Mutter und Kind profitieren von künstlicher Bauchspeicheldrüse

2 Minuten

© © underdogstudios - Fotolia
Mutter und Kind profitieren von künstlicher Bauchspeicheldrüse

In der Schwangerschaft ist ein Typ-1-Diabetes besonders schwer einzustellen. Mit der sich noch im Forschungsstadium befindlichen Closed-Loop-Technologie können jedoch bessere Blutzuckerwerte bei der werdenden Mutter erzielt werden als mit bisherigen Therapieoptionen, wie britische Forscher nun nachweisen konnten. Dies hat entscheidene Vorteile für Mutter und Kind.

In einer kleinen Praxisstudie konnten Forscher des Instituts für Metabolische Forschung an der Universität Cambridge (Großbritannien) aufzeigen, dass mit der Verwendung einer künstlichen Bauchspeicheldrüse insbesondere bei schwangeren Frauen mit Typ-1-Diabetes eine erhebliche Verbesserung der Blutzuckereinstellung erreicht werden kann. Die Ergebnisse wurden publiziert in der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine.

An der Untersuchung nahmen 16 werdende Mütter mit Typ-1-Diabetes im Alter von 16 bis 44 Jahren teil. 14 von ihnen wurden mit einem System ausgestattet, das die Funktion einer gesunden Bauchspeicheldrüse nachahmt (Closed-Loop-System) – also kontinuierlich den Blutzuckerspiegel misst und bei Bedarf eigenständig die notwendige Menge an Insulin abgibt. Die übrigen zwei Patientinnen bildeten die Kontrollgruppe und wendeten im Untersuchungszeitraum eine Insulinpumpentherapie an. Alle Probandinnen brachten gesunde Kinder zur Welt.

Um 25 Prozent bessere Blutzuckereinstellung mit Closed-Loop-System

Die anschließende Auswertung der Daten zeigte, dass die Frauen, die ein Closed-Loop-System nutzten, eine im Schnitt um 25 Prozent bessere Blutzuckereinstellung aufwiesen als die beiden Frauen mit einer Insulinpumpentherapie. Obgleich die recht überschaubare Größe des Teilnehmerfeldes und vor allem die sehr kleine Kontrollgruppe es schwierig macht, die gewonnen Daten auf eine größere Population zu projizieren, zeigte sich Dr. Elizabeth Robertson, Forschungsdirektorin bei der Organsiation Diabetes UK, begeistert:

„Diese Studie ist ein echter Durchbruch, um Frauen ein verbessertes Selbstmanagement ihres Typ-1-Diabetes zu ermöglichen, und wir sind sehr gespannt bezüglich der weiteren Entwicklungen dieses Forschungszweigs. Die Closed-Loop-Technologie hat das Potential, die Behandlung des Typ-1-Diabetes grundlegend zu verändern und könnte richtungsweisend vor allem für schwangere Frauen mit Diabetes sein, die mit bisherigen Mitteln oftmals große Mühe haben, eine gute Blutzuckereinstellung zu erreichen.“

Bislang schwierig: normnahe Blutzuckereinstellung in der Schwangerschaft

Auch die Leiterin der Untersuchung, Dr. Zoe Stewart, äußerte sich optimistisch: „Die effektive Behandlung eines Typ-1-Diabetes in der Schwangerschaft ist besonders schwierig – die hormonalen Schwankungen, die bei werdenden Müttern auftreten, machen es sehr schwer, die jeweils aktuell richtige Insulindosis für jede Frau zu finden. Mit dem Therapie-Ansatz der künstlichen Bauchspeicheldrüse konnten wir eine bessere Blutzuckerkontrolle erreichen als mit den bisher verfügbaren Behandlungsmethoden.“

Eine möglichst normnahe Blutzuckereinstellung ist generell ein wichtiges Ziel in der Behandlung aller Diabetespatienten, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Bei werdenden Müttern mit Diabetes ist es aber von noch größerer Bedeutung, da dauerhaft schlechte Werte in der Schwangerschaft zu teils schwerwiegenden Komplikationen führen können, z. B. Frühgeburten, zu große und zu schwere Neugeborene, Totgeburten oder Fehlbildungen beim Kind.

Künstlichen Bauchspeicheldrüse: Marktreife in zwei Jahren?

Der Ansatz der künstlichen Bauchspeicheldrüse, die Closed-Loop-Technologie, ist derzeit noch nicht marktreif. Allerdings prüfen aktuell die Zulassungsbehörden in den USA und Großbritannien Modelle, die ab Ende 2018 verfügbar sein könnten.


von Gregor Hess
Redaktion diabetes-online.de, Kirchheim-Verlag,
Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-online.de

Ähnliche Beiträge

Lea Raak im Interview: Durch Community zurück ins Leben

Lea Raak lebt seit dem Jahr 2011 mit einem Typ-1-Diabetes. Viele Fragen taten sich nach der Diagnose auf – und eine gewisse Verzweiflung. Die Community hat ihr zurück ins Leben geholfen: „Ich tue mein Bestes und alles andere kommt, wie es kommt.“

11 Minuten

#dedoc° voices meet DDG: die Patienten-Perspektive beim Diabetes Kongress

Im zweiten Teil der Berichte der #dedoc° voices vom diesjährigen Diabetes Kongress kommen weitere Menschen mit Diabetes zu Wort, die im Mai die Fachtagung in Berlin besucht haben, um ihre Perspektive einzubringen.

9 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert