bis zu seinem Tod das Institut für Diabetes-Forschung in Karlsburg bei Greifswald. Eine ausführliche Zusammenfassung zum Leben und Wirken Gerhardt Katschs können Interessierte auf den beiden folgenden Seiten lesen.

Nächste Seite: Das Leben Gerhardt Katschs: Anfänge +++ Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg +++ Garzer Thesen und Diabetikerheim Garz

Leben und Wirken Gerhardt Katschs nach dem Bericht der Historischen Kommission der DDG

Im Bericht der Historischen Kommission der Deutschen Diabetes Gesellschaft zu „Gerhardt-Katsch-Medaille“ aus dem Jahr 2004 wurden Leben und Wirken von Gerhardt Katsch ausführlich beschrieben. Die nachfolgenden Informationen und die Einordnung seines medizinischen Wirkens stammen aus diesem Bericht.

Anfänge

Gerhardt Katsch wurde am 12. Mai 1887 in Berlin geboren; sein Vater war Kunstmaler, Schriftsteller und Bühnenautor, seine Mutter Opern-Dramaturgin. Nach dem Abitur 1905 und einem Studienjahr an der Pariser Sorbonne nahm Katsch in Marburg sein Medizinstudium auf und wechselte dann nach Berlin, wo er1911 auch promovierte. Während des Ersten Weltkriegs diente Katsch als Sanitäts- und Bataillonsarzt, dadurch wurde die Ausbildung zum Internisten zeitweise unterbrochen.

Eröffnung des Diabetikerheims 1937

1917 wurde Katsch in Marburg habilitiert und war dann acht Jahre als Oberarzt und Chefarzt in Frankfurt tätig. Im September 1928 wurde Katsch als ordentlicher Professor an die Universität Greifswald berufen.

Zwei Jahre später, am 17. September 1930, wurde auf Initiative und unter der Leitung von Katsch das Erste Deutsche Diabetikerheim in Garz auf Rügen eröffnet, das 1937 um ein Forschungsinstitut erweitert wurde.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Über die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs schreibt die Historische Kommission der DDG:

Während des 2. Weltkrieges wurde Katsch zeitweise als „Sanitätsoffizier im Heer verwendet“. Über seine politische Belastung schreibt Katsch in einem „Antrag auf Belassung im Amt“ vom 13.3.1946: „Ich bin im Mai 1937 auf Drängen des Gauärzteführers Anwärter der NSDAP geworden und habe im Dezember 1943 mein Mitgliedsbuch, von dem ich allerdings keinerlei Gebrauch mehr gemacht habe, zugeschickt bekommen.“

1933 war Katsch in den „Stahlhelm“ eingetreten, der 1934 in Reserve-SA umbenannt wurde, die 1935 in der SA aufging. Katsch begründet den Eintritt in den Stahlhelm damit, dass er „einen gewissen Schutz gegen vielfache Angriffe suchen musste, die sich besonders daraus ergaben, dass ich einen jüdischen Assistenten…. nicht – wie man von mir forderte – unter Vorwänden entließ.“ Dabei handelte es sich um seinen langjährigen Mitarbeiter Herrn Prof. Dr. A. Lubin, der später nach Bolivien emigrieren konnte und die beschriebenen Vorgänge bestätigte.

Am Ende des Krieges war Katsch maßgeblich an der kampflosen Übergabe der Stadt Greifswald beteiligt. Katsch berichtet: „Meine radikale Trennung von allen Beziehungen zur NSDAP habe ich selbst vollzogen, indem ich unter Bruch meines Fahneneides planmäßig und im vollen Bewusstsein eine Handlung ausführte, auf die durch ausdrückliche Befehle von Hitler und Himmler der Tod durch den Strang stand.

Ich habe in Zusammenhang mit dem aufrechten Kommandanten von Greifswald, Oberst Petershagen, die Stadt Greifswald gegen strikte Befehle kampflos der Roten Armee übergeben und bin selbst mit dem damaligen Rektor und einem Vertreter von Oberst Petershagen als Parlamentär in der Nacht vom 29./30. April zum General der russischen Vorhut vorgedrungen.“

Nach dem Krieg

1945 wurde Katsch Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Greifswald, 1952 Ehrenbürger der Stadt, 1953 Ehrensenator der Universität. Von 1954 bis 1956 bekleidete er das Amt des Rektors der Universität, die ihm 1957 das Ehrendoktorat und die Goldene Ehrenkette verlieh. Die Emeritierung erfolgte im Jahre 1958.

Am 7. März 1961 verstarb Gerhardt Katsch in Greifswald an den Folgen eines Koronar-infarktes. Er wurde im Familiengrab in Berlin beigesetzt

Wissenschaftliche Arbeit

In seiner wissenschaftlichen Arbeit beschäftigte sich Katsch mit der Entstehung und auch der Vererblichkeit des Diabetes. Als im Sommer 1933 das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ („Erbgesundheitsgesetz“) verabschiedet wurde, waren nicht wenige Ärzte der Meinung, dass dieses Gesetz auch auf Diabetiker angewendet werden müsste – dem stand Katsch eindeutig ablehnend gegenüber. „Er stellte sich allen rassehygienischen Maßnahmen bei Patienten mit Diabetes energisch entgegen“, heißt es im Bericht der Kommission.

Die Garzer Thesen

Bei der Therapie des Diabetes hielt sich Katsch an seine „Garzer Thesen“ aus dem Jahr 1937: „Man darf den Diabetiker nicht zum unheilbaren Stoffwechsel-krüppel machen, sondern ihm die großen Möglichkeiten zeigen, seine Mängel auszugleichen. Er soll begreifen, dass er bedingt gesund ist.“ Die Therapie des Diabetes ruht nach ihm auf den vier Säulen Diät, Insulin, Arbeit und Gemeinschaftsleben, deren Grundlagen in den von ihm geschaffenen Diabetesheimen in Garz auf Rügen gelegt wurden.

Geburtshilfe für Frauen mit Diabetes und sozialmedizinisches Wirken

Ein Pionier war Katsch auf dem Gebiet der Schwangerschaft mit Diabetes (Einrichtung einer geburtshilflichen Station in Garz im Jahr 1952) und der Sozialmedizin. Ein Ziel von Katsch war es, Menschen mit Diabetes zu rehabilitieren und z. B. wieder ins Arbeitsleben einzugliedern. Er wollte, so Katsch, „die Zuckerkranken so gut ärztlich betreuen, dass sie als bedingt gesunde und bedingt arbeitsfähige Menschen gelten konnten.“ Auch sollten die Diabetiker in Garz so geschult werden, dass sie selbst mit ihre Krankheit zurechtkommen konnten. („ Man muss die Zuckerkranken in gediegener Weise zur Selbstführung schulen.“)

Die Lernziele der Schulung waren nach dem Bericht der Historischen Kommission der DDG:
Lernziele waren u.a.:

  • die Handhabung des diätetischen Kochens und die individuelle Einstellung des Kostplanes,
  • die individuell optimale Insulindosierung,
  • die Einstellung des Stoffwechsels bei dosierter körperlicher Bewegung und angepasster Arbeit.

Die Entwicklung des Diabetikerheims in Garz

Die Historische Kommission der DDG schreibt in ihrem Bericht:

„Die finanzielle Situation des Diabetikerheims war in den ersten Jahren sehr schwierig, so dass die Angestellten zeitweise ohne Gehalt arbeiten mussten. Gerhardt Katsch führte das Heim ehrenamtlich als ärztlicher Leiter. Eine Wende trat ein, als die Versicherung der Reichsbahn einen Vertrag mit dem Garzer Heim schloss.

1937 konnte ein Forschungsgebäude mit Laboratorien eingerichtet werden. 1947 wurde im Rahmen der Bodenreform „Schloß und Park Karlsburg“ für ein zweites Diabetikerheim zur Verfügung gestellt.

1955, 25 Jahre nach Gründung der Institution umfasste das Diabeteszentrum neben den Diabetikerheimen und den Forschungseinheiten eine Isolierstation für tuberkulöse Diabetiker, eine Augen- und Zahnstation, eine geburtshilfliche Abteilung, ein Heim für diabetische Kinder, ein Schulheim mit Internatsbetrieb, und später ein Altersheim für Diabetiker. Das „Diabetikerheim Garz/Rügen und Karlsburg – Anstalt zur Erforschung und Behandlung der Zuckerkrankheit“ ( Mohnike 1956) entwickelte sich zu einer der größten, erfolgreichsten und angesehensten Diabeteszentren der Welt.“


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Katschs Resümee

Die Historische Kommission der DDG lässt in ihrem Bericht noch einmal Katsch selbst zu Wort kommen und würdigt außerdem seine vielfältigen Leistungen:

„1958 schrieb Gerhardt Katsch rückblickend über produktive Diabetikerfürsorge: „Wenn ich mir und meinen Mitarbeitern opfervolle Pionierarbeit zumutete, so war das die Einsicht, dass etwas, wozu die medizinische Wissenschaft mit der Insulinentdeckung die Möglichkeit geschaffen hatte, optimal in die ärztliche Praxis zu übertragen, eine Verpflichtung sei.“

Das Resümee der Historischen Kommission

Die Historische Kommission war mit dem Bericht über Gerhardt Katsch beauftragt worden, um herauszufinden, ob die hohe Auszeichnung der DDG, die Gerhardt-Katsch-Medaille, weiterhin Katschs Namen tragen sollte. Die Kommission kommt zu folgendem Ergebnis:

„Als Ordinarius für Innere Medizin und Direktor der Medizinischen Universitätsklinik in Greifswald sowie Gründer und Leiter des Ersten Deutschen Diabetikerheims in Garz auf Rügen prägte Gerhardt Katsch wie kaum ein andere deutscher Arzt über drei Jahrzehnte lang die praktische und wissenschaftliche Diabetologie. Er arbeitete auf fast allen Gebieten der Diabetologie und publizierte seine Erkenntnisse und Auffassungen in zahlreichen Vorträgen und Abhandlungen.

Er zog eine große Zahl hochqualifizierter Mitarbeiter an sich, deren klinische und wissenschaftliche Arbeiten er anregte, förderte und begleitete. Über einige der Ergebnisse und Schlussfolgerungen ist die Zeit hinweggegangen, viele erwiesen sich jedoch als richtig und wegweisend.

Vorbildlich: System der “Produktiven Diabetikerfürsorge”
Besondere Verdienste erwarb er sich auf dem Gebiet der Behandlung, Betreuung, Schulung und Rehabilitation der Patienten mit Diabetes. Er schuf das auch sozial vorbildliche System der „Produktiven Diabetikerfürsorge“, das zur Desinvalidisierung der Diabetiker führte, die nach Jahren der Ausgrenzung als „bedingt gesund“ und „bedingt arbeitsfähig“ in das Sozial- und Gesellschaftsleben integriert wurden.

Mit dem „Diabetikerheim Garz/Rügen und Karlsburg“ begründete und leitete er eine Institution, in der seine ärztlichen und sozialmedizinischen Intentionen erforscht, umgesetzt und vervollkommnet werden konnten. Seine ärztliche Fürsorge galt den Diabetikern aller Altersgruppen, Kindern wie Erwachsenen, Schwangeren wie alten Menschen.

Kein Abweichen vom Grundgedanken ärztlicher Ethik
Gerhard Katsch gehörte, 1887 geboren, zu den deutschen Führungspersönlichkeiten, deren Sozialisation als Kind, Jugendlicher und junger Erwachsener während des Kaiserreichs, des 1. Weltkrieges und der Revolution geprägt wurde. Berufliche, ärztliche und wissenschaftliche Verantwortung trug er in zwei zentralistisch und totalitär geführten Staaten. Aus seinen Schriften geht hervor, dass er sich mit allen wissenschaftstheoretischen Zeitströmungen kritisch auseinandersetzte (Sozialdarwinismus, Positivismus, Pawlorismus, Psychoanalyse, Psychosomatik usw.).

Trotz aller Anfechtungen wich er nachweislich nie vom Grundgedanken ärztlicher Ethik, dem „Primum nil nocere“ des Hippokrates, ab. Das bewies er u.a. durch sein strikt ablehnendes Memorandum zur Anwendung des „Erbgesundheitsgesetzes“ hinsichtlich der Sterilisation von Diabetikern, durch seine Ablehnung der Interruptio bei schwangeren Diabetikern und in mittelbarer Weise auch bei der durch die Todesstrafe bedrohten Übergabe der Stadt Greifswald an die Russen im April 1949.

Kein ideologischer Anhänger der Herrschaftssysteme
Gerhardt Katsch war aufgrund seiner Position, seines Ansehens und seines Berufes als akademischer Lehrer eine öffentliche Person. In zahllosen Gesprächen, Vorlesungen, Vorträgen und Publikationen trug er seine Auffassungen und Meinungen vor.
Es sind nachweislich keine mündlichen oder schriftlichen Äußerungen bekannt, die ihn als ideologischen Anhänger eines der beiden Herrschaftssysteme ausweisen, in denen er lebte. Es sind auch im Gegensatz zu vielen Vertretern der Eliten seiner Zeit keine national-konservativen und antisemitischen Tendenzen bei Gerhardt Katsch erkennbar.

Katsch folgte dem “Therapeutischen Imperativ des Artzes”
Er war sicher ein autoritär auftretender Lehrer mit sehr strengen, manchmal hart erscheinenden Anforderungen an sich selbst und seine Mitarbeiter und ein Mensch, der in seiner ärztlichen und wissenschaftlichen Arbeit aufging und die ethische Verpflichtung, den „Drang“, in sich spürte, als Arzt kranken Menschen zu helfen und sie zu trösten. Im Kant`schen Sinne war die Einstellung zu seinem Beruf durch Auftrag und Pflichterfüllung geprägt, oder wie er es selbst nannte, durch den „Therapeutischen Imperativ des Arztes“.

Katsch soll Namensgeber bleiben
Nach eingehender Auseinandersetzung mit dem Lebensweg und dem Lebenswerk von Gerhardt Katsch sind die Mitglieder der Historischen Kommission zu der Auffassung gelangt, dass der Vorstand der Deutschen Diabetes-Gesellschaft gut beraten war, der Auszeichnung für „Persönlichkeiten, die sich in der Laienarbeit verdient gemacht haben“ den Namen „Gerhardt-Katsch-Medaille“ zu geben. Die „Gerhardt-Katsch-Medaille“ sollte daher auch in Zukunft verliehen werden.“

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