Mit neuer Sichtweise zurück nach Deutschland

3 Minuten

Community-Beitrag
Mit neuer Sichtweise zurück nach Deutschland

[Dieser Beitrag enthält unbeauftragte Markennennung.]

Als ich diese Reise angetreten habe, dachte ich, ich werde hier ganz viel zu berichten haben und hatte schon 100 Ideen im Kopf. Wie es so oft im Leben ist, hat dann leider vorne und hinten die Zeit gefehlt.

Zu erzählen habe ich trotzdem noch viel, denn ich habe viel gelernt in den USA. Über mich, über meinen Diabetes, über meine Denkweise.

Striktes Diabetesmanagement

Jeder, der mich und mein Diabetesmanagement kannte, hat immer gesagt, ich sei sehr streng mit mir selbst. Stets habe ich perfekte Dexcom-Kurven erstrebt und genau darauf geachtet, dass meine Werte nicht nach oben durch die Decke gehen. Ich habe mir immer viel Zeit genommen, meine Werte und Vorgaben zu optimieren. Einmal alle 3 Monate habe ich strikt meinen Basalratentest durchgezogen, auch wenn ich vom „Zwangsfasten“ genervt war.

Die ersten Wochen in den USA war ich weiterhin sehr dahinter, alles gut optimiert zu halten. Langsam, aber sicher hatten sich dann aber die Faulheit und der „Zeitmangel“ eingeschlichen.

In den USA laufen die Uhren anders

Meine größte Sorge vor meinem Abflug war, dass ich meinen Arbeitskollegen bei Disney mit meinem Diabetes auf die Nerven gehen würde und zu viel verlange, wenn ich regelmäßig meine Arbeit unterbrechen müsste. Auch wenn bei Disney jeder sehr verständnisvoll war, hatte ich immer im Hinterkopf: „Sei nicht zu aufdringlich und fordernd.“ Also war ich das auch nicht!

Während ich in Deutschland bei einem Wert über 200 mg/dl (11,1 mmol/l) sofort zu meiner Pumpe gesprintet wäre und alles stehen und liegen gelassen hätte, habe ich mir in den USA einfach gedacht: „Von der halben Stunde mit dem Wert stirbst du jetzt nicht.“

Natürlich lief nicht immer alles glatt. Natürlich hatte ich während der Arbeitszeit auch mal einen Unterzucker. In diesem Fall bin ich dann fix zur nächsten Sodamaschine, habe mir eine Cola rausgelassen und 2 Minuten später ging es weiter.

Quelle: Nadja Thümling

Weitermachen!

Natürlich hat mich niemand dazu gezwungen, aber ich wollte mir selbst etwas beweisen. Der Job bei Disney war in den ersten Wochen körperlich sehr fordernd und ich bin auch das ein oder andere Mal an meine physischen und psychischen Grenzen gekommen, dazu aber ein anderes Mal mehr.

Ich wollte mir selbst etwas beweisen. Ich hatte mir selbst in den Kopf gesetzt, dass mich diese Krankheit nicht aufhalten würde, und ich wollte genauso gefordert werden wie jeder andere meiner Kollegen.

Ein neuer Lebensstil

Mal abgesehen von der neuen Arbeitssituation habe ich in den USA auch ein komplett anderes Leben geführt. Wir waren oft essen oder haben uns einen schnellen Imbiss im Park geholt an unseren freien Tagen. In einem Land, in dem ein „Snack“ mal eben locker 10KE hat, ist das natürlich eine Herausforderung. Und auf meinen morgendlichen Ice-Coffee mit french Vanilla und extra Creamer und stolzen 37g Kohlenhydraten WOLLTE ich einfach nicht verzichten.

Quelle: Nadja Thümling

Was dich nicht umbringt…

Nach ein paar Wochen ist mir aufgefallen, dass auch noch alles gut läuft, wenn meine Werte nicht dauerhaft über 90% im Zielbereich sind. Und mit dieser Strategie bin ich die letzten Monate recht gut gefahren.

Mein HbA1c liegt trotzdem mit 6,1% im absolut grünen Bereich. Darauf bin ich sehr stolz. Auf der anderen Seite hat mich diese Erfahrung sehr viel gelehrt! Man wird nicht immer die Zügel in der Hand haben können und alle 5 Minuten auf den Dexcom zu schauen und sich Gedanken über seine Werte zu machen ist auch nicht erstrebenswert. Natürlich sollte man sobald wie möglich reagieren, wenn der Blutzucker nach oben oder nach unten ausbricht. Aber auch mal ein hoher Wert ist menschlich und bringt einen nicht sofort um.

Quelle: Nadja Thümling

Zukunftsausblick

Wie geht es nun weiter, da ich wieder in Deutschland bin? Ich hoffe einfach, ich kann meine entspannte Denkweise beibehalten, ohne ins Negative abzudriften. In den letzten 5 Jahren habe ich mich von einer sehr nachlässigen zu einer überstrikten Diabetikerin entwickelt. Ich hoffe einfach, dass ich jetzt auf dem Weg zum gesunden Mittelweg bin.


Mehr über Nadjas USA-Aufenthalt erfahrt ihr hier:

Ähnliche Beiträge

Lea Raak im Interview: Durch Community zurück ins Leben

Lea Raak lebt seit dem Jahr 2011 mit einem Typ-1-Diabetes. Viele Fragen taten sich nach der Diagnose auf – und eine gewisse Verzweiflung. Die Community hat ihr zurück ins Leben geholfen: „Ich tue mein Bestes und alles andere kommt, wie es kommt.“

11 Minuten

#dedoc° voices meet DDG: die Patienten-Perspektive beim Diabetes Kongress

Im zweiten Teil der Berichte der #dedoc° voices vom diesjährigen Diabetes Kongress kommen weitere Menschen mit Diabetes zu Wort, die im Mai die Fachtagung in Berlin besucht haben, um ihre Perspektive einzubringen.

9 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert