Reger Austausch, neueste Informationen

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© Mike Fuchs
Reger Austausch, neueste Informationen

Update Diabetes-Technologie: Wo stehen wir, was kommt, was bleibt? – Das war das Motto des diesjährigen T1Day Ende Januar. Beim T1Day können sich Menschen mit Diabetes auf den neuesten Stand in der Diabetes-Technologie bringen, Fragen stellen und mitdiskutieren. Wie schon 2021 saßen sowohl die meisten Menschen, die Vorträge hielten, als auch alle Zuschauerinnen und Zuschauer vor dem Bildschirm, um sich über die neuesten Entwicklungen zu informieren und sich auszutauschen.

Der Vorteil eines virtuellen T1Day: Zu den Vorträgen und t-Camps konnten alle kommen. In den Jahren davor waren die Tickets für die Präsenz-Veranstaltung meist recht schnell ausverkauft gewesen … Trotzdem sehnen sich viele danach, sich wieder einmal in der realen Welt zu sehen.

© Mike Fuchs | Hinter den Kulissen: Damit der DiaTec-Kongress und der T1Day reibungslos auf den Bildschirmen der Zuschauer übertragen werden konnte, war ein hoher technischer Aufwand und emsiges Treiben des Teams notwendig.

Dass eine solche virtuelle Veranstaltung nur mit sehr großem technischen Aufwand zu bewältigen ist, ist auf dem Bild oben (aufgenommen beim DiaTec-Kongress) gut zu sehen. Vor allem Professor Lutz Heinemann und Professor Bernd Kulzer, die beide zum Programm-Team gehören, waren im Studio aktiv, ebenso Moderatorin Shirin Valentine. Die meisten anderen Rednerinnen und Redner wurden zugeschaltet. Das bestimmende Thema während des T1Days – und auch schon während des DiaTec-Kongresses, bei dem sich alle treffen, die sich beruflich für Diabetes-Technologie interessieren: AID-Systeme.

Man darf keine Heilung erwarten – aber mehr Zeit im Zielbereich

Also, AID-Systeme. Professor Lutz Heinemann, Initiator des T1Days, meinte zum Anfang seines Vortrags im ersten Symposium: „Warum muss ich mir schon wieder so eine Abkürzung merken?“ Eher eine rhetorische Frage, denn AID-Systeme sind allgegenwärtig, wenn es um moderne Diabetes-Technologie geht.

AID steht für automatische Insulindosierung. Die heutigen AID-Systeme sind „Hybrid-Closed-Loop“-Systeme – wer ein solches System nutzt, muss also weiterhin vor dem Essen einen Insulinbolus abgeben. Es läuft also nicht alle automatisch, wie manche zunächst denken. Heinemann: „Ein Problem ist die Erwartungshaltung – man darf keine Heilung erwarten. Aber ein AID-System ist eine große Hilfe.“ Als Vorteile zählte er u. a. auf: Verbesserung der Glukosekontrolle bei weniger akuten Entgleisungen (also eine höhere Sicherheit) und: mehr Zeit im Zielbereich bei gleichzeitig weniger Zeit im niedrigen Glukosebereich.

Außerdem stellte Heinemann in Aussicht, dass weiterentwickelte AID-Systeme mittels künstlicher Intelligenz in der Lage sein werden, die individuellen Lebensmuster des Nutzers/der Nutzerin zu erlernen und so die Insulindosierung noch besser an die spezifischen Bedürfnisse anzupassen.

Ohne Schulung geht es nicht

Ein AID-System nimmt denjenigen, die es nutzen, viele Entscheidungen ab – das wollen jedoch nicht alle, wie Diabetesberaterin Ulrike Thurm betonte. Aber auch wer sich die Diabetestherapie durch ein AID-System erleichtern möchte, muss umfassend auf Insulinpumpe und CGM-System geschult sein, sagte Ulrike Thurm – und stellte für jedes der derzeit nutzbaren AID-Systeme vor, welche Punkte noch einmal besonders geschult/bedacht werden sollten. Wer seine Kenntnisse auffrischen möchte, wird übrigens fündig auf www.blood-sugar-lounge.de, dort hat sie in den Spectrum Shorts Module des CGM-Schulungsprogramms Spectrum als Erklärvideos veröffentlicht.

© T1Day/Screenshot: Kirchheim-Verlag | Professor Bernhard Kulzer stellte während des T1Day Ergebnisse aus der Umfrage für den D.U.T-Report 2022 vor. Auch hier im Fokus: AID-Systeme.

Nicht jeder möchte also ein AID-System haben, nicht jeder möchte Kontrolle abgeben – aber wäre ein solches System denn theoretisch für alle geeignet? Auf diese Frage antwortet der Psychologe Prof. Bernhard Kulzer „mit einem großen Ja mit kleinen Einschränkungen“ – und mahnt ein Erwartungsmanagement an zwischen überzogenen Erwartungen und unterschätztem Aufwand.

Reger Austausch während der t-Camps

Der T1Day besteht aber bei Weitem nicht nur aus Vorträgen (zu denen natürlich auch Fragen gestellt werden konnten) – mit den t-Camps gibt es auch ein Format, in dem es mehr um Erfahrungsaustausch und Diskussion geht. Im Camp „Diabetes im Leben“ waren Diabetesberaterin Sarah Biester und Diabetologe Dr. Markus Menzen als Experten in der Videokonferenz mit dabei. Die beiden gaben zum Start einige Informationen – danach entstand eine Gespräch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Viele erzählten von ihren Sporterfahrungen, erklärten, wann vor dem Sport und um wie viel sie die Basalrate senken. Menzen und Biester steuerten dazu ihre professionelle Expertise bei. Weiterhin ging es um das Thema „Insulin und Hitze“ und um Diabetes auf Klassenfahrten – zum Umgang mit dem Diabetes bei Partys und Festen gab es in Zeiten von Corona kaum Redebedarf.

Ein weiteres Thema der Camps waren z. B. „Green Diabetes“ mit Dr. Katrin Kraatz, Chefredakteurin des Diabetes-Journals, und Lutz Heinemann. Vorgestellt wurden erste Ergebnisse der DJ-Umfrage zum Diabetes-Abfall, zusammen wurden dann Ideen gesammelt, wie diese Art von Müll vermieden werden kann.

Ganz am Ende des T1Day kam noch Antje Thiel, Autorin der Diabetes-Community Blood Sugar Lounge, zu Wort: „Ich ziehe unheimlich viel Motivation aus der Community“ – ein wunderbares Satz zum Schluss, der auch zu diesem lebendigen T1Day passt.


Autor:

Nicole Finkenauer
Redaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag
Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2022; 71 (3) Seite 10-11

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